Leitartikel

„Der Berg bebt und lebt“

Der Berg bebt und lebt

Der Berg bebt und lebt

Nordschleswig
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Das diesjährige Knivsbergfest setzte neue Maßstäbe für die Zukunft. Und es tat nach 18 Monaten mit Corona einfach gut für die Minderheiten-Seele, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die Bäume wachsen bekanntlich nicht in den Himmel. Der Berg aber offensichtlich schon: Was war das bloß für ein gigantisches Knivsbergfest, das die deutsche Minderheit am Sonnabend auf dem Knivsberg feierte?

Das neue Konzept des Deutschen Jugendverbandes und der Minderheit in Nordschleswig ist schon lange nicht mehr neu. Aber es hat sich bewährt, dass das Knivsbergfest sich zu einem Sommerfest für die gesamte Minderheit entwickelt hat – für Jung und Alt, Klein wie Groß – und heute einen anderen Fokus hat.

Dass auf dem Berg bis auf ein Freundschaftsspiel zwischen einigen Schulen zum ersten Mal kein Handball gespielt wurde, tut der Freude keinen Abbruch – wenn auch das Handball-Herz weint. Das Knivsbergfest ist heute so vieles mehr, als „nur" ein Handballturnier mit Rahmenprogramm. Und es kann auch viel mehr.

Außerdem spielt der Faustball als „neuer" Minderheitensport inzwischen eine tragende Rolle, die in den kommenden Jahren noch mehr ausgebaut werden soll.

Nachdem die groß angelegte 2020-Feier, zu der Minister und hochrangige Besucher ihr Kommen angekündigt hatten, abgesagt werden musste, gingen die Veranstalter am Sonnabend wegen der Corona-Situation davon aus, das eher weniger Publikum auf den Berg strömen würde.

Doch das war eine eklatante Fehleinschätzung, die man allerdings niemandem ankreiden kann. Noch nie waren in jüngeren Jahrzehnten so viele Menschen auf dem Knivsberg. Der Berg bebte und lebte.

Während das Problem vor zehn Jahren noch war, dass immer weniger Gäste zum Knivsbergfest kamen, kommen seit einigen Jahren Jahr für Jahr immer mehr. Der Knivsberg war am Sonnabend so voll, dass dies auch Probleme mit sich führte. Positive Probleme.

Die Organisatoren hinter dem Knivsbergfest – allen voran der Jugendverband und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – haben bereits während der Feier die Problemzonen ausfindig gemacht und arbeiten jetzt schon an Lösungen für das Knivsbergfest 2022. Denn auch das zeichnet das neue Knivsbergfest aus – es wird stets an dem Fest weiter entwickelt.

Am 18. Juni 2022 wird es eine Neuauflage des Festes geben. Wer in den vergangenen zehn Jahren nicht auf dem Berg war, sollte sich den Anblick und die Stimmung auf dem Knivsberg gönnen.

Hier entsteht ein immer größer werdendes Wir-Gefühl, das auch den Alltag in der Minderheit prägen kann, und daher so viel mehr ist als „nur" ein Sommerfest. Das Knivsbergfest hat es geschafft, wieder zur Identitätsbildung in der Minderheit beizutragen und hat daher für die Basis – das muss man einfach so deutlich sagen – einen noch größeren Wert als zum Beispiel der Deutsche Tag im November.

Der Berg lebt – und die Minderheit auch. Das fühlt sich gut an.

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Cornelius von Tiedemann
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