Gesundheit

Deutlicher Rückgang der Dolmetschleistungen in Praxen

Deutlicher Rückgang der Dolmetschleistungen in Praxen

Deutlicher Rückgang der Dolmetschleistungen in Praxen

Ritzau/ml
Kopenhagen
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Wenn es nach dem Willen der Patientenorganisation Danske Patienter geht, soll die Selbstzahlungspflicht für Dolmetscher im Gesundheitswesen abgeschafft werden. Foto: Ida Guldbæk Arentsen/Ritzau Scanpix

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Der Leiter der Klinik für Einwanderungsmedizin am Universitätskrankenhaus Odense sieht in der Kostenpflicht für das Dolmetschen im Gesundheitswesen die Beziehungen zu den Patientinnen und Patienten beeinträchtigt.

Nach der Einführung der Regel im Jahr 2018, dass für Dolmetschleistungen selbst gezahlt werden muss, werden deutlich weniger Dolmetscherinnen und Dolmetscher im Gesundheitswesen angefordert. Das berichtet „TV2“.

Im Jahr 2018 wurden Dolmetscherinnen und Dolmetscher 170.548 Mal eingesetzt, im Jahr 2022 waren es 111.713. Das ist ein Rückgang um 34 Prozent, wie der Fernsehsender auf der Grundlage von Zahlen aus vier der fünf Regionen des Landes errechnet hat.

Die Dolmetschgebühr liegt zwischen 191 und 1675 Kronen und gilt für Bürgerinnen und Bürger, die sich seit mindestens drei Jahren in Dänemark aufhalten.

Es besteht jedoch die Möglichkeit, sich davon befreien und die Kosten für das Dolmetschen übernehmen zu lassen. Das ist möglich, wenn aus einem ärztlichen Attest hervorgeht, dass die Patientin oder der Patient körperlich oder geistig so geschwächt ist, dass sie oder er nicht in der Lage ist, Dänisch zu lernen.

Professor Morten Sodemann, Leiter der Klinik für Einwanderungsmedizin am Universitätskrankenhaus Odense, ist der Ansicht, dass die Forderung nach Selbstzahlung für Dolmetscherinnen und Dolmetscher das Verhältnis zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientin bzw. Patient beeinträchtigt.

Eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten

„Wir müssen mit de Patientin und dem Patienten ein Gespräch über ernste Dinge des Lebens führen, und wir wollen keine Konflikte mit ihr oder ihm haben, weil er für eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher bezahlen muss“, so Sondemann. Viele Ärzte gingen diesem Konflikt aus dem Weg und versuchten, sich mit der Fingersprache durchzukämpfen, sagt der Professor gegenüber „TV2“.

Nach Ansicht des Chefarztes besteht dadurch die Gefahr, dass die Patientenversorgung beeinträchtigt wird, und dass sich Diagnosen verzögern und die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.

Laut „TV2“ haben diese Zahlen die Patientenorganisationen Danske Patienter, Danske Regioner und Lægeforeningen dazu veranlasst, die Abschaffung der Dolmetschgebühr zu fordern. „Wir waren seinerzeit gegen die Dolmetschgebühr. Nun zeigen die Zahlen, dass immer weniger Menschen Dolmetscherinnen und Dolmetscher in Anspruch nehmen. Das muss ein klarer Beweis dafür sein, dass unsere Befürchtungen berechtigt waren“, sagt Morten Freil, Direktor von Danske Patienter, gegenüber dem Fernsehsender.

„TV2“ hat versucht, eine Stellungnahme der Ministerin für Inneres und Gesundheit, Sophie Løhde (V), zu erhalten. Nach Angaben des Fernsehsenders wollte sie jedoch nicht antworten.

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