Leitartikel

„Pass auf, Mann!“

Pass auf, Mann!

Pass auf, Mann!

Apenrade/Aabenraa
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In Dänemark sterben mehr Männer als Frauen an Covid-19 – und es infizieren sich auch mehr Männer. Die Wurzeln dieses Umstandes sind nicht restlos geklärt, in jedem Fall aber tief und verworren. Cornelius von Tiedemann ist der Meinung, dass eines jedoch glasklar ist: Das Gesundheitssystem und die Männer müssen aufeinander zugehen.

Männer sterben häufiger an Covid-19 als Frauen. Doch erliegen sie dem Coronavirus einfach nur, weil sie Männer sind – oder deshalb, weil sie sich wie Männer verhalten?

Männer haben nämlich auch in vielen anderen Erkrankungs-Bereichen eine deutlich höhere Sterblichkeit als Frauen. Und sie sterben im Schnitt deutlich jünger als Frauen.

Warum das so ist, ist gar nicht so leicht zu ermitteln. Schließlich gibt es nicht nur biologische Unterschiede, sondern es ereignen sich im Laufe jedes Lebens unzählige Dinge, die als Faktoren berücksichtigt werden müssen. „Umweltfaktoren“ nennt man das.

Eine Studie unter Tausenden Nonnen und Mönchen, die unter sehr ähnlichen Bedingungen leben, hat in Deutschland vor Jahren  jedenfalls ergeben, dass Mönche in ihren Klostern viel älter werden als „freilaufende“ Männer – und im Schnitt sogar fast so alt wie die Nonnen, die im Schnitt ihrerseits in den Klöstern ungefähr dasselbe Alter erreichen wie andere Frauen auch.

Bekannt ist auch: Männer außerhalb der Klostermauern konsumieren im Schnitt mehr Alkohol und Tabak, ernähren sich weniger gesund und haben mehr Übergewicht als Frauen. Männer sterben viel häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen, schon in jungen Jahren. Auch, weil sie einen stressigeren Lebensstil pflegen, sagen Forscher.

Männer bauen mehr und schwerere Verkehrsunfälle, sie vergiften sich häufiger mit Drogen, und mehr Männer als Frauen nehmen sich selbst das Leben.

Auch bei Corona ist die Sterblichkeit also deutlich höher, wie wir nun auch durch dänische Forschungsergebnisse wissen. Mehr Männer infizieren sich, die Zahl der infizierten Männer, die sterben, ist doppelt so hoch wie die bei den infizierten Frauen.

Schlussfolgerung kann nur sein: Männer, die dazu in der Lage sind, müssen sich und andere besser schützen, indem sie jetzt auf „männliches Gehabe“ verzichten und Vernunft beweisen. Sich um sich selbst kümmern – und somit um uns alle.

Männer müssen sich besser darüber informieren, was jetzt das Gebot der Stunde ist, wenn es darum geht, das Infektionsrisiko zu senken. Denn darin sind sie nachweislich schlechter als Frauen.

Männer müssen, auch und gerade in der Corona-Krise, mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen, wenn ihnen etwas fehlt, anstatt darauf zu setzen, dass sich das schon wieder einrenkt. Jede unbehandelte Erkrankung ist ohnehin schon ein Risiko – in diesen Zeiten umso mehr.

Partnerinnen und Partner, Familienangehörige und Freunde müssen Männer, die das alles „nicht so dramatisch“ sehen, aufklären und sie notfalls zum Arzt schieben, wenn gejammert, aber nicht gehandelt wird.

Umgekehrt gilt: Ärztinnen und Ärzte, das Gesundheitswesen und letztlich die Politik müssen Männer aber auch dazu motivieren, sich häufiger blicken zu lassen.

Im Gesundheitswesen muss darauf eingegangen werden, dass viele Männer sich nur ungern untersuchen lassen – vielleicht auch deshalb, weil sie ihre Beschwerden nicht artikulieren können oder wollen, weil Missverständnisse entstehen, weil sie manchmal das Gefühl bekommen, dass das ja ohnehin alles nichts bringt.

Die Corona-Krise hat viel Leid mit sich gebracht. Sie bietet uns aber auch die Chance, dass künftiges Leid verhindert wird. Indem jetzt Lehren gezogen werden und daran gearbeitet wird, das Vertrauen ins Gesundheitssystem gerade von Männern, ganz im eigenen Interesse, zu stärken.

So richtig männlich ist es nämlich vor allem, dafür Sorge zu tragen, dass man selbst, aber auch Partnerinnen, Partner, Familie und Freunde nicht durch eigene Nachlässigkeit in Mitleidenschaft gezogen werden.

 

 

 

 

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