Dänische MInderheit

Ende der Familienaufenthalte südschleswigscher Kinder in Dänemark

Familienurlaub von Südschleswg-Kindern in Dänemark endet

Familienurlaub von Südschleswg-Kindern in Dänemark endet

Flensburg
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Die Zeiten neigen sich dem Ende zu, dass Kinder aus der dänischen Minderheit während der Sommerferien bei Familien in Dänemark aufgenommen werden, um ihre Sprachfähigkeiten zu verbessern und dänischen Alltag kennenzulernen. Foto: Flensborg Avis / Sven Geißler

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Aufgrund mangelnder Nachfrage beendet der dänische Schulverein seinen Einsatz für Ferien bei Gastfamilien: Künftig werden gemeinsame Sommerlager unterstützt. Seit 1919 wurden Kinder aus der Minderheit nach Dänemark geholt.

Schweren Herzens hat der dänische Schulverein in Südschleswig, „Dansk Skoleforening for Sydslesvig“, sich aus der Förderung des seit 1919 bestehenden Angebots verabschiedet, Kinder aus dem Kreis der dänischen Minderheit während der Ferien in die Obhut von Familien in Dänemark zu geben.

Interesse ließ nach

Bei der Vorstandsitzung des Schulvereins fiel der Beschluss angesichts des in den vergangenen Jahren immer mehr schwindenden Interesses innerhalb der Minderheit, Kindern einen mehrwöchigen Aufenthalt im Alltag von Familien in Dänemark zu bieten. Das berichtet „Flensborg Avis“.  „Es war für uns lange eine Herzensangelegenheit“, so der Vorsitzende des Schulvereins, Udo Jessen, gegenüber der Zeitung. Doch angesichts sinkenden Interesses auch bei dänischen Familien, Kinder aufzunehmen, sei der Aufwand einfach nicht mehr gerechtfertigt gewesen. Waren 2010 noch 354 südschleswigsche Kinder zu Gast in dänischen Familien gewesen, hatte es 2020 nur noch eine kleine Schar von 29 Ferienkindern gegeben.

In den Nachkriegsjahren profitierten viele Kinder aus dem teilweise notleidenden Südschleswig von Ferienauftenhalten bei dänischen Gasteltern. Es wurde Sonderzüge eingesetzt. Foto: Dansk Skoleforening für Sydslesvig

 

Die Tradition der Ferienaufenthalte gibt es seit 1919. In den Notzeiten nach den Ersten Weltkrieg in Deutschland profitierten viele Kinder von der Verschickung nach Dänemark, wo es damals keinen Mangel an Lebensmitteln gab. Die Initiative galt auch als Beitrag zur  Stärkung der dänischen Minderheit. Die Verschickungsaktion warb wie Lebensmittelpakete vor der Volksabstimmung 1920 für eine Entscheidung der Menschen zugunsten Dänemarks. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, als die dänische Minderheit in Südschleswig großen Zulauf verzeichnete, waren die Ferienaufenthalte in Dänemark bei vielen Familien willkommen.

Oft lange Kontakte

Viele Ferienkinder hielten nach Aufenthalten bei dänischen Gastfamilien Kontakt über die Grenze hinweg. Viele Kinder verbesserten während der Aufenthalte ihre Dänischkenntnisse.  Anstelle der Ferienaufenthalte für Kinder, die in früheren Jahrzehnten per Sonderzug nach Dänemark reisten, setzt die dänische Minderheit auf Schüleraustausch zwischen Dänemark und Südschleswig. Dabei wird mit dem Dänischen Grenzverein, „Grænseforeningen“ kooperiert, der sich bereits 2019 beispielsweise auf gemeinsame Sommerlager dänischer und dänisch-südschleswigscher Kinder und Jugendliche konzentriert.

Auf privater Basis bleiben die Ferienaufenthalte weiter möglich, ebenso wie viele Kontakte zu den einstigen Gastfamilien weiter gepflegt werden. Die Vorsitzende des Dachverbandes der dänischen Minderheit, Gitte Hougaard-Werner, meinte gegenüber „Flensborg Avis“, dass mit den organisierten Sommeraufenthalten bei Familien in Dänemark etwas verloren gehe. Aber es habe keine Alternative zu der schweren Entscheidung gegeben.      

 

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