Flensburger Musiker

So will es der Rapper „Syriani“ bis ganz oben schaffen

So will es der Rapper „Syriani“ bis ganz oben schaffen

So will es der Rapper „Syriani“ bis ganz oben schaffen

Lisa Bohlander/shz.de
Flensburg
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In Flensburg verbrachte Dani Laios alias Syriani seine Kindheit und Jugend. Nun kehrte er zurück, um hier ein Musikvideo zu drehen. Foto: Michael Staudt

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Syriani, bürgerlich Dani Laios, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Flensburg. Nun will er als Rapper durchstarten.

500-Euro-Scheine fliegen, der Roulette-Teller dreht sich, Muhammad Ali zwingt seinen Boxgegner mit einem Hieb in die Knie. Dazwischen rappt Syriani vor weißem Hintergrund mit zwei Kumpels, zupft sich am Hemd und an den Goldketten. Er ist selbstüberzeugt, er will es nach oben schaffen, er hat den Rückhalt seiner Jungs – in Textzeilen wie „Das Leben ist ein Spiel und ich will den Win“, „Big boys, big player, wir wollen mehr als der Rest“ und „Wir wollen keinen Standard, wir wollen High Class“ findet sich genau das wieder.

Beim Gespräch ist Dani Laios, wie der Unternehmer und Rapper bürgerlich heißt, dann doch etwas mehr „down to earth“, erzählt offen von seinen schönen und nicht so schönen Zeiten in Flensburg. Denn das hat ihn zu dem gemacht, der er heute ist. Seinen 10.000 Followern auf Instagram zeigt er Ausschnitte seiner Musikvideos und die Aussicht aus dem Hotelzimmer in Dubai, seine Songs sind bei allen Streamingdiensten verfügbar – auf Youtube hat seine Single „Win“ über 50.000 Klicks.

Aus Syrien an die dänische Grenze

Syriani wurde 1991 in Syrien geboren, daher auch sein Künstlername, doch das Land kennt er nur aus Erzählungen: Seine Familie wanderte nach Deutschland aus, als er zwei Jahre alt war. Es verschlug sie nach Flensburg, genauer in die Duburger Straße, wo sie beinah 20 Jahre lang blieben.

„Es ging uns nicht gut, aber auch nicht unbedingt schlecht“, erinnert sich Syriani heute. Er ging auf die Waldschule, absolvierte seine mittlere Reife auf der Hebbelschule, heute Comeniusschule, machte sein Fachabi an der Handelslehranstalt (HLA). Viel Rückhalt gab ihm damals der Fußball: Er spielte 15 Jahre beim DGF (Dansk Gymnastikforening), erinnert sich mit einem Strahlen an Weltmeisterschaften und Mitternachtsturniere in der Stadt.

Sportpiraten und Jugendzentrum gaben Halt

„Was mir und meinen Freunden damals viel Spaß gemacht und geholfen hat waren auf jeden Fall die Sportpiraten und das Jugendzentrum AKK“, das damals direkt gegenüber der Wohnung seiner Familie lag. Es waren die Treffpunkte, anstatt irgendwo in der Stadt herumzuhängen. „Da wusste man am Wochenende, wo man hingehen, Fußball spielen und Spaß haben konnte. Wir haben uns immer wohl gefühlt.“

In dieser Zeit entdeckte der heute 29-Jährige die Musik. Der Deutsch-Rap und R'n'b, den seine Schwester hörte, habe ihn nicht „getoucht“ (deutsch: berührt), „das war nur ein erster Reiz.“ Er begann, die englischen Texte der Rapper Tupac und DMX ins Deutsche zu übersetzen und mitzurappen. „Das war alles noch so insgeheim, das wusste damals glaube ich nicht mal jemand von meinen Freunden.“

Der coole Rap kam aus Hamburg, Frankfurt, Berlin. Und aus NRW.

Syriani, Rapper

Auch wenn er die Musik schleifen ließ, blieb er immer Rap-Fan, wechselte von englischem zu deutschem Rap. Doch Flensburg war dabei kein Big-Player: „Der coole Rap kam aus Hamburg, Frankfurt, Berlin. Und aus NRW.“ Kontakt zur Rapszene bekam er erst nach der Schulzeit mit dem Umzug nach Aschaffenburg in der Metropolregion Frankfurt am Main, begann Texte zu schreiben. 

So wie den Text zu „Selfmade“, der von seiner Jugend in Flensburg und einem Schicksalsschlag erzählt: Als Syriani 14 Jahre alt war, verstarb sein Vater. „Dadurch musste ich mich entscheiden“ – darunter leiden oder daran wachsen. Als einziger Junge versuchte er Verantwortung zu übernehmen für seine Familie, versuchte Geld aufzutreiben. „Flensburg ist Heimat, die ersten Freunde, die erste Liebe“ – und das erste Mal in Konflikt mit dem Gesetz. Syriani steht dazu, es gehöre zu ihm und seiner Entwicklung.

Du musst nicht aus den besten Verhältnissen kommen, um was aus deinem Leben zu machen, du musst nur an dir selber arbeiten.

Syriani, Rapper

„Ich wollte mehr, ich bin den Weg weitergegangen und heute bin ich selfmade.“ Statt auf das BWL- und Jurastudium konzentrierte er sich auf Persönlichkeitsentwicklung, las die Bücher von Mentoren und Mogulen. Nun gehören eine Firma für Online-Marketing, eine Kooperation mit Partnern für eine Modelinie mit Showroom und seine im Februar erschienene EP „Rich Raiders“ zu seinen Projekten.

„Du musst nicht aus den besten Verhältnissen kommen, um was aus deinem Leben zu machen, du musst nur an dir selber arbeiten“, versucht er zu vermitteln. Das macht er etwa bei Besuchen in Schulen für soziale Projekte, wo er vor den Schülern rappt, mit ihnen rumalbert und ihnen „eine Message (deutsch: Botschaft, Nachricht) mitgibt. Solche Sachen mache ich schon, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.“

Zum Musikvideo-Dreh nach Flensburg

Doch die Vorbildfunktion ist nicht zu 100 Prozent seine Aufgabe, sagt er. „Wenn ich Musik mache, will ich trotzdem Spaß haben und auf die Kacke hauen und zeigen: Hey, ich bin der Coolste hier.“ 2022 will er mit seiner EP auftreten, wenn alles klappt auch in Flensburg. Vergangene Woche drehte er hier ein Musikvideo zur Single „Rich Raiders“, unter anderem in Wees, am Harniskai und eine Autokolonne am Hafen.

Seine direkte, provokative Art stößt nicht überall auf Beifall. „Das ist für mich aber mehr ein Beweis, dass ich alles richtig mache. Mit der Zahl der Hater wächst der Erfolg.“ Er weiß: Seine Musik kann überheblich und selbstbezogen wirken. „Was nicht heißt, dass wir deswegen keine Menschen sind, kein Herz haben und keine Werte vertreten. Aber warum soll ich nicht alles vom Leben erwarten dürfen?“

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