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Impfungen: Offenheit über Nebenwirkungen zahlt sich aus

Impfungen: Offenheit über Nebenwirkungen zahlt sich aus

Impfungen: Offenheit über Nebenwirkungen zahlt sich aus

Aarhus
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Gehen die Behörden nicht offen mit negativen Effekten um, so kann das künftige Impfkampagnen gefährden. Foto: Mads Claus Rasmussen / Ritzau Scanpix

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Gehen die Behörden offen mit den negativen Wirkungen von Vakzinen um, so führt das kurzfristig zu einem Rückgang der Impfwilligkeit. Vertuschen sie diese jedoch, führt das langfristig zu größerer Impfskepsis. Das zeigt eine neue Studie.

Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Gesundheitsbehörden und Politiker sollten nicht schwammig über die Wirkungen von Impfstoffen kommunizieren, um kurzfristig die Impfwilligkeit zu erhöhen. Eine solche Strategie wird nämlich unweigerlich nach hinten losgehen.

Das zeigt eine neue Studie des Hope-Projekts an der Universität Aarhus. Die Forscher von Hope verfolgen das Verhalten und die Meinungen der Bevölkerung während der Corona-Pandemie.

Kurzfristig sinkende Impfbereitschaft

Die neue Studie, die in der Zeitschrift PNAS (Proceedings oft the National Academy of Science in the United States of America) veröffentlicht worden ist, zeigt, dass es Konsequenzen hat, offen mit möglichen negativen Folgen von Impfungen umzugehen. Denn zunächst bedeutet das, dass weniger Menschen sich impfen lassen.

„Transparente Kommunikation, die negative Aspekte benennt, senkt die Unterstützung und Akzeptanz (von Impfstoffen, Red.)“, heißt es in der Studie.

Ungenauigkeit erhöht Skepsis

Die Forscher haben zwei Gruppen von Versuchspersonen, eine in Dänemark und eine in den USA, Informationen zu den Wirkungen eines fiktiven Corona-Impfstoffs gegeben.

Wurde der Impfstoff als gleich wirksam oder wirksamer als eine Grippeimpfung und mit entsprechenden Nebenwirkungen beschrieben, so erhöhte sich erwartungsgemäß die Impfbereitschaft.

Wurde das fiktive Vakzin als weniger wirksam als die Grippeimpfung und mit mehr Nebenwirkungen beschrieben, so waren die Versuchspersonen weniger willens, sich einer Impfung zu unterziehen.

In einem dritten Fall wurde nur vage kommuniziert, die Behörden schätzten den Impfstoff als „ausreichend wirksam“, mit „akzeptablen“ Nebenwirkungen und einer „adäquaten“ Testperiode ein. Auch in diesem Fall sank die Impfbereitschaft, jedoch nicht so stark, wie bei der offenen, negativen Kommunikation.

Transparenz hat jedoch eine Schlüsselrolle, soll langfristig Vertrauen bewahrt und die Verbreitung von Konspirationstheorien verhindert werden.

Michael Bang Petersen und weitere Autoren in der Zeitschrift PNAS

Vertrauen ist entscheidend

Doch die unpräzise Kommunikation hatte zwei weitere Effekte auf die Versuchspersonen. Die Tendenz, Konspirationstheorien Glauben zu schenken, steigt. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden. Bei der offenen Kommunikation – ganz gleich, ob positiv, negativ oder neutral – steigt dieses Vertrauen.

Auf Grundlage dieser Daten gelangen die Forscher zu der eingangs erwähnten Schlussfolgerung.

„Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass Transparenz nicht von sich aus eine unmittelbare Impfskepsis reduzieren kann. Transparenz hat jedoch eine Schlüsselrolle, soll langfristig Vertrauen bewahrt und die Verbreitung von Konspirationstheorien verhindert werden“, schreiben sie im Fazit des Artikels.

Schwerwigende Langzeitwirkungen

Das Hope-Team warnt vor dem Hintergrund davor, negative Effekte von Impfstoffen durch unpräzise Informationen zu vertuschen.

„Während eine transparente, negative Kommunikation deutliche kurzfristige Konsequenzen verursacht, gibt es keine Vorteile der Alternative, bei der man die Bevölkerung durch vage Kommunikation beruhigt, die Impfstoffe seien sicher und effektiv. Dies führt kurzfristig zu Impfskepsis und langfristig zu Misstrauen gegenüber den Behörden.“

Hat sich dieses Misstrauen erst einmal breitgemacht, so hätten die Behörden kaum Möglichkeiten, es wiederzugewinnen, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Das fehlende Vertrauen könne daher nicht nur beim Einsatz gegen die Corona-Pandemie ein Problem sein, sondern auch künftige Impfkampagnen untergraben.

Quelle: Transparent communication about negative features of COVID-19 vaccines decreases acceptance but increases trust. Michael Bang Petersen, Alexander Bor, Frederik Jørgensen und Marie Fly Lindholt.

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