Dänemark

Nach Koran-Verbrennungen: Berichte über Al-Qaida-Aufruf zu Anschlägen

Nach Koran-Verbrennungen: Berichte über Al-Qaida-Aufruf zu Anschlägen

Berichte über Al-Qaida-Aufruf zu Anschlägen

ml/Ritzau
Kopenhagen
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Der dänische Sicherheits- und Nachrichtendienst PET verfolgt nach eigenen Aussagen die aktuellen Entwicklungen. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Verschiedene Medien berichten über eine Erklärung zu den jüngsten Koran-Verbrennungen in Dänemark und Schweden seitens al-Qaida. Darin soll das militante islamistische Netzwerk zu Anschlägen gegen die Länder aufrufen. Der PET teilte bislang mit, über eine entsprechende Erklärung informiert zu sein, bestätigt die Quelle jedoch nicht.

Die jüngsten Koran-Verbrennungen von Rechtsextremen in Dänemark und Schweden lösten in der islamischen Welt großes Unverständnis, große Betroffenheit und teils auch große Wut aus

Während die Politik über mögliche Gesetzesänderungen zu einem eventuellen Verbot solcher Verbrennungen debattiert, wurden indes die im Mai geänderten Grenzkontrollen wieder hochgefahren. Hintergrund dafür ist die Sorge der Regierung, islamistische Terroristen könnten nach den Ereignissen ihren Weg ins Land suchen. 

Berichte über al-Qaida-Video

Nun kursieren Berichte von einem Video, in dem das militante islamistische Netzwerk al-Qaida über seinen Medienkanal al-Sahab eine Erklärung veröffentlicht haben soll. Darin soll das Netzwerk unter anderem zu Anschlägen gegen Dänemark und Schweden aufrufen.

Zu den aktuellen Entwicklungen beruft sich etwa der Fernsehsender „TV2“ auf einen Post auf „X“ (ehem. Twitter) von Tore Refslund Hamming, der zum Thema militanter Islamismus promoviert hat. Er übersetzt die Überschrift der al-Qaida-Erklärung mit „die Verpflichtung, die aggressiven Menschen anzugreifen“.

Der dänische Sicherheits- und Nachrichtendienst PET habe „TV2“ auf Nachfrage in einer E-Mail bestätigt, dass ihm der Aufruf bekannt sei und erklärt, die Entwicklungen genau zu verfolgen.

Quelle bislang nicht bestätigt

Auch die Zeitung „Ekstra Bladet“ berichtet über das Thema und schreibt, dass es Aufrufe zur Ermordung schwedischer und dänischer Diplomaten und Botschaften gebe. Jedoch gibt die Zeitung nicht an, wann die Erklärung seitens al-Qaida veröffentlicht worden sein soll. Es ist daher nicht bekannt, ob es sich überhaupt um dieselbe Quelle handeln soll.  

Die Nachrichtenagentur „Ritzau“ konnte bislang keine Erklärung von dem islamistischen Netzwerk finden, um die Inhalte zu verifizieren. Auch PET hat bislang nicht bestätigt, ob der Absender der ihm bekannten Erklärung al-Qaida ist. 

Justizminister Peter Hummelgaard (Soz) teilte inzwischen mit, dass er die Bedrohung sehr ernst nimmt. „Wir haben ein ernstes Bedrohungsbild gegen Dänemark, das sich in letzter Zeit sogar noch verschärft hat“, so der Minister. Gleichzeitig betont er, dass die Bevölkerung keine Angst vor einem Anschlag haben müsse. „Es ist mir wichtig zu sagen, dass wir eine sehr kompetente und wachsame Polizei und einen Nachrichtendienst haben, die auf uns aufpassen.“

Verschärfte Grenzkontrollen

Die aufgrund der Koran-Verbrennungen wieder hochgefahrenen Grenzkontrollen traten am 3. August für vorerst eine Woche in Kraft und wurden bislang einmal – bis zum 17. August – verlängert. Es ist zu erwarten, dass sich Polizei und Regierung zeitnah zu einer möglichen erneuten Verlängerung der Maßnahme äußern.  

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