Deutsche Minderheit

Powerfrau: Mit viel Energie steuert Anneliese Bucka die 85 an

Mit viel Energie steuert Anneliese Bucka die 85 an

Mit viel Energie steuert Anneliese Bucka die 85 an

Tondern/Tønder
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Anneliese Bucka auf dem Balkon ihrer Wohnung Foto: Brigitta Lassen

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Die gebürtige Lügumklosteranerin feiert am Freitag mit vielen Gästen im Saxburger Krug ihren Geburtstag. Sie fand im späten Alter eine zweite Liebe. Ihr Freund und die überzeugte Deutsch-Nordschleswigerin führen eine Fernbeziehung.

Er kommt wie sie vom Lande. Er ist wie sie verwitwet. Er hat wie sie vier Söhne und eine Tochter. Die sie ist in diesem Fall Anneliese Bucka. Er ist ihr Freund Svend, den sie vor eineinhalb Jahren über eine Datingseite kennengelernt hat.

Nun führt das Paar eine Fernbeziehung und sieht sich jede Woche. Er lebt in der Nähe von Thisted, Anneliese in ihrer kleinen Wohnung in Tondern. Am Freitag, 2. Juni, feiert sie ihren 85. Geburtstag mit mehr als 100 Gästen im Saxburger Krug.

Erste Begegnung der Kinder

Zu den Eingeladenen zählen ihr 84-jähriger Freund und seine Kinder mit Partnerinnen und Partnern. Dort kommt es zur ersten Begegnung mit den Kindern seiner Freundin.

„Nein, umziehen werden wir nicht. Das kommt gar nicht infrage. Meine Familie lebt hier, seine oben im Lande. Wir sehen uns aber jede Woche. Entweder fährt Svend zu mir, oder ich fahre zu ihm. Die 282 Kilometer sind für mich kein Problem, wenn man nicht die Autobahn nimmt. Ich fahre die Strecke in einem Rutsch“, lacht die 17-fache Oma, die seit drei Wochen auch Uroma ist.

Stolz ist das Geburtstagskind auf ihre große Familie (siehe die Familienfotos hinter ihr). Sie zählt fünf Kinder, fünf Schwiegerkinder, 17 Enkelkinder und seit drei Wochen auch ein Urenkel. Foto: Brigitta Lassen

„Für mich ist es auch ein großes Erlebnis, einen Teil des Landes kennenzulernen, den ich gar nicht kannte. Ich verlor meinen Mann Andreas vor 15 Jahren. Wenn ich mir überlegte, einen neuen Mann in mein Leben treten zu lassen, dachte ich immer wieder an das Ehegelübde, bis dass der Tod uns scheidet. Und so war es, denn Dres ist gestorben. Dennoch fragte ich einen Pastor, was er davon hielt, wenn man sich nach dem Verlust des Ehemannes einen anderen Partner sucht. Beim Lesen einer Zeitung für Seniorinnen und Senioren las ich von einem Herzen: In der einen Herzhälfte hatte man den verstorbenen Ehepartner, im anderen konnte man den neuen Freund tragen.“ 

Das ermutigte sie, auf eine Datingseite zu gehen. Morgens lag in ihrem Postfach schon eine Nachricht ihres heutigen Freundes.

Gefallen am Aussehen

„Er fand, ich sah ganz gut aus. Wir kamen beide vom Lande, hatten fünf Kinder und waren verwitwet. Das passte alles ganz gut. Wir schrieben erst viel miteinander, bis wir anfingen, miteinander zu telefonieren, bevor es zum ersten Treffen kam“, erzählt Anneliese Bucka. „Man begeht keine Sünde und betrügt auch keinen.“

Die bald 85-Jährige strahlt. Es gebe so viele Gesprächsthemen, viele Berührungsflächen, und politisch seien sie auf Wellenlänge, denn die Politik spielt eine große Rolle für die gebürtige Lügumklosteranerin, die auf dem Hof Fauerby mit zwei Brüdern und einer Schwester aufwuchs.

