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Vibrionen, Blaualgen, Petermännchen: Diese Gefahren lauern in der Ostsee

Vibrionen, Blaualgen, Petermännchen: Diese Gefahren lauern in der Ostsee

Diese Gefahren lauern in der Ostsee

Christina Norden/shz.de
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
„Piranha der Ostsee“: ein Neunauge Foto: M. Buschmann, Schutzstation Wattenmeer/shz.de

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Die Zahl der Vibrionen-Infektionen in SH könnte durch die steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels zunehmen. Wie gefährlich ist die Ostsee und wie kann man sich schützen?

Immer mal wieder gibt es im Sommer auch in Schleswig-Holstein Warnungen der Gesundheitsbehörden vor Vibrionen in der Ostsee. Das gilt insbesondere ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen. Auch Todesfälle aufgrund von Infektionen mit den Bakterien hat es in der Vergangenheit gegeben.

Und Experten fürchten: die Zahl sommerlicher Vibrionen-Infektionen könnte in den kommenden Jahren in Folge der globalen Erwärmung insbesondere an der Ostseeküste weiter zunehmen.

Doch was sind das für Bakterien? Und welche Gefahren drohen noch aus der Ostsee?

Vibrionen

Mediziner nennen sie den „Fluch der Karibik“. Die vibrio vulnificus-Bakterien leben eigentlich in tropischen Gewässern. Durch die Erwärmung der Ostsee tauchen die Keime aber auch vor unseren Küsten auf – mit verheerenden Folgen: Durch kleinste Wunden, wie Abschürfungen oder Risse, dringen die Vibrionen in die Haut ein und verursachen zunächst eine Wundinfektion mit blutigen Hautblasen. Im schlimmsten Fall können Menschen sterben.

Das Gesundheitsministerium macht deshalb schon seit einer Weile die ortsansässigen Ärzte verstärkt auf die Symptome aufmerksam – beispielsweise durch Publikationen im Ärzteblatt. Denn, dass die Erkrankung schnell erkannt und entsprechend behandelt wird, ist wichtig.

Für gesunde Menschen sind Vibrionen dagegen harmlos.

Blaualgen

Blaualgen sind eigentlich Bakterien (Cyanobakterien) und kommen natürlicherweise in der Ostsee vor. Sie vermehren sich bei längeren Schönwetterperioden massenhaft und können giftig sein.

Der Kontakt mit der Haut und die orale Aufnahme können zu verschiedensten Beschwerden wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Atemnot, Hautreizungen oder Quaddeln führen. Auch Hundebesitzer sollten aufpassen, denn auch warmblütige Tiere sind gefährdet.

Das Gesundheitsministerium rät: „Wenn Sie bis zu den Knien im Wasser stehen und Ihre Füße nicht mehr erkennen können, ist das Baden vorsorglich zu unterlassen.“ Bei Kontakt mit stark algenhaltigem Wasser sollte man sich umgehend mit Seife abwaschen oder abduschen sowie die Badekleidung gut auswaschen.

Feuerquallen

Feuerquallen sind die gefährlichsten ihrer Art. Ihr starkes Nesselgift ist zwar nicht tödlich, kann aber zu starkem Hautausschlag, Schwindel und Erbrechen, Fieber sowie Atemnot führen. Wenn man im Wasser mit Feuerquallen in Kontakt kommt, sollte Ruhe bewahrt werden.

Speiseessig oder Rasierschaum auf den betroffenen Stellen können laut Naturschutzbund helfen, die Beschwerden zu lindern. Nesselfäden und Tentakeln sollten dann mit einem stumpfen Gegenstand abgeschabt oder mit Sand oder Salzwasser abgewischt werden.

Auf keinen Fall sollten die Stellen mit Süßwasser oder Alkohol abgewischt werden, da dann weitere Nesselkapseln platzen.

Petermännchen

Das Petermännchen ist der einzige Giftfisch, der in Norddeutschland vorkommt. Gelegentlich kommt es vor, dass sich Strandurlauber durch eine Berührung mit dem Fisch Vergiftungen zuziehen – meist, weil sie aus Versehen auf ein Tier treten. Die Tiere graben sich im Frühjahr und Sommer zum Laichen im flachen Wasser im Meeresboden ein.

Stichverletzungen sind an den deutschen Küsten aber selten.

Die 15 bis 40 Zentimeter großen Fische zählen zur Ordnung der Stachelflosser und besitzen an der vorderen Rückenflosse mit Giftdrüsen versehene Stachel sowie einen giftigen Dorn am Kiemendeckel. Die Verletzungen sind zwar in der Regel nicht lebensgefährlich, das Gift kann aber heftige Schmerzen verursachen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem allergischen Schock und Herzstillstand kommen. Es sind aber keine Todesfälle durch Petermännchen bekannt. Eine Behandlung durch einen Arzt ist aber notwendig.

Tipp: Bei dem Gift handelt es sich um überwiegend um hitzeempfindliche Eiweiße. Erhöht man also die Temperatur an der Einstichstelle, kann die Wirkung deaktiviert werden.

Neunauge

Als „Piranha der Ostsee“ werden die Neunaugen bezeichnet. Die bis zu 1,5 Meter langen aalartigen Fische saugen sich an ihrer Beute (meist Fische) fest und saugen das Blut ihrer Opfer. 2009 wurde in Damp auch ein Schwimmer angegriffen. „Der Fisch saugt sich an seinem Opfer fest und beißt Teile aus dem Angegriffenen heraus“, so der damalige Wachleiter Wolfgang Wallmeier.

Aus Expertensicht sind Neunaugen aber völlig ungefährlich. Wenn überhaupt, komme es zu Abschürfungen. Giftig ist der Fisch nicht.

Phosphor und andere Munitionsüberreste

Es sieht aus wie Bernstein, ist es aber nicht. An den Stränden Schleswig-Holsteins kann Phosphor angeschwemmt werden. Weißer Phosphor ist selbstentzündend, hochgiftig, im Meer unbegrenzt beständig und kann deshalb nicht mit Wasser gelöscht werden.

Phosphor an der Ostseeküste kann aus Weltkriegsmunition stammen. Auch andere verdächtige metallische Gegenstände am Strand sind laut Landeskriminalamt (LKA) mit Vorsicht genießen. Das LKA warnt davor, unbekannte Gegenstände zu berühren und mitzunehmen.

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