Einwanderung

Flüchtlinge fassen nicht genug Fuß auf dem Arbeitsmarkt

Flüchtlinge fassen nicht genug Fuß auf dem Arbeitsmarkt

Flüchtlinge fassen nicht genug Fuß auf dem Arbeitsmarkt

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Maung aus Myanmar hat in Dänemark einen Job gefunden. Foto: Sophia Juliane Lydolph/Scanpix

Eine neue Studie überrascht: Die Beschäftigungsrate von Geflüchteten und ihren Familienmitgliedern nimmt mit den Jahren nicht zu, sondern fällt. Nun gelte es, die Betroffenen besser auszubilden, meinen Politik und Forscher.

Eine neue Studie überrascht: Die Beschäftigungsrate von Geflüchteten und ihren Familienmitgliedern nimmt mit den Jahren nicht zu, sondern fällt. Nun gelte es, die Betroffenen besser auszubilden, meinen Politik und Forscher.

Wenn sich Flüchtlinge mehrere Jahre in Dänemark aufgehalten haben, sinkt ihre Beschäftigungsrate. So das überraschende Fazit einer aktuellen Analyse, an der u. a. der anerkannte Rockwoolfonden für den Nordischen Ministerrat mitgewirkt hat. Bisher war die allgemeine Annahme, dass die Job-Quote der Flüchtlinge mit den Jahren zunimmt.

Selbst nach Jahrzehnten mit beschäftigungspolitischen Initiativen ist es für Flüchtlinge und ins Land geholte Familienmitglieder sehr schwer, auf dem dänischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Nach zehn Jahren im Lande reduziert sich ihre Zugehörigkeit zum Arbeitsmarkt gar. Laut Analyse stellt dies die bisher in den nordischen Ländern gefahrenen Maßnahmen infrage, bei denen die Arbeit als Schlüssel zur Integration betrachtet wird.

In allen nordischen Ländern hapert es gewaltig damit, Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Und in Dänemark und auch in Norwegen fällt die Beschäftigungsrate gar mit den Jahren. Seniorforscherin Marie Louise Schultz-Nielsen vom Rockwoolfonden bezeichnet dies laut Berlingske als „überraschend und nachdenklich stimmend“. Nach acht Jahren im Lande haben rund 40 Prozent der Flüchtlinge und Familienzusammengeführte eine Beschäftigung. Bei den Männer gilt dies gar für 55 Prozent.

Aber dann fällt insbesondere bei den Männern die Beschäftigungsquote. Nach 15 Jahren beträgt sie nur noch 44 Prozent. Es scheine, so die Forscherin, dass die Betroffenen nicht genug Fuß fassen können – und dass ihnen die Luft etwas ausgeht am Arbeitsplatz. Die Gruppe dieser Mitarbeiter stehe ganz draußen auf der „Wippe“ und bestehe primär aus ungelernten Kräften in Produktion und Servicefächern. Daher seien diese Mitarbeiter besonders anfällig hinsichtlich der Einflüsse von Konjunktur, Sparrunden und Krisen. Fehlende Dänisch-Kenntnisse und Ausbildung gestalten es schwer, einen neuen Job zu finden.

Der dänische Teil der Analyse des Rockwoolfonden basiert auf Zahlen von Flüchtlingen und Familienmitgliedern in der Altersgruppe 25 bis 52 Jahren, die zwischen 1997 und 2011 ins Land gekommen sind. Es dreht sich um 38.000 Menschen fast ausschließlich aus nicht westlichen Ländern.

Fachliche Qualität erhöhen – "alle können etwas"

Der Wirtschaftsweise und Forschungsdirektor Torben Tranæs bestätigt gegenüber Berlingske die Zahlen. Er meint, es führe kein Weg daran vorbei, die fachlichen Qualifikationen dieser Gruppe zu erhöhen. Das sei eine enorme Aufgabe, die schon bei dänischen Mitarbeitern schwer zu lösen sei. U. a. Venstres Fraktionssprecher Jakob Ellemann-Jensen räumt ein, dass diese Aufgabe bisher nicht gut genug gelöst worden ist, aber man dürfe Menschen nicht zu Klienten machen: „Keiner kann alles, aber alle können etwas.“

Mehr lesen

Kulturkommentar

Claudia Knauer
Claudia Knauer
„Zwischen onboarding und claims“