Krieg in der Ukraine

Red Barnet: Heimkinder besonders gefährdet

Red Barnet: Heimkinder besonders gefährdet

Red Barnet: Heimkinder besonders gefährdet

Ritzau/wt
Kopenhagen/Kyjiw
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Kinder in Kinderheimen können häufig nicht vor den Grauen des Krieges fliehen. Foto: Sergey Bobok/AFP/Ritzau Scanpix

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Der größte Teil der 10.000 Mädchen und Jungen, die in einem Kinderheim in der Ukraine leben, wird nicht flüchten können, so die Einschätzung der Kinderschutzorganisation Red Barnet. Es bestehe das Risiko, dass sie Opfer von Missbrauch werden.

Ohne Eltern oder Vormund, die bei einer Flucht helfen können, sei der Großteil der ungefähr 10.000 Kinder, die in der Ukraine in einem Kinderheim oder einer Institution leben, gezwungen, dort zu bleiben, lautet die Einschätzung der Kinderschutzorganisation Red Barnet.

Die Organisation sorgt sich, die Jungen und Mädchen könnten nicht mit dem Notwendigsten versorgt werden, wenn Lebensmittel und medizinische Versorgung immer knapper werden. Auch könnten immer mehr Gebäude in der Ukraine nicht geheizt werden.

Der psychische Druck auf die Kinder, die zum Teil tägliche Angriffe erleben müssen, sei immens, sagt Anne-Sophie Dybdal. Sie ist Psychologin bei Red Barnet und Expertin im Schutz von Kindern in Katastrophen- und Krisensituationen.

„Sie wohnen im Kinderheim, weil sie behindert sind oder zu Hause schwierige Verhältnisse herrschen. Daher benötigen sie besondere Unterstützung. Die Kinder können lebenslange psychische Schäden davontragen, wenn sie keine akute Hilfe erhalten, um die erschreckenden Erlebnisse zu bearbeiten“, so Dybdal.

Schlepper stehen bereit

Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass die Kinder auf unterschiedliche Weise missbraucht und ausgenutzt würden.

„Häufig haben sie keine Familie, die sie an die Hand nehmen und mit ihnen flüchten könnte. Daher können diese Kinder ein Ziel für Erwachsene werden, die den Mädchen und Jungen nichts Gutes tun möchten“, meint die Psychologin.

Erfahrungen aus anderen Konflikten zeigten, dass Kinder ohne Eltern oder Bezugspersonen einem stark erhöhten Risiko ausgesetzt seien, Opfer von Kindesmissbrauch oder Schleppern zu werden.

In der Ukraine leben 1,3 Prozent der Kinder in einer Institution, das ist einer der höchsten Anteile in Europa.

Red Barnet arbeitet seit 2014 in der Ukraine und ist auch in den Nachbarländern Rumänien und Polen präsent.

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