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Wenn Politik zu privat wird: „Bunte“-Storys von Polit-Größen ohne Happy End

Wenn Politik zu privat wird: „Bunte“-Storys von Polit-Größen ohne Happy End

„Bunte“-Storys von Polit-Größen ohne Happy End

Martin Schulte/shz.de
Kiel
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Foto: dpa/shz.de

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Vor 21 Jahren beförderte sich ein Minister durch seine Offenheit für die Klatsch-Presse aus dem Amt. Immer wenn Politiker Homestorys ihr Privatleben zeigen, birgt es viel Risiko. Und sie tun es trotzdem, auch in SH.

Der 23. August 2001 war ein besonderer Tag. Nicht, weil man die „Bunte“ noch in D-Mark (4,30) bezahlen durfte, sondern weil auf der Titelseite des Klatschmagazins einer der größten Fremdschäm-Momente der deutschen Politikgeschichte für ungläubiges Staunen sorgte.

Angriffsbereiter Verteidigungsminister im Pool

Der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping warf, trug und busselte seine Gräfin Pilati durch einen Pool auf der Deutschen liebsten Baleareninsel: „Total verliebt auf Mallorca“ lautete die Schlagzeile. Die Gräfin lobte ihren Rudolf für „sein Herz, seine Seele und seine Sensibilität“.

Nun, zumindest letzteres zweifelten direkt nach Erscheinen des Heftes die meisten Deutschen an, denn während Oberbefehlshaber Scharping das Leben genoss, verteidigten die ihm unterstellten Soldaten selbiges in Mazedonien. Scharping war in die „Bunte“-Falle getappt, sein Amt war er wenig später los.

Reizvoller Blick durch das Schlüsselloch

Politiker haben ein Privatleben, und natürlich ist es für viele Menschen interessant, einen Blick durch das Schlüsselloch zu ergattern. Denn auch Politiker weinen, lachen, schwitzen oder sind nervös. Manche lassen sich scheiden, manche leben glücklich mit ihren Partnern.

Rettungsversuche über den Boulevard

So wie Tobias Hans, der bis Montag saarländischer CDU-Ministerpräsident war. Von ihm wissen wir nun vor allem zwei Dinge: Er glaubt, dass seine langjährige Ehefrau sich ihn geangelt habe, das hat er kurz vor der Saar-Wahl in der „Bunten“ verraten. Und er ist abgewählt worden, das hat der Wähler entschieden.

Der Grund ist nicht die „Bunte“-Geschichte gewesen, aber dieser letzte Versuch, mit dem Gang über den Boulevard doch noch die notwendigen Stimmen zu sammeln, hat seine politischen Perspektiven für die Zukunft nicht verbessert. Weil es nicht ehrlich wirkte, sondern verzweifelt.

Seehofers Eisenbahn, Maas’ neue Freundin

Seit jeher ist es auch für Politiker reizvoll, ihr Privatleben zu öffnen. Horst Seehofers Begeisterung für die Eisenbahn im Keller war echt – und so ein echter Kerl will doch zeigen, was er hat. Das kann Technik sein – oder auch das neue Glück: Bei Außenminister Heiko Maas etwa, der seine Beziehung mit der Schauspielerin Natalia Wörner bis heute sehr öffentlich lebt.

Albigs missglücktes „Bunte“-Interview

Glücklich war 2017 offenbar auch der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig. 2017 stand er als Amtsinhaber einer nervösen CDU gegenüber, die noch wenige Monate vor der Wahl ihren Spitzenkandidaten Ingbert Liebing gegen Daniel Günther ausgetauscht hatte.

Albig hatte den Amtsbonus, er hatte eine relativ stringente Legislatur hinter sich und mit der SPD eine Partei im Rücken, die zu diesem Zeitpunkt noch euphorisch ihren 100-Prozent-Schulz bejubelte.

Das Ende von Albigs Amtszeit

Alle Kurven zeigten also nach oben, da hatte der Ministerpräsident so eine gewisse Idee. Möglicherweise berauscht durch eine neue Liebe, aber gewiss falsch beraten von seinem Apparat, gab Albig der „Bunten“ ein Interview, das ihm um die Ohren flog.

Er begründete darin die Trennung von seiner Frau mit dem fehlenden Austausch „auf Augenhöhe“, sie sei „in der Rolle als Mutter und Managerin unseres Haushalts gefangen“ gewesen. Autsch. Subtext1: Gleichberechtigung und Empathie sind nicht so meins. Subtext 2: Wer mir nicht mehr gerecht wird, den muss ich hinter mir lassen.

Politiker in der „Bunten“: Meistens ohne Happy End

Dieser Blick durchs Schlüsselloch in Albigs Privatleben wird bis heute als ein zentraler Grund für das Ende seiner Amtszeit genannt. Dass er in der Homestory noch Einblicke in die Fasten-Rituale mit seiner Neuen gab – geschenkt. Die „Bunte“-Falle hatte da längst zugeschnappt.

Für die bevorstehende Wahl in Schleswig-Holstein sind aktuell keine Boulevard-Opfer zu erwarten. Anfragen für Homestorys hat es zwar gegeben, auch von der „Bunten“. Aber spätestens nach dem Hans-Drama aus dem Saarland gilt derzeit eine inoffizielle Regel: Geschichten mit Politikern haben in der „Bunten“ nur selten ein Happy End.

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