Coronavirus
Forscher: „Flache Kurve“ könnte für Dänemark noch zum Problem werden
Forscher: „Flache Kurve“ könnte für Dänemark noch zum Problem werden
„Flache Kurve“ könnte für Dänemark noch zum Problem werden
Ansteckung: Hat Dänemark zu dicht gemacht? Die Zahl der Infizierten ist niedrig. Doch Experten rechnen nun mit einer umso längeren Krise.
Eine verhältnismäßig flache Kurve jetzt kann später zu Problemen führen. Unter anderem, sollte eine zweite Corona-Welle über Europa schwappen. Das sagen Gesundheitswissenschaftler in den Tageszeitungen „Jyllands-Posten“ und „Berglingske“.
Denn isoliert betrachtet, sei es durchaus positiv, dass in Dänemark wenige Menschen ins Krankenhaus müssen und krank werden. Dies zeige, dass die Maßnahmen greifen. Doch auf lange Sicht würde die Corona-Krise so möglicherweise nur in die Länge gezogen, sagt Allan Randrup Thomsen, Professor am Institut für Immunologie und Mikrobiologie an der Uni Kopenhagen zu „Jyllands-Posten“.
„Je weniger Menschen angesteckt werden, desto länger dauert es, bevor die Epidemie so viele angesteckt hat, dass es eine breite Immunität in der Bevölkerung gibt“, sagt er.
Regierung: Herdenimmunität nicht das Ziel
Auf ihrer Pressekonferenz am Montag hatte Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) jüngst verneint, dass die Regierung die Strategie einer Herdenimmunität verfolgt.
Stattdessen sei es das Ziel, auf der „grünen Kurve“ zu bleiben – also die Zahl der Ansteckung im kontrollierten Bereich zu halten. So könne das Gesundheitswesen leistungsfähig bleiben bis es einen Impfstoff gibt, argumentierte Frederiksen.
Jan Pravsgaard Christensen, Professor für Virologie und Immunologie an der Uni Kopenhagen, meint jedoch, dass eine zu niedrige Infiziertenzahl sich später rächen könnte. Zu „Berlingske“ sagt er: „Dadurch, dass wir keinen Impfstoff und keine medizinische Behandlung für Covid-19 haben, ist es die einzige Lösung, Immunität aufzubauen.“
Die erste Reaktion der Regierung, das Land weitgehend abzuriegeln, sei sinnvoll gewesen – doch eine langsame Öffnung sei nun ebenso sinnvoll.
Hoffnung auf Behandlungsmöglichkeiten
Søren Riis Paludan, Virusforscher an der Uni Aarhus, ist laut „Berlingske“ der Meinung, dass es für das Ziel Herdenimmunität zuträglicher gewesen wäre, wenn mehr Menschen sich bereits infiziert hätten.
Der leitende Oberarzt an der Infektionsmedizinischen Abteilung der Uniklinik Aarhus, Lars Østergaard, betont jedoch, dass die flache Kurve den Vorteil hat, dass der Virus später möglicherweise effektiver behandelt werden kann.
Am Montag wurden 503 Patienten in Dänemark wegen des Coronavirus in Krankenhäusern behandelt, 139 von ihnen auf Intensivstationen.