Depression nach Corona

Wie ein Long-Covid-Patient mit seiner Krankheit umgeht

Wie ein Long-Covid-Patient mit seiner Krankheit umgeht

Wie ein Long-Covid-Patient mit seiner Krankheit umgeht

SHZ
Stormarn / Ostholstein
Zuletzt aktualisiert um:
Psychisch geht es John Greger sehr schlecht: Er hat Long-Covid. Foto: dpa/Matthias Balk Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Eigentlich hat John Greger seine Corona-Infektion überstanden. Aber auch Wochen später fühlt er sich noch immer nicht gesund: Er leidet unter Long-Covid. Jetzt kämpft er darum, wieder ein normales Leben führen zu können.

„Ich kann am Tag höchstens 30 Minuten spazieren gehen, danach bin ich total fertig“, sagt John Greger. Er leidet unter Long-Covid. Seine körperlichen Einschränkungen stecke er ganz gut weg. „Aber psychisch geht es mir sehr schlecht.“

Weiterlesen: Wie sich eine Long-Covid-Patientin zurück ins Leben kämpft

Seit Januar ist John Greger krank geschrieben. Eigentlich heißt er anders, möchte hier aber lieber anonym bleiben. Er steckte sich Anfang des Jahres bei der Arbeit an. John Greger arbeitet im Lebensmittel-Einzelhandel und hat viel Kundenkontakt. „Privat hatte ich zwei Leute, mit denen ich mich während Corona getroffen habe“, sagt er. Von denen war keiner positiv getestet, als er seine Diagnose bekam. Er habe sich auch sonst an alle Vorgaben wie Abstand und Hygieneregeln gehalten. „Es muss also bei der Arbeit passiert sein.“

Gregers Arbeitgeber erkennt seine Infektion nicht als Arbeitsunfall an. „Ob ich damit jetzt vor Gericht gehe, weiß ich noch nicht“, sagt er. „Es geht mir nicht um so etwas wie Schmerzensgeld.“ Sorgen mache er sich aber um die Absicherung nach seiner Krankschreibung.

John Greger: „Das macht einen fertig, wenn man mit seinen Gedanken immer alleine ist“

„Meine Beine sind immer noch extrem schwer und ich fühle mich sehr schlapp“, erzählt Greger. Der 39-Jährige lebt alleine. „Das macht einen schon fertig, wenn man mit seinen Gedanken immer alleine ist“, sagt er. Seinen Alltag bekomme er noch hin. Die Einkäufe erledige seine Mutter für ihn. An Sport sei gar nicht zu denken. Greger leidet außerdem am sogenannten „Fatigue-Syndrom – ein Gefühl von anhaltender Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Es tritt – so vermuten Ärzte – durch die die Belastung des Immunsystems aufgrund der Corona-Erkrankung auf. Auch nach anderen Infektionskrankheiten leiden Patienten häufig unter dem Syndrom.

Ärzte auf dem Land sind mit Long-Covid überfordert

„Ich wohne auf dem Land, hier ist die Ärzteabdeckung nicht gerade gut“, sagt Greger. Die Mediziner in der unmittelbaren Umgebung seien größtenteils überfordert mit seinen Symptomen und konnten ihm nicht weiter helfen. „Da ich kein Facebook-Profil habe, fällt es mir auch schwer Kontakt zu Leuten zu halten“, sagt er. „Ich kann ja nichts unternehmen, das macht mein Körper einfach nicht mit.“

In einer Online-Selbsthilfegruppe hat Greger Hilfe bekommen. Dort tauscht er sich mit anderen Long-Covid-Patienten aus ganz Deutschland aus. „Wir haben eine Krankheit, die man uns nicht ansieht“, sagt er. Menschen, die kein Long-Covid hätten, fiele es schwer, ihn zu verstehen. „In der Selbsthilfegruppe merkt man: Ich bin nicht alleine, andere verstehen mich.“ Das habe ihm viel Kraft gegeben.

Weiterlesen: Erste Selbsthilfegruppe für Long-Covid-Patienten in Stormarn

Eine Heilung für die neuartige Krankheit ist noch nicht in Sicht. Bisher empfehlen Ärzte Betroffenen eine Reha zu machen. In Deutschland gibt es allerdings derzeit erst wenige Angebote, die die Anforderungen von Long-Covid-Patienten erfüllen. Sie müssen in einer solchen Therapie nämlich sowohl beim körperlichen Wiederaufbau als auch psychologische Hilfe bekommen.

John Greger hat eine Reha beantragt und auch bewilligt bekommen. Die Rentenversicherungskasse hat bei der Auswahl der Therapie allerdings nicht auf Gregers Bedürfnisse geachtet: „Die haben einfach irgend eine Klinik raus gesucht, wo es gar nicht das Angebot gibt, was ich brauche“, sagt er. „Jetzt muss ich mich darum kümmern das richtige zu bekommen.“ Auch das koste wieder viel Kraft, die Greger eigentlich gerade gar nicht habe.

Mehr lesen

Kommentar

Meinung
Jørgen Kühl
„Das internationale Engagement der deutschen Minderheit seit 1989“