Haus und Garten

Ein Spatz zwitschert um Hilfe

Ein Spatz zwitschert um Hilfe

Ein Spatz zwitschert um Hilfe

Nordschleswig
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Ein Spatz kommt wirklich selten allein. Foto: Karin Riggelsen

Der Bestand der Sperlinge ist seit Jahren rückläufig – einer von ihnen erzählt, wie Gartenbesitzer seine Art retten können.

Da passen wir uns extra an und sind trotzdem im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer weniger geworden. Unsere Verwandten, die Feldsperlinge zum Beispiel flattern in menschlichen Siedlungen herum, obwohl ländliche Gebiete ihnen viel besser gefallen.

Da landet unsereins  als Haussperling sogar in Großstädten – und manchmal sogar am  Tellerrand eines Gastes  der Außengastronomie, um sich an der Vernichtung einer Portion Pommes zu beteiligen. Kulturfolger nennen uns die Menschen, denn Anpassung ist Teil unserer Erfolgsstrategie.

Manche stört es offenbar gar nicht, dass unsere Zahl abnimmt. Unser Image ist auch nicht immer eindeutig. Die einen finden uns nur klein und unscheinbar, die anderen diebisch und frech und unseren Gesang eher bescheiden. Weil wir uns mit „Tschilp“-Rufen begnügen – das können wir allerdings in endloser Folge. Wiederum andere trauen uns eine gute Portion Raffinesse zu.
 

Wenn es heißt,  ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach, dann klingt es, als wären wir nur zweite Wahl. Und wenn von Spatzenhirn die Rede ist, spielt wohl jemand auf die Größe des Organs an.

Aus der Sicht eines Sperlings

Keine Zweifel gibt es hingegen an unserer Geselligkeit. In unserem Sozialverhalten sind wir kaum zu toppen. Das erkennt ihr nicht nur daran, dass wir – außerhalb der Brutzeit – in Schwärmen unterwegs sind,  sondern auch daran, dass wir mit unserem Spatzenpartner lebenslang zusammenbleiben. Das hat sogar der Naturschutzbund Deutschland schon mal in einem Porträt über uns von allen Dächern gepfiffen.

Wir suchen in kleinen Trupps etwas zu futtern, baden und singen zusammen, und auch die Nacht verbringen wir überwiegend zu mehreren in Hecken oder Hausbegrünungen. Gemeinsam sind wir stark. Wir fühlen uns dann  sicherer: Viele Augen erkennen Gefahren eben schneller als zwei.

Es gibt auch viele Sprüche über uns. Mit einigen sind wir nicht so glücklich.  Wenn es heißt,  ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach, dann klingt es, als wären wir nur zweite Wahl. Und wenn von Spatzenhirn die Rede ist, spielt wohl jemand auf die Größe des Organs an. Dass  die aber oft gar nicht entscheidend ist, sondern das, was man damit macht,  hat sich wohl noch nicht überall herumgesprochen. Vielleicht haben die Ignoranten aber einfach nur eine Meise unter dem Pony.

Ein Staubbad hilft Spatzen, Parasiten loszuwerden. Foto: Marlies Wiedenhaupt

Was wir allerdings ganz gern hören, ist die Bezeichnung Dreckspatz. Das ist echt zum Piepen. Kommt wohl daher, weil wir gern baden. Allerdings tun wir das liebend gern im Sand. Davon werden Schnabel und Gefieder aus Menschensicht  vielleicht nicht gerade sauberer.  Aber mit dem Staub befreien wir unsere Federn von Zecken, Milben und Flöhen. Davon haben wir meist  über 3.000 Stück. Also – Federn.  

Wenn es unter euch Lesern Gartenbesitzer gibt und ihr gute Gastgeber sein wollt, könnt ihr unser Badevergnügen gern unterstützen.  Füllt einen Tonuntersatz für Töpfe mit einem Durchmesser von 30 bis 40 Zentimetern mit feinkörnigem Sand. Vorher müsst ihr aber ein Loch in den Boden der Schale machen, damit Regenwasser abfließen kann. Von Zeit zu Zeit – also wenn wir besonders viel „geplanscht“ haben, bitte Sand nachfüllen. 

Ihr könnt auch etwas „Badesalz“ hinzugeben in Form von  Steinmehl.  Den benutzen viele von euch im Garten  ja sowieso  als Dünger und zur Bestäubung gegen Läuse.

Aber mit dem Staub befreien wir unsere Federn von Zecken, Milben und Flöhen. Davon haben wir meist  über 3.000 Stück. Also – Federn.  

Aus der Sicht eines Sperlings

Alternativ könnt ihr  natürlich auch im Garten an einer trockenen Stelle eine etwa 10 Zentimeter  tiefe Grube ausheben und sie mit feinem Sand auffüllen.

Wenn ihr sonst noch etwas für uns tun wollt, legt einen strukturreichen Garten an –  mit einigen Obstbäumen,  Büschen und heimischen Hecken. Dann finden wir Nistmöglichkeiten und ausreichend Nahrung.

Und noch ein Tipp: Haltet eure Ordnungsliebe im Zaum.  Lasst in wilden Ecken Brennnessel sprießen, und schon finden wir Raupen und Falter  zum Futtern. Wenn ihr dann noch auf Pestizide verzichtet,  müssen wir uns nicht an Insekten, Samen und Früchten vergiften.

Sollten eure Nachbarn dann sagen: „Ihr habt ja wohl einen Vogel“, könnt ihr stolz verkünden: „Ja, und nicht nur einen!“

Wir singen euch dann auch ein Liedchen. – Im Rahmen unserer tierischen Möglichkeiten, versteht sich. Auch wenn wir keine großen Sangeskünstler sind, findet ihr unser Tschilpen doch sehr sympathisch, oder?

 

So hat sich der Bestand entwickelt

Die Zahl der Haussperlinge (Passer domesticus) hat sich in Dänemark im Laufe der 1950er Jahre fast halbiert.  Dann folgte eine einigermaßen stabile Periode, bevor der Bestand  ab Mitte der 1990er Jahre wieder  abnahm.
Bei den Feldsperlingen (Passer montanus) verdoppelte sich der Bestand von 1976 bis 1990. Doch seitdem nimmt  die Zahl der Vögel stets ab.

Gründe für den Rückgang:
 • weniger Haustierhaltung  auf den Höfen (= auch weniger Futter, an dem sich die Vögel bedient haben)
• bessere Isolierung der Häuser, also auch schlechterer Zugang für die Spatzen zu  Futter in Scheunen und Ställen, effektivere Landwirtschaft
 • Verlust von Brutplätzen durch Verschwinden von Feldgehölzen und Streuobstwiesen, Verlust von  Ackerrandstreifen, Brachflächen und Stoppelfeldern als Nahrungsbiotope
• Zunahme an Pestiziden in der Landwirtschaft
Quelle: Dansk Ornitologisk Forening

Vom Haussperling ist der Feldsperling durch seinen kastanienbraunen Scheitel, den markanten schwarzen Fleck seitlich am Kopf und einen deutlichen weißen Halsring zu unterscheiden. Er wirkt auch etwas kleiner und schlanker als sein städtischer Verwandter.

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Kristian Pihl Lorentzen
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