Leitartikel

„Die Jugend zahlt erneut den Preis“

Die Jugend zahlt erneut den Preis

Die Jugend zahlt erneut den Preis

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Jugendliche haben Corona-Restriktionen in Kauf nehmen müssen, um ihre Eltern und vor allem Großeltern zu schützen. Nun wäre es an der Zeit, ihnen mit konkreten Schritten dafür zu danken. Doch mit dem Verzicht auf Impfstoffe geschieht genau das Gegenteil, meint Walter Turnowsky.  

Am Dienstag gingen die Bühnenscheinwerfer der Musikfestivals aus. Ob in Tondern, Hadersleben, Roskilde, Skanderborg oder Refshaleøen: Es bleibt ein weiteres Jahr still.

Und es ist nicht die Stille, die wir in der Natur genießen, sondern es ist die Stille einer notleidenden Kultur.

Und auch wenn auf den Festivals normalerweise auch ein großer Anteil von grauhaarigen Menschen gesichtet wird, so ist es hauptsächlich die Jugend, die ein weiteres Mal vor allem betroffen ist.

Die Festvals fallen ein weiteres Jahr aus. Foto: Karin Riggelsen

Die Festivals hätten eine Belohnung für all das sein können, das wir den Jugendlichen seit März vergangenen Jahres abverlangt haben. Ebenso wie ein Interrailtrip oder einfach eine Reise Richtung Süden.

Doch auch Letzteres ist durch den Verzicht auf zunächst das Vakzin von Astrazeneca und dann das von Johnson & Johnson wenn auch nicht ganz unmöglich, so doch erheblich erschwert worden. Die Hoffnung, als Jugendlicher geimpft in den Sommer gehen zu können, ist enttäuscht worden.

Nach dem derzeitigen Impfkalender können die 16- bis 19-Jährigen frühestens darauf hoffen, Mitte Juli geimpft zu sein. Die 20- bis 24-Jährigen und 25- bis 29-Jährigen müssen bis mindestens Mitte beziehungsweise Ende August warten.

Und nach Expertenmeinung kann es noch viel schlimmer kommen. Analytiker bezeichnen gegenüber „Politiken“ den Impfkalender als unrealistisch. Sie sprechen davon, dass erst im November alle geimpft sein werden.

Im Zusammenhang mit der Streichung beider Impfstoffe hat der Direktor der Gesundheitsbehörde, Søren Brostrøm, argumentiert, dass sich der Impfkalender für die über 50-Jährigen nur unerheblich verschiebt. Und bei den jüngeren Gruppen sei die Verschiebung weniger bedeutungsvoll, da sie nur in geringem Maß eine ernste Erkrankung befürchten müssen.

Und hier sind wir beim Kern der Sache angelangt. Denn all das, was wir, die Behörden und die Regierung nun seit über einem Jahr der Jugend abverlangen, geschieht nicht um ihrer selbst wegen. Es geschieht, um ihre Eltern und Großeltern zu schützen.

Und dies hat die große Mehrheit der Jugendlichen gewissenhaft getan. Dank dafür haben sie nur wenig geerntet. Bereits im vergangenen Frühjahr wurde die Polizei auf sie gehetzt, wenn sich ein paar zu viele versammelt hatten.

Beim ersten Wiedereröffnungsplan im vergangenen Jahr standen die Schulen absolut nicht an erster Stelle. Die Studierenden durften sogar erst im September wieder in die Universitäten und Hochschulen.

Was begründet die Restriktionen, wenn alle über 50 Jahre, die es wollen, geimpft sind?

Walter Turnowsky

Dieses Mal wurden vor allem die Volksschulen stärker berücksichtigt, doch die Gymnasien dürfen erst ab 21. Mai wieder ganz öffnen, die Universitäten und Hochschulen zu diesem Zeitpunkt nur zu 50 Prozent. Wann diese wieder zu normalem Betrieb übergehen können, steht in den Sternen. In der Wiedereröffnungsabsprache vom Dienstag steht dazu nichts.

Und nun werden also Forderungen zur Größe von Versammlungen und zum Corona-Pass auch über den 1. August hinaus ausgedehnt. Auf ein Schlussdatum will man sich auch hier nicht festlegen.

Die Frage ist jedoch, worin hier die Logik besteht. Was begründet die Restriktionen, wenn alle über 50 Jahre, die es wollen, geimpft sind? Warum ist es einerseits unerheblich, dass sich die Impfungen für die jüngeren Gruppen um vier Wochen oder mehr verschieben, wenn andererseits Versammlungsverbot, Corona-Pass und Masken bleiben müssen?

Foto: Ritzau Grafik/MW
Mehr lesen

Dänemarkurlaub

Rekordjahr für den Tourismussektor – Weitere Investitionen in Natur- und Küstent

Tondern/Tønder Der Tourismussektor in Dänemark und Nordschleswig sorgt vor allem dank der deutschen Gäste für beeindruckende Zahlen im Jahr 2023, das sich als Rekordjahr bezüglich der Anzahl der Touristenübernachtungen abzeichnet. Eine Mehrheit im Folketing hat nun entschieden, den Natur- und Küstentourismus in Dänemark zusätzlich zu stärken und sich darauf geeinigt, hierfür 42,1 Millionen Kronen bereitzustellen.