Leitartikel

„Freiwillige professionell führen“

„Freiwillige professionell führen“

„Freiwillige professionell führen“

Apenrade/Aabenraa
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Nur wenige wissen, dass die Museen einen großen und unentbehrlichen Stab freiwilliger Helfer haben, ruft Chefredakteur Gwyn Nissen in Erinnerung und mahnt, die Ehrenamtler nicht zu vergessen.

Wir sind es gewohnt, dass freiwillige Helfer überall in unserer Gesellschaft einen ehrenamtlichen Einsatz leisten. Ohne die vielen Freiwilligen würden Vereine, Festivals, Veranstaltungen  und Dorffeste  nicht  überleben können.

Was die wenigsten wissen, ist, dass auch unsere Museen einen großen und unentbehrlichen Stab freiwilliger Helfer haben. Eigentlich eine ungewöhnliche Kombination, da die meisten Museen typischerweise von  Kommunen oder vom Staat betrieben werden – also von öffentlicher Hand.

Dennoch ist diese Kombination jahrelang problemlos gewesen.  Die Freiwilligen leisten nicht nur    einen Arbeitseinsatz, sie sorgen auch dafür, dass die Museen eine lokale Verankerung haben. Und die Museen haben dadurch „billige“ Arbeitskraft, die sie sonst nicht haben würden.

Seit einigen Jahren aber knirscht es in der Zusammenarbeit. Die Museen sind überall in Dänemark zu größeren Einheiten zusammengelegt worden, und der örtliche Einfluss ist geringer geworden. Das führte bereits vor einigen Jahren in Tondern zur Krise, im Museum Südostjütland gab es ebenfalls Schwierigkeiten, und diese Woche verkündeten die freiwilligen Helfer in Apenrade ihre Unzufriedenheit: das Museum Sønderjylland würde ohne die ehrenamtlichen Helfer planen und sie außen vor lassen.

Die Museumsleitungen weisen die Kritik ab – aus ihrer Sicht verständlich. Aber es bleibt der Eindruck, dass die Freiwilligen im Zuge der Museumsfusionen nicht erste Priorität waren – das war die längst fällige Professionalisierung einiger Museen.  Dabei hat man die Freiwilligen vielleicht nicht vergessen, aber zumindest auf die lange Bank geschoben mit der Annahme, sie würden schön warten.

Das ist aber nicht gegeben, denn überall wird nach freiwilligen Helfern gesucht, und wenn  das Museum Sønderjylland nicht recht schnell sein Ehrenamtler-Korps in Apenrade in die Arbeit mit einbezieht, dann könnten die fleißigen Helfer bald weg sein. Ohne diese freiwilligen Kräfte würden einige Museen aber ganz schön alt aussehen. Aller Professionalität zum Trotz: Die Ehrenamtler wollen – und müssen – ernst genommen werden, denn auch das gehört zu einem professionell geführten Museum.

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