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Wegen Wandel und Spar-Zwang: Altstadt-Kirchen richten Arbeit neu aus

Altstadt-Kirchen richten Arbeit neu aus

Altstadt-Kirchen richten Arbeit neu aus

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Immer mehr Gläubige bleiben den Kirchen fern. In den Lübecker Altstadtgemeinden soll nun gegengesteuert werden. Foto: Alexander Steenbeck/shz.de

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Gottesdienste für Touristen und zu anderen Zeiten, dazu eine engere Zusammenarbeit: Die Veränderungen sollen Signalwirkung haben, sagt Pröpstin Petra Kallies.

Der gesellschaftliche und demografische Wandel hinterlässt auch in der kirchlichen Landschaft seine Spuren. Nun hat der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Pläne präsentiert, wie die Gotteshäuser in der Innenstadt und die Aktionen der Gemeinden in Zukunft erlebt werden sollen.


Denn in Deutschland ist der Anteil der Kirchenmitglieder unter 50 Prozent der Bevölkerung gesunken. Und nicht nur weniger organisierte Gläubige gilt es zu versorgen, sondern auch die Zahl der Pastoren sinkt. Nach gegenwärtigem Planungsstand werden bereits ab 2024 und verstärkt ab 2027 auch die vier Lübecker Innenstadtgemeinden mit deutlich weniger Pastoren arbeiten müssen.

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Stellen der Pastoren, die aus Altersgründen aus dem Dienst ausscheiden, werden nicht oder nur teilweise nachbesetzt. Dom-Pastor Martin Klatt erklärt: „Wir betreten Neuland. Neue Möglichkeiten zeichnen sich ab, aber auch schmerzliche Abschiede von Liebgewordenem und Kostbarem.“


Touristen statt Einwohner

Unter anderem mit einem neuen Gottesdienstkonzept wollen die vier Innenstadt-Gemeinden konstruktiv auf die Notwendigkeit zur Veränderung reagieren. Dass sich insgesamt Gewohnheiten geändert haben, davon spricht Robert Pfeifer, Pastor an St. Marien. Die Konsequenz: „Wir überlegen, wie der 12 Uhr-Gottesdienst an das überwiegend touristische Publikum angepasst werden kann.“

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Generell solle die Zusammenarbeit unter den Gemeinden verstärkt werden und Gottesdienste an Feiertagen nicht mehr zeitgleich stattfinden, ergänzte Pastor Thomas Baltrock. Im vergangenen Jahr wurde bereits beschlossen, dass die Gemeinden enger zusammenrücken. Die St.-Jakobi-Kirchengemeinde feiert seit Ostern 2021 „Jakobi Punkt 5“ immer sonnabends um 17 Uhr. „Dieses Modell hat sich bewährt, wir begrüßen seitdem viele neue Gäste“, sagte Pastor Lutz Jedeck. Nun haben sich die Gemeinden darauf geeinigt, dass ab Juli die Gottesdienste im Dom sonntags um 10 Uhr (statt bisher um 10.40 Uhr) und in St. Marien um 12 Uhr (statt bisher um 10 Uhr) stattfinden. In St. Aegidien werden Gottesdienste wie gehabt sonntags um 10 Uhr gefeiert.

Neues Konzept für die Kirchenmusik

Veränderungen stehen auch bei der Kirchenmusik an: Im September 2021 beschloss die Synode des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg ein Kirchenmusikkonzept. „Es wurde deutlich, dass eine dauerhaft tragfähige und finanzierbare Struktur der Kirchenmusik in der Innenstadt nicht mehr nur in Bezug auf die Standorte gedacht werden kann, sondern als ein Ganzes mit unterschiedlichen Profilen und Schwerpunkten betrachtet werden muss“, sagte Hans-Jürgen Wulf, Landeskirchenmusikdirektor der Nordkirche. Der Beschluss sichere dem Kirchengemeindeverband Innenstadt Lübeck die finanzielle Basis, die Kirchenmusik der Innenstadt zukünftig mit insgesamt 2,5 A-Stellen (statt bisher mit 3,5) zu gestalten.

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Aber trotz aller Sparmaßnahmen: Dank Stiftungen und Sponsoren seien große Projekte wie der „Lübecker Orgelsommer“, die „Buxtehude-Tage“ wie auch Aufführungen der großen Oratorien nicht in Gefahr. Ebenso nicht für die Chorgruppen mit insgesamt etwa 400 Sängern.

Veränderungen sollen Signalwirkung haben

Petra Kallies, Pröpstin des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, spricht von einer Vorbildfunktion der Lübecker Innenstadt-Kirchen: „Sie machen gemeinsam einen mutigen und innovativen Schritt. Sie zeigen, dass auch mit einer mehr als 800 Jahre alten Tradition Veränderungen möglich sind.“ Von den Innenstadt-Kirchen gehe eine Signalwirkung auch für andere Lübecker Gemeinden und im Herzogtum Lauenburg aus, ihre bisherigen Konzepte zu überplanen, so die Pröpstin weiter.

Weitere Infos finden Interessierte hier.

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