Nordfriesland

„Wohnen im Touristen- Hotspot – Antikapitalismus a la St. Peter-Ording“

Wohnen im Touristen- Hotspot – Antikapitalismus a la St. Peter-Ording

St. Peter-Ording: Wohnen im Touristen- Hotspot

Frank Spyra/shz.de
St. Peter-Ording
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Ein Strandparadies für Urlauber: St. Peter-Ording. Aber was ist mit den Einheimischen? Die Gemeinde will jetzt einen Kommunalen Liegenschaftsbetrieb vorbereiten. Foto: Boris Pfau

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Die Gemeinde St. Peter-Ording bereitet die Gründung eines kommunalen Liegenschaftsmanagements vor. So sollen viele Probleme in dem Ferienparadies angegangen werden, allen voran der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Redakteur Frank Spyra meint: na, endlich.

Ein Gespenst geht um in Nordfriesland. Es ist das Revival der öffentlichen Hand. Die löst so langsam die des Marktes ab, die dann doch nicht so unsichtbar war, wie es immer heißt. Sie hat Spuren hinterlassen, so auch in St. Peter-Ording. Dort stiegen die Immobilienpreise immer weiter. Verkäufer wurden reich. Käufer wurden immer seltener Menschen, die auch in St. Peter-Ording leben wollten – jedenfalls auf Dauer und als integraler Teil der Gemeinschaft.

„Unser Dorf blutet aus“, benannte Bürgermeister Ritter nun die Konsequenzen des Geschachers um das Haus, die Wohnung, den Wohnraum in St. Peter-Ording. Die Gemeinde hat wohl erkannt, dass die Strukturen des Kapitalismus die Lebenswirklichkeit der Menschen angreift. Denn, ernsthaft: schön blöd, wer bei den Preisen nicht verkauft. Aber: wer soll sich das leisten?

Jetzt geht die Gemeinde mit Strukturen gegen Strukturen vor. Ein Kommunales Liegenschaftsmanagement, kurz KLM, soll es richten. Das soll Grundstücke ankaufen und bezahlbaren Wohnraum verwalten. So sollen wieder Menschen angezogen werden, die jenseits des Urlaubs nach St. Peter-Ording wollen. Höchste Zeit: Überalterung, gefährdeter Schulstandort, Austrocknen des Ehrenamts. SPO hat Probleme.

Die Poesie daran ist, dass es Orte wie St. Peter-Ording oder Sylt sind, wo sich die sogenannten Schönen und Reichen den Aperol reichen, wo sich die Welle bricht, der Trend sich umzukehren scheint. Gut so, na endlich und viel Glück, denn schließlich geht es gerade erst los. Und vielleicht macht das KLM dann auch Schule auf Eiderstedt.

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