Leitartikel

„Echte Normalisierung“

Echte Normalisierung

Echte Normalisierung

Nordschleswig/Sønderjylland
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Staatsministerin Mette Frederiksen hat den Grenzlandbewohnern eine Normalisierung des Alltags versprochen. Wo bleiben die nächsten Schritte? fragt Chefredakteur Gwyn Nissen.

„Als Regierung möchten wir gerne ein Grenzland haben, so wie wir es kennen. Wir wollen euch die Normalität zurückgeben“.

Vor fast einem Monat versprach Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) in Verbindung mit geplanten Corona-Lockerungen, auch normale Zustände für die Bewohner im Grenzland zu schaffen. Doch davon kann immer noch nicht die Rede sein. Zwar sind seit dem 15. Juni nicht nur drei, sondern inzwischen fünf Grenzübergänge geöffnet, doch damit sind acht Grenzübergänge zwischen Dänemark und Deutschland weiterhin geschlossen.

Für die Menschen, die dort wohnen, ist der Grenzland-Alltag daher alles andere als normal.

Vor allem die Westküste ist hart betroffen. Das zeigt die Reportage unseres Redakteurs Volker Heesch aus den Grenzdörfern Rutebüll und Rosenkranz, die praktisch zusammengewachsen sind – physisch und menschlich. Seit Mitte März leben die Dorfbewohner allerdings voneinander getrennt – die Menschen dort sind genervt. Und nicht nur das: Wer in dem kleinen Grenzgebiet ein Unternehmen hat, das vom Grenzverkehr lebt, ist auch finanziell betroffen.

Von fünf Grenzübergängen im Westen ist nur einer bei Seth offen. Das zwingt viele Bewohner auf der deutschen und dänischen Seite der Grenze zu langen Umwegen, wenn sie Familie besuchen, Einkaufen, einen Ausflug oder ihrem Hobby nachgehen wollen.

Das ist alles andere als Normalität und Alltag im Grenzland.

An der Westküste befürchten die Einwohner, dass der Zustand noch bis zum September andauern kann, denn die Politik schiebt die Verantwortung auf die Polizei – und umgekehrt. Fakt ist: Die Regierung hat die Grenzschließung als Corona-Maßnahme getroffen, während die Polizei die Maßnahme lediglich umsetzen muss. Es ist daher auch die Verantwortung der Regierung, der Polizei mitzuteilen, wieviele Grenzübergänge zu öffnen sind.

Die Entscheidung darüber sollte fallen, bevor die Politiker in den Sommerurlaub gehen, aber es ist zu befürchten, dass die dünnbesiedelte Westküste in Kopenhagen gar nicht auf dem politischen Radar erscheint.

Den Dorfbewohnern nördlich und südlich der Grenze hätte man leicht Zugang gewähren können, genauso wie man auch Landwirten und anderen den Kode für den Grenzschlagbaum gegeben hat. Was die Grenzregion aber wirklich braucht, ist eine Gesamtlösung für Touristen aus Deutschland und für alle 13 Grenzübergänge. Das wäre eine echte und ehrliche Normalisierung. Wo bleiben, die nächsten Schritte?

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