Standpunkt

„Das Grenzland ist unser gemeinsames Herz“

Das Grenzland ist unser gemeinsames Herz

Das Grenzland ist unser gemeinsames Herz

Jeppe Kofod/ Außenminister
Kopenhagen/Nordschleswig/Südschleswig
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Außenminister Jeppe Kofod (Soz.) schreibt in seiner Chronik aus Anlass der dänischen Jahrestreffen in Südschleswig über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland.

In diesem Jahr ist es 100 Jahre her, dass die dänischen Jahrestreffen in Südschleswig zum ersten Mal durchgeführt wurden. Wir haben im vergangenen Jahr mit dem Jubiläum der Grenzziehung und dem dänisch-deutschen Freundschaftsjahr 2020 die wichtige Geschichte zur friedlichen Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland im Jahr 1920 wiedererzählt. Ein einzigartiges historisches Ereignis, dass zur Entstehung der Minderheiten geführt hat.

Obwohl das Jubiläumsjahr 2020 etwas anders verlaufen ist, als wir uns das alle vorgestellt hatten, so ist das Bewusstsein über die Geschichte, Kultur und Identität der Minderheit gestärkt worden. Nicht nur in der Regierung und dem Folketing, sondern in ganz Dänemark. Gestärkt durch die Aktivitäten, die trotz allem stattgefunden haben – ob vor Ort oder digital, ob aus der Perspektive des Alltäglichen oder dem perspektivischen Blickwinkel des Historikers. Gestärkt durch den intensivierten Dialog zwischen Institutionen und Bürgern, zwischen denen, die daran beteiligt waren, das Jubiläumsjahr vorzubereiten und durchzuführen. Aber auch gestärkt durch das gemeinsame Schicksal, in einer Region zu leben, in der sich Corona-bedingte Reisebeschränkungen leider besonders schwer bemerkbar machen.

Das dänisch-deutsche Verhältnis ist enger als je zuvor. In Dänemark besteht seit längerem ein größerer Fokus auf Deutschland. Das freut mich, und das freut die Regierung. In einer in diesem Jahr veröffentlichten Untersuchung haben 53 Prozent der befragten Dänen geantwortet, dass Deutschland das Land ist, zu dem ein gutes Verhältnis am wichtigsten ist – noch vor der USA und Großbritannien. Umgekehrt ist Deutschland auch an dänischen Lösungen interessiert. Lösungen, die die Bilder von dänischer Gemütlichkeit, Sommerhäusern und Würstchenbuden nuancieren. Wir können bereits jetzt ein großes Interesse von Deutschland bemerken, wenn es um Lösungen in den Bereichen Digitalisierung, Energie und Klima geht. Dies kann eine nachhaltige und positive Wirkung auf den dänischen Export nach Deutschland haben. Es kann deshalb nicht genügend hervorgehoben werden, wie wichtig es ist, dass wir in Richtung Deutschland gucken – auch in Richtung der Teile Deutschlands, die normalerweise nicht an vorderster Stelle in unserem Bewusstsein stehen.

Sowohl politisch, ökonomisch und kulturell wachsen wir mehr und mehr zusammen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr ist es Ausdruck für einen festen Glauben daran, dass Zusammenarbeit und Dialog – auf allen Ebenen der Gesellschaft – der Weg in die Zukunft ist. Sowohl für uns selbst als auch für unsere Kinder und Enkel. Die dänisch-deutsche Freundschaftserklärung, die mein deutscher Kollege Heiko Maas und ich im März lanciert haben, richtet den Blick in die Zukunft und beschreibt, welche Zielmarken wir gemeinsam verfolgen: Die weitere Entwicklung in Richtung eines innovativen, sicheren, gerechten und nachhaltigen Europas, einer ambitiösen Klimapolitik, gemeinsamen europäischen Lösungen im Bereich des eGovernment, und die Ausweitung des Transportnetzwerks mit der festen Verbindung über den Fehmarnbelt – um nur einige Punkte zu nennen. Im Mittelpunkt der Freundschaftserklärung steht die weitere Verankerung der Grenzregion als zentrales Element für die guten und engen Verbindungen zwischen Dänemark und Deutschland.

Die Grenzregion und die Minderheiten sind und bleiben der Motor im dänisch-deutschen Doppeldecker. Im Grenzland wurden Feindschaft und Krieg zwischen Dänemark und Deutschland ganz konkret überwunden und in ein starkes Verhältnis mit vielen und neuen warmen Gefühlen transformiert. Während der Corona-Pandemie konnte die ganze Welt die Geschichte von Inga Rasmussen aus Dänemark und Karsten Hansen aus Deutschland verfolgen, wie sie sich mit ihren Picknickkörben dies- und jenseits des geschlossenen Schlagbaums bei Mühlenhaus (Møllehus) getroffen haben. Warum ging dieses Bild um die Welt? Warum hat uns ihr Anblick so berührt? Weil man das, was zusammengehört, nicht trennen kann. Weil Freundschaft, Liebe und Dialog stärker sind als Furcht. Die Nachbarschaft zwischen Dänemark und Deutschland ist unschätzbar, und das Grenzland wird auch weiterhin unser gemeinsames Herz sein, das weiter schlägt.

Übersetzung: „Der Nordschleswiger“

Die Originalfassung auf Dänisch kann unter diesem Link abgerufen werden

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