Energieumstellung

Radikale: Milliarden für Fernwärme und Wärmepumpen

Radikale: Milliarden für Fernwärme und Wärmepumpen

Radikale: Milliarden für Fernwärme und Wärmepumpen

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Sofie Carsten Nielsen (Mitte) und Martin Lidegaard von Radikale Venstre besuchten am Montagmorgen eine Fernwärmezentrale in Greve. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

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Der Plan der Radikalen für einen zügigen Ausbau des Fernwärmenetzes und die Ausweitung der Zahl an Wärmepumpen stößt bei Experten auf Zurückhaltung. Ein Mangel an Arbeitskräften und Material könnte das ambitionierte Vorhaben verhindern.

Die Radikalen haben am Montag zwölf Vorschläge präsentiert, um die Umstellung hin zu nachhaltigen Wärmequellen zu beschleunigen. Dazu wollen sie insgesamt 7 Milliarden Kronen zur Verfügung stellen.

„Wir wollen einen Kriseneinsatz wie bei Corona. Weitere 400.000 Haushalte sollen bis 2025 entweder Fernwärme oder eine Wärmepumpe bekommen anstelle von Naturgas, Öl oder Pellets. Das sind 315.000 mehr, als wenn wir nichts Außergewöhnliches unternehmen würden“, sagt die Parteivorsitzende, Sofie Carsten Nielsen.

175.000 Haushalte bis Ende 2023 umstellen

Bis Ende 2023 sollen 175.000 Haushalte nicht länger von Naturgas, Öl und Pellets abhängig sein.

Wir müssen die Mittel und nicht zuletzt die Arbeitskraft für Fernwärme und Wärmepumpen in dieser dringenden Situation priorisieren.

Sofie Carsten Nielsen, Parteivorsitzende, Radikale Venstre

Nach Angaben der Dänischen Statistikbehörde haben etwa 1,8 Millionen Haushalte einen Fernwärmeanschluss, 600.000 Wohnungen werden über Öl- oder Gasheizungen beheizt. Davon nutzen 412.000 Naturgas. Mehr als 132.000 Haushalte werden von einer Wärmepumpe beheizt.

Oftmals lange Wartezeiten

Trotz politischer Einigkeit in dem Bestreben, möglichst viele Haushalte schnell weg vom Naturgas zu bekommen, bestehen oftmals lange Wartezeiten, um es durch grünere Energieformen zu ersetzen.

Die Radikalen wollen deshalb unter anderem 4,2 Milliarden Kronen für die Förderung von Fernwärme- und Wärmepumpenprojekten bereitstellen. Weitere 1,5 Milliarden Kronen sollen aus einem staatlichen Finanztopf für Fernwärmeprojekte zur Verfügung gestellt werden. 2 Milliarden Kronen sollen durch eine Neubewertung der geplanten Investitionsprojekte durch die öffentliche Hand bis 2025 gefunden werden.

Priorisierung erforderlich

„Wir müssen die Mittel und nicht zuletzt die Arbeitskraft für Fernwärme und Wärmepumpen in dieser dringenden Situation priorisieren“, sagt Sofie Carsten Nielsen.

Das ist jedoch nicht ohne Mehrkosten möglich, weil die hohe Nachfrage die Kosten für den Ausbau von Fernwärme und Wärmepumpen typischerweise in die Höhe treibt.

Brian Vad Mathiesen, Professor für Energie an der Universität Aalborg

Skepsis bei Experten

Bei Brian Vad Mathiesen, Professor für Energie an der Universität Aalborg, stößt das Vorhaben auf Skepsis. Er bezeichnet es als sehr ambitioniert.

„Der Wärmeplan, den wir an der Universität Aalborg mit ausgearbeitet haben, setzt das Jahr 2030 als Ziel für den Ausbau der Fernwärme. Der Vorschlag der Radikalen beschleunigt diese Zielsetzung, und damit würden wir uns schneller aus der Gas-Abhängigkeit befreien. Das ist jedoch nicht ohne Mehrkosten möglich, weil die hohe Nachfrage die Kosten für den Ausbau von Fernwärme und Wärmepumpen typischerweise in die Höhe treibt“, gibt er zu bedenken.

Zudem fehlt es an Arbeitskräften und Material, und auch die Produktionskapazität in den Fernwärmewerken reicht nicht aus.

Arbeitskräftemangel als Bremse

Auch Troels Blicher Danielsen, Direktor bei der Organisation für Strom, Sanitärtechnik und Metall, Tekniq Arbejdsgiverne, ist skeptisch.

„Bei Wärmepumpen sieht es gut aus. 5 Prozent des Fachpersonals können innerhalb eines Jahres 100.000 Wärmepumpen installieren. Die größte Herausforderung besteht darin, die Arbeitskräfte vom Bau abzuziehen und sie stattdessen im Bereich der Energieinstallation einzusetzen“, sagt er.

Ein besonderes Problem besteht darin, dass uns Arbeiterinnen und Arbeiter zum Verlegen der Rohre fehlen. Und das ist in ganz Europa der Fall.

Troels Blicher Danielsen, Direktor, Tekniq Arbejdsgiverne

„Bei der Fernwärme stellt das in jedem Fall eine Herausforderung dar. Wir haben Weiterbildungskurse zusammen mit Dansk Metal durchgeführt, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Schweißen von Fernwärmerohren erlernen konnten. Ein besonderes Problem besteht darin, dass uns Arbeiterinnen und Arbeiter zum Verlegen der Rohre fehlen. Und das ist in ganz Europa der Fall. Denn diese Probleme müssen ja in ganz Europa gleichzeitig gelöst werden“, meint Troels Blicher Danielsen.

Fernwärmegesellschaften positiv gestimmt

Bei Dansk Fjernvarme freut man sich über den Vorschlag der Radikalen, der den Fernwärmegesellschaften und ihren Verbraucherinnen und Verbrauchern ökonomische Sicherheit für die großen Investitionen geben würde, die für eine nachhaltige Wärmeproduktion und das Verlegen neuer Rohre erforderlich sind.

„Wir stellen ein enormes Interesse von Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern im ganzen Land fest, die gerne grüne Fernwärme beziehen möchten. Aber in vielen Fällen ist die Nachricht leider niederschmetternd: Entweder sind die Preise gestiegen, oder es dauert mehrere Jahre, ehe Fernwärme verfügbar sein wird“, sagt der Direktor des Branchenverbandes Dansk Fjernvarme, Kim Mortensen.

„Das ist nicht zufriedenstellend in einer Situation, in der wir sowohl damit kämpfen, uns von russischem Gas zu befreien als auch unsere Klimaziele zu erreichen.

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