Finanzen

Mehr Menschen suchen Hilfe bei Schuldnerberatungen

Mehr Menschen suchen Hilfe bei Schuldnerberatungen

Mehr Menschen suchen Hilfe bei Schuldnerberatungen

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Steigende Inflation führt viele Menschen in die Schuldenfalle. Foto: Kristian Djurhuus/Ritzau Scanpix

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Verschuldet bis über beide Ohren? Angesichts der hohen Inflation und des politischen Fokus auf private Schulden haben sich 2022 mehr Menschen zum Thema beraten lassen. Und der Beratungsbedarf dürfte sich fortsetzen, heißt es vom Verbraucherrat.

Infolge der Inflation sind die Preise in die Höhe geschnellt, insbesondere für Grundgüter wie Lebensmittel und Strom. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen unter finanziellen Druck geraten. 

8.343 Bürgerinnen und Bürger suchten demnach 2021 eine Schuldnerberatung auf, während es im vergangenen Jahr 11.082 waren. Das ist eine Zunahme um 25 Prozent.

Dies geht aus neuen Statistiken der Nationalen Wissensfunktion für freiwillige kostenlose Finanz- und Schuldnerberatung (Nationale Vidensfunktion for frivillig vederlagsfri økonomi- og gældsrådgivning) hervor, die 15 freiwillige Organisationen in Dänemark vertritt – darunter der Dänische Verbraucherrat (Forbrugerrådet Tænk) und der Soziale Rechtshilfefond (Den Sociale Retshjælps Fond).

Menschen mit knappem Budget unter Druck

Nach Ansicht der Nordea-Verbraucherökonomin Ida Marie Moesby kann es mehrere Gründe für den hohen Anstieg geben. Sie weist jedoch auf einen ganz besonderen hin. „Wenn die Inflation hoch ist – so wie jetzt, vor allem bei sehr grundlegenden Gütern – und die Preise steigen, setzt das diejenigen unter Druck, die ein knappes Budget haben“, sagt sie in einer Mitteilung.

Der Verbraucherrat geht ebenfalls davon aus, dass die Inflation einen großen Teil der Erklärung dafür liefert, warum im Jahr 2022 mehr Anfragen bei der Schuldnerberatung eingegangen sind. Das sagt Tina Thygesen, Leiterin der Schuldnerberatungsstelle des Rates. „Wenn man ein Einkommen hat, an dem man nichts ändern kann, bedeutet das, dass der verfügbare Betrag kleiner wird“, sagt sie.

Der Verbraucherrat Tænk hat Beratungsstellen in acht dänischen Städten. Die neueste Beratungsstelle wurde am 2. März in Aarhus eröffnet, wo die Nachfrage seit dem Eröffnungstag sehr groß ist. Weitere gibt es in Esbjerg, Kolding, Kopenhagen, Nykøbing Falster, Odense, Ringsted und Aalborg.

Schuldnerberatungen mit Zulauf

In der Regel helfen die Beraterinnen und Berater in den freiwilligen Organisationen den Menschen, sich einen Überblick über ihre Schulden zu verschaffen. Und auch wenn einige der Ratsuchenden nicht in der Lage sind, ihre Schulden zu begleichen, könne die Beratung dennoch etwas bewirken, so Verbraucherökonomin Moesby.

„Die Beratung kann den Bürgerinnen und Bürgern helfen, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was vorrangig zu tun ist, und ihnen helfen, mit den Gläubigern, denen sie Geld schulden, in einen Dialog zu treten“, sagt Moesby.

Stiftung hilft Schuldnerinnen und Schuldnern beim Verhandeln

Beim Sozialen Rechtshilfefond zum Beispiel wird eine Übersicht über die Schulden in einer Excel-Tabelle erstellt, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin in Kopenhagen, Julie Jørgensen. „Dann können sie sehen, wem sie Geld schulden und wie viel sie schulden.“ Überdies versuche man mit den privaten Gläubigern zu verhandeln, um die Zinssätze zu senken oder sie ganz abzuschaffen, sagt sie.

Für sie ist die Inflation nicht der einzige Grund, warum mehr Menschen eine Schuldnerberatung aufsuchen. „Für uns ist es eine Kombination aus Inflation und dem politischen Fokus auf Schulden.“ Die dänische Behörde für Schulden (Gældsstyrelsen) verweise mehr Menschen an die Institution. Der Soziale Rechtshilfefond berät Menschen mit finanziellen Problemen – insbesondere Häftlinge und ehemalige Gefangene. 

Hilfsbedarf soll weiter zunehmen

Laut Jørgensen wird es in diesem Jahr wahrscheinlich mehr Anfragen geben als im letzten Jahr. „Wir haben die Auswirkungen der Inflation noch nicht ganz gesehen, daher denke ich, dass die Zahl der Menschen, die eine Schuldnerberatung aufsuchen, im Jahr 2023 noch weiter steigen wird“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin.

Darauf deutet auch eine neue Statistik des Verbraucherrates hin. Sie zeigt, dass im ersten Quartal 2023 1.375 Bürgerinnen und Bürger eine Schuldnerberatung in Anspruch genommen haben, während es im Jahr zuvor 1.058 Hilfesuchende waren. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 30 Prozent.

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