Energieversorgung

Trotz beschlossenen Ausstiegs – Antrag auf Erdgasförderung im Energieministerium eingereicht

Trotz Ausstiegs – Antrag auf Erdgasförderung im Energieministerium eingereicht

Antrag auf Erdgasförderung im Energieministerium eingereicht

Ritzau/hm
Kopenhagen
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Dänemark begann im Jahr 1972, Erdöl und Erdgas in der Nordsee zu fördern. Das Foto zeigt Bohrinseln auf dem Feld Tyra-Vest. Foto: Tom Ingvardsen/Mærsk Olie Og Gas/Ritzau Scanpix

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Dänemark ist aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee ausgestiegen. 2050 soll endgültig Schluss sein. Nun liegt ein Antrag auf Förderung im Energieministerium vor, und er könnte bewilligt werden.

Das Energie- und Klimaministerium hat einen Antrag auf Förderung von Erdgas in der Nordsee von einer bislang nicht genannten Firma erhalten. Minister Lars Aagaard (Moderate) teilte mit, das Ziel der Regierung, im Jahr 2030 Dänemark zu 100 Prozent mit „grünem“ Gas zu versorgen, stehe fest. Andererseits könnte die Förderung des Erdgases aus der Nordsee zu Europas Versorgungssicherheit beitragen. 

Es ist der erste Antrag eines Unternehmens seit der Nordsee-Vereinbarung (Nordsøaftale) des Folketings aus dem Jahr 2020, mit der ein Ende der Öl- und Gasförderung in der Nordsee im Jahr 2050 beschlossen wurde.

Fünf Milliarden Kubikmeter Gas könnten gefördert werden. Dies entspricht dem 2,5-Fachen des jährlichen Gasverbrauchs in Dänemark. Die Förderung kann in den nächsten vier bis sechs Jahren beginnen und sich dann über 15 Jahre erstrecken.

Pro und Kontra

Russland hatte in der Vergangenheit große Mengen Erdgas nach Europa geliefert. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wollen sich viele westliche Länder unabhängig von russischem Erdgas machen. Lars Aagaard meint, bis Dänemark sich zu 100 Prozent mit Biogas versorgen könne, sehe er es lieber, wenn Erdgas aus Europa komme und nicht aus Quellen, die außerhalb der EU liegen.

Brian Vad Mathiesen, Professor für Energieplanung an der Universität Aalborg, sieht den Antrag auf Erdgasförderung kritisch. Geld und Arbeitskraft sollten dafür verwendet werden, die Energiekrise zu meistern und nicht dazu dienen, die Lösung der Klimakrise zu verhindern. Das Argument der Versorgungssicherheit lässt er nicht gelten. Die Maßnahmen, die die EU und das Folketing beschlossen hätten, würden ausreichen, russisches Gas zu ersetzen, meint der Wissenschaftler.

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