Als „Der Nordschleswiger“ zum Geburtstagsinterview kommt, hat sie sich natürlich vorher über den Verteidigungsvergleich informiert, den die Regierung am Dienstag vorlegte. Und die Stadtratssitzungen von Tondern verfolgt sie am Computer.

Umzug nach Tondern

Nach Stationen auf dem Elternhof und auf dem Familienhof der Buckas in Hostrup sowie in Jeising (Jejsing) zog die energische Frau vor fünf Jahren nach Tondern. „Den Umzug habe ich nie bereut. Ich bin froh, in Tondern zu leben“, strahlt die bald 85-Jährige. Und sie habe sich natürlich eine Wohnung mit Fahrstuhl für die Zeit ausgesucht, wenn sie die Treppen nicht mehr schafft.

Anneliese Bucka fühlt sich wohl in Tondern. Foto: Brigitta Lassen

Familie, Politik und die deutsche Minderheit haben in ihrem Leben immer eine große Rolle gespielt. Bei ihrer „neuen“ Familie mache sie aus ihrer Gesinnung auch keinen Hehl.

Ich bin nun mal Politikerin.

Anneliese Bucka

„Für Svends Familie ist es kein Problem, dass ich eine deutsche Nordschleswigerin bin. Sie sind sehr interessiert und stellen mir auch viele Fragen, da sie die Grenzlandverhältnisse gar nicht kennen“, erzählt die Jubilarin.

Auch dass die resolute Nordschleswigerin für die Partei der deutschen Minderheit aktiv ist, ist kein Hindernis. „Ich bin nun mal Politikerin. Wenn ich zur Fraktionssitzung der Schleswigschen Partei gehe, sagt mein Freund immer: Na, gehst du zu deinem Bürgermeister?“ lacht die Politikerin, die Jørgen Popp Petersen für die Ausübung seines Amtes höchste Anerkennung zollt.

Eine Frau, die Dampf macht

Anneliese Bucka hat auch mehrfach für die Schleswigsche Partei kandidiert und saß für die SP im nordschleswigschen Amtsrat. In Tondern machte sie der Verwaltung und den Stadtratsabgeordneten auch Dampf, als sie bis Dezember 2017 Vorsitzende des Seniorenrats war. Mit großem Selbstbewusstsein begegnet sie auch heute den Volksgewählten. Außerdem war sie 33 Jahre Vorsitzende des Sozialdienstes Nordschleswig, denn die Belange der älteren Menschen liegen ihr sehr am Herzen.

Was die bald 85-Jährige über Chancengleichheit und Gleichberechtigung der Frauen zu sagen hat, zeigte das Interview, das die frühere Journalistin des „Nordschleswigers“, Karin Friedrichsen, vor drei Jahren führte. 

„Und natürlich bin ich auch Vorstandsmitglied in unserem Häuserblock“, sagt sie, während ihr Blick vom ersten Stockwerk über die Schiffbrücke schweift.

Neben Drucker und Laptop auf dem Esstisch steht auch die Liege der gelernten Reflexzonentherapeutin in der Stube. „Das stört mich nicht“, lacht die Rentnerin. „Meine Stube ist auch mein Arbeitszimmer.“ Foto: Brigitta Lassen

Direktheit und Klartext sind einige ihrer persönlichen Merkmale. Und eine riesige Portion Energie steckt in der Seniorin. „Mein Freund sagt schon mal, ich sollte es lieber ein wenig ruhig angehen. Aber das geht nicht“, lacht sie.

 

 

Das Gebäck steht bereit auf dem Küchentisch. Foto: Brigitta Lassen

Als ihre jüngsten Söhne heirateten, hat sie für die ganze Hochzeitsgesellschaft gekocht. Für ihr Geburtstagsfest am Freitag hat sie natürlich selbst gebacken. Unter anderem 80 „goj raj“ (nordschleswigsche Spezialität) und 100 Wiener Kipferl. Die Kuchenkästen mit dem Gebäck stehen schon aufgereiht auf dem Küchentisch.

 

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