Dänemark weltweit Spitzenreiter

Die soziale Schere geht auseinander – doch das Vertrauen wächst

Die soziale Schere geht auseinander – doch das Vertrauen wächst

Die soziale Schere geht auseinander – doch das Vertrauen wächst

Kopenhagen
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Kinder bei einem St. Hans-Feuer in Viborg. Foto: Scanpix

In keinem anderen Land der Welt vertrauen die Menschen einander so sehr wie in Dänemark. Daran ändern auch die sich weiter öffnende soziale Schere und Zuwanderung aus anderen Kulturen nichts.

In keinem anderen Land der Welt vertrauen die Menschen einander so sehr wie in Dänemark. Daran ändern auch die sich weiter öffnende soziale Schere und Zuwanderung aus anderen Kulturen nichts.

Wieder und wieder landet Dänemark in der Rangliste der glücklichsten Länder der Erde ganz vorne. Ein Bericht im Auftrag des Nordischen Rates zeigt nun, dass in Dänemark auch das weltweit höchste soziale Vertrauen herrscht, berichtet die Tageszeitung Kristeligt Dagblad. Unter dem Titel „Vertrauen – das nordische Gold“ stellen Wissenschaftler fest, dass das Vertrauen ineinander einer der wesentlichen Bausteine materiellen Wohlstands ist.

Der Autor des Berichtes, Ulf Andreasson, berichtet, dass der Staat in den vergangenen Jahren die Rolle übernommen habe, die einst das Vereinsleben in den nordischen Ländern, die allesamt die Liste anführen, innehatte.

Zuwanderung hat Vertrauenszuwachs nicht aufgehalten

In den nordischen Ländern hat es, in unterschiedlichem Maße, in den vergangenen 20 bis 30 Jahren größere Zuwanderungsperioden gegeben. Probleme bei der Integration neuer Mitbürger und eine immer weiter auseinandergehende soziale Schere haben sich auch in den Wahlergebnissen bemerkbar gemacht. Protest- und Flügelparteien haben an Bedeutung zugenommen. Trotz dieser augenscheinlichen Indikatoren für eine mögliche Spaltung der Gesellschaft hat das Vertrauen der Menschen zueinander in den nordischen Ländern weiter zugenommen.

Professor Peter Thisted Dinesen, Politikwissenschaftler an der Uni Kopenhagen, beantwortet das in Kristiligt Dagblad damit, dass andere Faktoren offenbar wichtiger für den Zusammenhalt sind als zum Beispiel die Einwanderungsfrage. Er meint aber zugleich, dass das Vertrauen noch stärker gestiegen wäre, „wenn wir keine Einwanderung gehabt hätten“.

Wichtig für den Anstieg des Vertrauens seien ein niedriger Grad an Korruption, gut funktionierende staatliche Einrichtungen und ein Anstieg des Ausbildungs- und Wohlstandsniveaus. Einwanderer würden, so der Wissenschaftler, „in recht hohem Maße das hohe Vertrauensniveau hierzulande übernehmen.“

Das zeige sich daran, dass Kinder von Einwanderern fast auf Niveau mit „ethnischen Dänen“ lägen. Allerdings zeige sich auch, dass in Gegenden, in denen besonders viele Einwanderer leben, das soziale Vertrauen schwächer ausgeprägt sei. Nach und nach übernähmen Einwanderer jedoch das dänische Vertrauen.

Die Forscher unterscheiden zwischen sozialem Vertrauen (also dem Vertrauen in andere Menschen) und dem institutionellen Vertrauen (also dem Vertrauen in Staat und Organisationen). Letzteres fördere das soziale Vertrauen, so der Bericht. Dabei ist das institutionelle Vertrauen größeren Schwankungen ausgesetzt und abhängig unter anderem von politischen Krisen.

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