Deich schützt Niederung vor Überflutung

Vor 100 Jahren Eindeichung der Ballumer Marsch vollendet

Vor 100 Jahren Eindeichung der Ballumer Marsch vollendet

Vor 100 Jahren Eindeichung der Ballumer Marsch vollendet

Ballum
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Das Sielbauwerk Ballumschleuse wurde bereits 1915 fertiggestellt. Bei Niedrigwasser fließt dort das Wasser der Bredeau ins Wattenmeer. Es schützt auch die angrenzende Niederung bei Sturmflut vor Überschwemmungen. Foto: Volker Heesch

Am kommenden Dienstag findet in Ballum eine Jubiläumsfeier statt. Die Grundbesitzer hatten vor Baubeginn 1914 lange einen Deichbau abgelehnt.

Am kommenden Dienstag beginnt um 18 Uhr in der Ballumer Multihalle die Feier zur Erinnerung an die Vollendung der Eindeichung der Ballumer Marsch.

1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war der Bau des Deiches, der mit zehn Kilometer Länge vom Geestrand bei Westerende Ballum bis zum Astruper Geestkern reicht, war mit den Arbeiten begonnen worden. Dabei kamen bereits große mechanische Bagger des deutschen Baukonzerns Holzmann zum Einsatz.

Kriegsgefangene waren beim Deichbau im Einsatz

Die Bauarbeiten gerieten jedoch während des Krieges ins Stocken. Da fast alle arbeitsfähigen Männer zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, zog man Kriegsgefangene für die oft schwere Arbeit heran.

Bereits 1915 wurden der Ballumer Schleusenkrug und das Sielbauwerk Ballum Schleuse fertiggestellt. Der im Heimatschutzstil mit Elementen der traditionellen friesischen Baukultur errichtete Krug ist im Koog das einzige neu errichtete Gebäude.

 

Der im Heimatschutzstil erbaute Ballumer Schleusenkrug ist der einzige Neubau im 1919 fertigen Koog. Er weist viele interessante Bauelemente auf und dient bis heute als Gasthaus. Foto: Laurids Matthiesen

Es liegt in Sichtweite des größtenteils bei der schweren Sturmflut 1634 zerstörten Dorfes Misthusum, an das nur noch eine Reihe unbebauter Warften erinnert. Nach der Sturmflut 1825 waren die letzten Häuser aufgegeben worden.

Bis zur Bedeichung überschwemmten alle höheren Sturmfluten die Ballumer Marsch, durch die sich die Bredeau zur früheren Einmündung ins Wattenmeer in Höhe des heutigen Röm-Damms schlängelte.

 

Dieser Ausschnitt der Karte des Kreises Tondern von 1906 zeigt den Zustand der Ballumer Marsch vor dem Bau des Deiches zwischen Westerende Ballum und Astrup. Foto: Archiv V. Heesch

Die Au wurde ab 1914 kanalisiert und südlicher bei Ballumschleuse ins Wattenmeer gelenkt. An der Schleuse wurde auch der Anleger für die Fähre nach Röm gebaut, die früher einen Brückenkopf bei der Bredeaumündung und den Ballumer Fährkrug anlief.

Grundbesitzer lehnten neuen Deich lange ab

Die Eindeichung war im 19. Jahrhundert mehrfach am Widerstand der Grundbesitzer an der unbedeichten Marsch gescheitert. Sie hatten ihre Höfe meist in Ballum am Geestrand. Sie nutzten die durch Sommerdeiche geschützten Marschen zur Gräsung und Gewinnung von Heu. Und das war sehr einträglich, weil die Überflutungen durch Meerwasser nämlich nicht nur das Vieh oder das Heu gefährdeten. Es düngte auch die Flächen, weshalb sie sehr hohen Ertrag abwarfen. Erst bei einer Abstimmung der Grundbesitzer 1911 gab es eine Mehrheit für den Deichbau. 1904 hatte der Landrat des Kreises Tondern, Rogge, eine neue Initiative gestartet, auch vor dem Hintergrund, dass mit dem Bau einer neuen Schleuse der Verkehr nach Röm, wo sich Badebetrieb entwickelte, erleichtert werden konnte. Sturmfluten 1906 und 1911 hatten den Landwirten Verluste eingebracht.

Von Ballumschleuse verkehrte Fähre nach Röm

Das führte dazu, dass es schließlich eine Zweidrittelmehrheit gab. Bewohner aus Ballum erinnerten sich vor Jahren daran, dass vor dem Deichschluss bei Sturm und steigendem Wasser oft eilends Vieh aus der Niederung geholt werden musste. „Wir mussten im Trab vor dem Wasser davonlaufen“, erinnerte sich der frühere Meierist in Hoyer, Kresten Holm, der einige Jahre in Ballum gelebt hatte, an eine solche Rettungsaktion. Der neue Deich gab auch den östlichen Dörfern Medolden/Mjolden und Döstrup/Døstrup Sicherheit. Dort waren z. B. bei der schweren Flutkatastrophe 1634 57 bzw. 19 Menschen umgekommen. In Misthusum starben 44 Menschen. Der Deich von 1914/1919 ist nur 6,10 Meter über Mittelwasserstand hoch. Angesichts des steigenden Meeresspiegels ist eine Erhöhung erforderlich. Allerdings hieß es erst vor wenigen Monaten vom Küstendirektorat, es lebten kaum Menschen in der dortigen Marsch, was eine Deichverstärkung nicht rechtfertige.

 

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