Flensburg

Warum plötzlich zwei riesige Steine am Südermarkt liegen

Warum plötzlich zwei riesige Steine am Südermarkt liegen

Warum plötzlich zwei riesige Steine am Südermarkt liegen

SHZ
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Bernd Münster bei der Installation eines der beiden Steine. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Nach einer kontroversen Debatte im Kirchengemeinderat: Am Freitag im Morgengrauen lud ein Kranwagen zwei gewaltige Findlinge vor der Nikolaikirche ab.

Er fällt auf, dieser Stein. Wer über den Holm zum Südermarkt geht, kann ihn mit seiner Aufschrift „Fuer die Unterdrueckten“ kaum übersehen. Am Freitag im Morgengrauen wurde er mit einem Kranwagen angeliefert und auf den Rasen vor der Nikolaikirche gesetzt. Mit dabei: Bernd Münster (66), Künstler aus Quern und ehemaliger Lehrer an der Flensburger Werkkunstschule.

Er hat aus dem zwei Tonnen schweren Findling, der Tausende Jahre irgendwo in Angeln im Erdreich lag, ein Kunstwerk gemacht. Und aus einem zweiten, noch etwas schwereren Stein, ebenfalls. Der zweite Stein mit einem Gedicht über das Warten, das Bernd Münster selbst verfasst hat, liegt nicht ganz so auffällig seitlich neben der Kirche hinter der Südermarkt-Plattform.

Kontroverse Debatte im Kirchengemeinderat

„Vor acht Wochen hat Herr Münster uns gefragt, ob er seine Steine bei uns aufstellen darf“, sagt Nikolaikirchen-Pastor Marcus Friedrich. Ein schnelles Ja gab es nicht als Antwort. Friedrich berichtet von einer kontroversen Diskussion im Kirchengemeinderat. „Es wurde gefragt: Wo ist denn da das Positive?“ Am Ende aber sprach sich das Gremium mehrheitlich für die beiden Steine aus, die nun zunächst einmal für ein Jahr vor der Kirche bleiben dürfen.

Die Findlinge sehen aus wie Gedenksteine. Aber Gedenken an was? Wie vielfältig sich die Kunstwerke interpretieren lassen, wird schon im kurzen Gespräch mit Pastor und Künstler deutlich.

Gedenken an die Corona-Lockdowns?

Marcus Friedrich denkt bei den Zeilen über das Warten an die Corona-Lockdowns, auf deren Ende alle gewartet haben. Das ist insofern passend, als dass Bernd Münster in der Zeit der Pandemie an ihm gearbeitet hat und ihn mit dem Geld finanziert hat, dass er vom Staat als Corona-Unterstützung für freischaffende Künstler bekommen hat.

Aber ein Zusammenhang zwischen dem Warten-Gedicht und der Pandemie? „Den Gedanken hatte ich nicht“, sagt Münster. Vielleicht wartet sogar der Stein selbst darauf, dass irgendwas mit ihm passiert, meint er.

Und dann hat er noch eine Bemerkung die klingt wie eine Antwort auf die kritische Frage nach dem Positiven aus dem Kirchengemeinderat. „Es gibt so viele schöne Steine, die traurig in der Gegend liegen, zum Beispiel als Parkplatz-Absperrungen.“ Da habe er zwei Steine einfach für sich wirken lassen wollen. Als Kunstwerke ganz ohne Funktion als Mahnmal, Grabstein oder Denkmal.

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