Hohe Hospitalisierungsraten

Wie gefährdet sind Kinder durch die Omikron-Variante?

Wie gefährdet sind Kinder durch die Omikron-Variante?

Wie gefährdet sind Kinder durch die Omikron-Variante?

SHZ
Hamburg
Zuletzt aktualisiert um:
Was Eltern zu den hohen Hospitalisierungsraten von Kindern in den USA und Großbritannien wissen sollten. Foto: dpa/ Mascha Brichta/ shz

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Omikron-Variante soll weniger schwere Krankheitsverläufe verursachen. Hingegen werden hohe Hospitalisierungsraten von Kindern aus dem Ausland gemeldet. Wie Experten die Gefährdung in Deutschland einschätzen.

Aus mehreren Ländern ist ein Anstieg der Hospitalisierung von Corona-positiv getesteten Kindern zu beobachten. So meldete die amerikanische Gesundheitsbehörde in der Woche vom zwanzigsten Dezember täglich im Schnitt 1.200 Kinder mit positivem Corona-Test, die im Krankenhaus behandelt wurden. Ende November waren es täglich noch etwa 800 Fälle. Auch in England wurden laut Sky News um Weihnachten Rekordwerte bei infizierten Kindern unter 17 Jahren, die in Kliniken behandelt werden, verzeichnet.

Auch interessant:

Hingegen weisen erste Studienergebnisse darauf hin, dass die Omikron-Variante mildere Krankheitsverläufe verursacht. Für die dennoch steigende Anzahl von Kindern, die mit dem Coronavirus im Krankenhaus behandelt werden, kann es nach Einschätzung von Experten drei mögliche Erklärungen geben.

Zufallsdiagnosen beeinflussen Statistiken

Die zunächst besorgniserregend anmutenden Zahlen aus dem Ausland könnten bei genauerer Betrachtung relativiert werden. In einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) mit Unterstützung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) heißt es, dass "Rückschlüsse mit besonderer Vorsicht zu treffen sind", da die Bevölkerungs- und Sozialstrukturen in den USA und Groß Britannien nicht mit den denen in Deutschland vergleichbar seien.

Haben Sie Angst um Ihre Kinder? Stimmen Sie ab:


Daten etwa aus Südafrika und Australien zeichneten ferner eher ein beruhigendes Bild. Zudem habe sich bereits in früheren Pandemiewellen die Sorge um ein besonderes Risiko für Kinder nicht bestätigt. Gegenüber "Zeit online" erklärte Burkhard Rodeck, Generalsekretär der DGKJ, dass Studien sowie die Befragung von Ärzten aus betroffenen Krankenhäusern zeigten, dass ein Großteil der Kinder per Zufallsdiagnose in die Statistiken aufgenommen wurde. So waren sie nicht primär wegen Covid-19 ins Krankenhaus gekommen, sondern wurden erst dort zufällig positiv auf das Virus getestet. Die Experten weisen allerdings darauf hin, dass es für eine endgültige Bewertung der Lage noch zu früh sei.

Modifikation des Virus

Eine weitere mögliche Erklärung für den Anstieg der Infektionsrate bei Kindern könnte eine Änderung des Infektionsmechanismus sein. Nach ersten Erkenntnissen gelange Omikron auf andere Weise in die Zelle, als es die anderen Virusvarianten bisher geschafft haben. "Bislang benutzte das Virus überwiegend eine körpereigene Protease namens TMPRSS-2. Diese Protease befindet sich auf der Zelloberfläche und schneidet das virale Spike-Protein, welches dann bewirkt, dass das Virus mit unserer Zellmembran fusionieren und eindringen kann", erklärte der Virologe Björn Meyer bei "ZDFheute". Da Kinder weniger von dieser Protease besitzen, konnte das Virus bisher weniger gut in ihre Zellen eindringen. Nun, da Omikron über einen anderen Mechanismus zu verfügen scheint, könnten Kinder womöglich häufiger erkranken.


Hinzu komme, dass die Alpha- und Delta-Virusvarianten durch ihren Infektionsmechanismus auf weniger Zelltypen limitiert waren. "Mit dem anderen Infektionsweg kann Omikron jetzt wahrscheinlich in mehr Zellen, besonders in den oberen Atemwegen, eindringen, so dass sich das Virus damit insgesamt mehr vermehren kann", erklärt Meyer. Die rasantere Ausbreitung könnte wiederum für eine erhöhte Anzahl an Krankenhauseinweisungen sorgen, auch wenn eine Infektion im Gesamtdurchschnitt moderater verläuft.

Niedrige Impfquote bei Kindern

Ferner bedingt die geringe Impfquote bei Kindern und Jugendlichen die hohen Fallzahlen, die trotz eines insgesamt weniger schweren Krankheitsverlaufes der Omikron-Variante zum Problem werden. Virologe Meyer erklärt: "Es könnten weniger Kinder pro Infektion erkranken, aber durch die hohen Infektionszahlen dann doch mehr Kinder als bislang in Krankenhäuser eingewiesen werden".


Laut Robert-Koch-Institut sind bisher etwa 59,9 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Deutschland erstmalig geimpft, 52,7 Prozent haben den doppelten Impfschutz und bisher nur 6,1 Prozent sind geboostert. Im Dezember passte das Robert-Koch-Institut seine Risikobewertung an und stufte die Gefahr einer Ansteckung mit der Omikron-Variante auch für zweifach Geimpfte sowie Genesene als "sehr hoch" ein. Eine Booster-Impfung schütze demnach "moderat" vor einer Ansteckung. Auch in den USA und Groß Britannien fehlt laut ZDF vielen Kindern bisher der Impfschutz, weshalb sie sich leichter mit der Omikron-Variante infizieren können.

Wie gefährdet sind Kinder in Deutschland?

Nach Einschätzung Meyers könne man vermutlich erst nach der Winterwelle abschließend sagen, was die nun vorliegenden Daten zur Kinder-Hospitalisierung wirklich bedeuten. "Wir erhalten leider immer noch widersprüchliche Informationen", erklärt der Virologe. Dass Omikron Kinder gesichert kranker macht als frühere Corona-Varianten, belegten die bisherigen Daten aber nicht.

Nach Angaben der "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung" (BZgE) hätten nach heutigem Kenntnisstand von denjenigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die mit einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus behandelt werden mussten, etwa ein Viertel noch längerfristig mindestens ein und rund zehn Prozent mehrere Long-Covid-Symptome aufgewiesen. Insgesamt wiesen zwischen zwei und zwölf Prozent der an Covid-19 erkrankten Kinder und Jugendlichen auch nach zwölf und mehr Wochen noch Beschwerden auf. Wenn auch die älteren Kinder und Jugendlichen häufiger betroffen waren, so sei für alle Altersgruppen ein sukzessiver Rückgang der Symptome zu verzeichnen.

Mehr lesen

Dänemarkurlaub

Rekordjahr für den Tourismussektor – Weitere Investitionen in Natur- und Küstent

Tondern/Tønder Der Tourismussektor in Dänemark und Nordschleswig sorgt vor allem dank der deutschen Gäste für beeindruckende Zahlen im Jahr 2023, das sich als Rekordjahr bezüglich der Anzahl der Touristenübernachtungen abzeichnet. Eine Mehrheit im Folketing hat nun entschieden, den Natur- und Küstentourismus in Dänemark zusätzlich zu stärken und sich darauf geeinigt, hierfür 42,1 Millionen Kronen bereitzustellen.