Energiegewinnung

Peter Sørensen: ,,Wir könnten umweltfreundlicher arbeiten!“

Peter Sørensen: ,,Wir könnten umweltfreundlicher arbeiten!“

Peter Sørensen: ,,Wir könnten umweltfreundlicher arbeiten!“

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Im Heizwerk Egelund werden jährlich rund 75.000 Tonnen Biomasse verwendet. (Archivfoto) Foto: Paul Sehstedt

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Das Apenrader Fernwärmewerk würde gern noch viel mehr mit erneuerbarer Biomasse heizen, doch die Umweltverwaltung legt eine betreffende Verordnung anders aus.

Erneuerbare Biomasse zur Energiegewinnung (VE-affald)

VE ist die Abkürzung der dänischen Bezeichnung „vedvarende energi“, also erneuerbare Energie.

Dazu zählen laut einer Mitteilung des Energieministeriums als Brennstoff unvermischte Abfallmengen, die keine Kohlenstoffverbindungen beinhalten und in fünf selbstständige Abfallfraktionen sortiert werden.

Die einzelnen Einteilungen sind Fasern, Papier und Pappe, Holzabfall, Wurzeln, Baumstümpfe und andere Abfälle aus der Forstwirtschaft sowie sonstiger VE-Müll. (Quelle: energiogmiljo.dk)

Das Fernwärmewerk Aabenraa-Rødekro Fjernvarme a.m.b.a will gern umweltgerecht mit sogenannter erneuerbarer Biomasse (dänisch: VE-affald) heizen, doch daraus kann nichts werden, weil die Umweltverwaltung der Kommune die entsprechende Bekanntmachung anders bewertet als Peter Sørensen, Direktor der Fernwärmegesellschaft. Diese fachliche Meinungsverschiedenheit bedeutet, dass reiner Holzabfall nicht als Biomasse in den Heizkesseln am Egelund verwertet werden kann.

„Wir hatten bei der Kommune angefragt, ob wir diesen VE-Abfall annehmen und verheizen dürfen“, erklärt Sørensen die Lage. „Unser Standpunkt ist, dass in unserer Genehmigung steht, dass unter anderem Biomasseabfall verwertet werden kann. Aus meiner Sicht schließt das nicht aus, dass wir auch andere Sorten von reinem Holz wie VE-Abfall verwenden dürfen.“ In einem erneuten Antwortschreiben an die Verwaltung meint Sørensen, dass die ablehnende Haltung der Verwaltung darauf beruht, wie der Begriff Abfall interpretiert wird.

Peter Sørensen steht seit 2008 an der Spitze von Aabenraa-Rødekro Fjernvarme a.m.b.a. Er hat mit seinem Mitarbeiterstab das Ziel, den Betrieb so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Das ist nicht immer einfach, wenn die kommunale Umweltabteilung Vorschriften enger auslegt als der Text eigentlich vorsieht. Foto: Paul Sehstedt

Kein Spielraum

„Die Regeln sind sehr eng definiert und lassen uns keinen Spielraum für selbstständige Einschätzungen“, erklärt Barbara Frenzel, zuständige Abteilungsleiterin in der Umweltverwaltung gegenüber dem „Nordschleswiger“. „Wir müssen uns an diese Bekanntmachung halten. Die Gefahr besteht, dass auch Abfall, der laut Bekanntmachung nicht abgabenfrei ist, unkontrolliert mit verbrannt wird.“

Die Bekanntmachung ist seit Anfang 2015 in Kraft und ermöglicht die Verwendung von Papier, Pappe, Holzabfall sowie anderem sortierten fossilfreien Biomüll in der erneuerbaren Energieproduktion, ohne dass Abfallwärme- und Zusatzabgaben entrichtet werden müssen. Und gerade dieser Passus, meint Peter Sørensen, trifft auf das Werk am Egelund zu.

Material aus dem Nahbereich

„Aus unserer näheren Umgebung könnten wir viel entsprechendes Material beziehen“, weiß der Direktor.

„Zum Beispiel häckselt die Verwertungsfirma Marius Pedersen auf ihrem Gelände in Rothenkrug jährlich bis zu 8.000 Tonnen Holzpaletten, die wir problemlos verwenden könnten. Auch der kommunale Wertstoffhof Arwos hat erneuerbare Biomasse, die für uns interessant ist. Oft entwickelt das Umweltministerium brauchbare Verordnungen, die den Umweltschutz fördern, aber dann mischt das Steuerministerium sich ein, und viele gute Vorhaben ertrinken in Vorschriften. Das ist eben Politik“, sagt Peter Sørensen.

Holzhäcksel werden in einen Silo geschüttet. Die Ware aus Norddeutschland stammt nicht aus der Forstwirtschaft, sondern etwa vom Rückschnitt von Hecken und Knicks. Foto: Paul Sehstedt

Kein Öl verheizt

75.000 Tonnen Biomasse werden im Jahresdurchschnitt in den zwei Kesseln des Werkes am Egelund verheizt. Zum Beispiel diente Abfallholz von der Liebesallee zur Energieversorgung der 12.500 Haushalte, die ans Fernwärmenetz angeschlossen sind.

„Während der vergangenen Heizsaison haben wir nicht auf Öl zurückgreifen müssen“, erklärt Sørensen bei einem Rundgang durch die Anlage. „Wir beziehen unsere Biomasse hauptsächlich aus Norddeutschland, wo die Knicks alle 10 bis 15 Jahre zurückgeschnitten werden. 98 Prozent unserer Biomasse stammt nicht aus der Forstwirtschaft. Lediglich 2 Prozent kommen aus Wäldern, die aber nachhaltig bewirtschaftet werden.“

Die Lagerhalle kann bis zu 10.000 Kubikmeter Biomasse aufnehmen. Eine automatische Greiferanlage verteilt die Masse um und bringt sie zu den Öfen. Foto: Paul Sehstedt

Im vergangenen Jahr gelangten Holzhäcksel aus Estland in die Schlagzeilen, weil im Baltikum Wälder gefällt werden, um die dänischen Heizwerke mit CO2-neutraler Biomasse betreiben zu können. Energieminister Dan Jørgensen (Soz.) erklärte damals, dass das Heizen mit Holzhäckselimport ein Problem darstellt, da in den Herkunftsländern oft nicht nachgepflanzt wird.

Von jeder Lieferung wird eine Probe zur Analyse entnommen. Der Wassergehalt wird festgestellt, nachdem das Material 24 Stunden in einem Ofen getrocknet wurde. Peter Sørensen wiegt eine Probe ab. Foto: Paul Sehstedt

Vorschriftsmäßig dokumentieren

Um die Qualität der brennbaren Biomasse vorschriftsmäßig dokumentieren zu können, wird von jeder Anlieferung eine Probe von fünf Litern entnommen, die analysiert wird. Die Probe wird zunächst in einem Ofen abgedampft und anschließend gewogen. „Wir bezahlen die Lieferungen je nach Brennwert“, informiert Sørensen, der schon seit 1988 im Fernwärmegeschäft tätig ist und seit 2008 an der Spitze von Aabenraa-Rødekro Fjernvarme steht. „Uns ist schon vorgekommen, dass Lieferanten kreative Lösungen anbieten, aber dann sind sie für uns schnell keine Geschäftspartner mehr.“ Die Lieferkette muss lückenlos nachvollziehbar sein, schreiben die Behörden vor.

Mehr lesen