Nachhaltigkeit
Hier wird alles repariert – kostenlos
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Im „Repair Café“ können Bürgerinnen und Bürger von freiwilligen Helfern alles reparieren lassen. Das ist gut für den Geldbeutel und schont die Umwelt, wie sich Café-Kunden und Ehrenamtliche einig sind. Welche Vorteile das Angebot noch hat? „Der Nordschleswiger“ hat nachgefragt.
Gegen 18 Uhr wimmelt es im „Repair Café“ im Kulturhaus „NygeadeHuset“ von Menschen. Die Türen zu dem nachhaltigen Angebot sind seit knapp einer Stunde geöffnet, und es wird fleißig gewerkelt. An einem Tisch wird eine Nähmaschine vorbereitet, gegenüber bastelt jemand an einer Lampe, und an einem Tisch dahinter steht ebenfalls eine Lampe auf dem Tisch, an der offensichtlich etwas kaputt ist.
Am Eingang wartet schon Susan Bjørn darauf, an die Reihe zu kommen. Sie hat die Stehlampe ihrer Großmutter mitgebracht, die sie ihr geschenkt hat, „weil sie umgezogen ist und keinen Platz mehr dafür hatte. Ich mochte die Lampe schon immer“, erzählt die junge Frau, die erst kürzlich, nach drei Jahren in Grönland, nach Apenrade gezogen ist.
Bekannt aus anderen Städten
Susan Bjørn kennt das „Repair-Café-Konzept“ aus anderen Städten und freut sich, dass es auch in Apenrade angekommen ist. „Es ist doch schade, wenn man Dinge, die im Grunde noch gut sind und mit ein wenig Hilfe wieder flottgemacht werden können, weggeworfen werden, weil etwas daran kaputt ist“, findet sie.
Und genau solche Hilfe ist im Repair Café zu bekommen. Freiwillige, darunter ein Metallbauer, ein Elektronikfachmann von „Danfoss“, aber auch ein pensionierter Schulleiter, helfen, kaputte Sachen wieder instand zu setzen.
Und das entspricht genau dem Wunsch der „Kunden“, wie die Café-Freiwilligen die Menschen nennen, die ihre Hilfe suchen. „Ich besorge viele meiner Sachen Secondhand. Warum sollte man alles gleich neu kaufen?“, findet Susan Bjørn.
Und das ist auch der Grund, weshalb sich Werner Sternberg als Freiwilliger für das „Repair Café“ gemeldet hat. „Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, und das ist nicht gut für Klima und Umwelt“, erklärt er. Der pensionierte Schulleiter hat sich nach einem Facebook-Aufruf für das Café gemeldet, um seine Hilfe anzubieten. Jetzt versucht er jeweils dienstags in den geraden Wochen von 17 bis 19 Uhr, Dinge zu reparieren.
Das finden auch Dorrit und Martin Reese. Das Ehepaar aus Apenrade hat eine Lampe mitgebracht, in die ein neuer Dimmer eingesetzt werden soll. „Die Lampe ist knapp 30 Jahre alt. Aber wir finden sie schön, und außer dem Dimmschalter funktioniert sie noch einwandfrei“, sagt Dorrit Reese. „Anstatt sie wegzuwerfen und eine neue zu kaufen, nutzen wir eben das Repair Café“, führt sie fort. Bei dem Dimmer muss Werner Sternberg allerdings nach längerem Versuchen aufgeben. Ein anderer Freiwilliger mit mehr Erfahrung in Elektrik und Elektronik, der allerdings an diesem Tag krank ist, soll das Problem lösen. Für das Ehepaar ist das kein Problem. „Wir zahlen schließlich nichts“, sagen die beiden einhellig.
Fehler gefunden
Zurück zu Susan Bjørn. Sie hat ein Problem mit dem „Lampen-Erbstück“: „Ab und zu kriegt man einen gewischt, wenn man die Lampe berührt“, sagt die junge Frau. Wie Werner Sternberg herausfindet, „ist das kein Wunder“. Das Stromkabel, das innerhalb des Lampengestells verlegt ist, ist an einer Stelle bis auf das blanke Kabel durchgescheuert. Er ersetzt das Kabel in wenigen Minuten – sehr zur Freude der Besitzerin.
Einem kaputten Stuhl möchte an diesem Abend auch Dorte Justesen eine Chance geben, bevor er auf den Recyclinghof wandert. Die Beine des Möbelstücks sind zerbrochen. „Es wäre einfach zu schade, ihn einfach wegzuwerfen“, findet die Apenraderin. Plötzlich ist ein lautes Klatschen zu hören. Ursula Geertsen freut sich so sehr, dass sie in Jubel ausbricht. Der Café-Freiwillige Mikael Lassen hat ihre Stehlampe wieder zum Leuchten gebracht. Die Rothenkrugerin greift zum Portemonnaie, wird aber augenblicklich von Lassen gestoppt. „Wir nehmen kein Geld“, winkt er freundlich, aber bestimmt ab.
„Es ist die Freude, helfen zu können, die uns auch motiviert“, erklärt er. Werner Sternberg nickt und fügt verschmitzt hinzu: „Und weil wir es irre gemütlich haben.“
Allrounder mit Spezialgebiet
Die Freiwilligen sind Spezialisten in verschiedenen Fachgebieten: Elektronik, Elektrik, Holz, Metall, Mechanik oder auch Textilien. Es wurden schon Nähmaschinen repariert, Fahrräder, CD-Player, Roller, Reißverschlüsse eingenäht, und sogar ein Bezug für ein Bügelbrett ist fabriziert worden.
Sehr zufrieden mit dem Angebot
Pernille Moody Jensen ist Kulturvermittlerin und gehört zum Team des NygadeHuset. Sie hat geholfen, das Konzept umzusetzen und ist „mehr als zufrieden damit“, wie sie sagt. „Es ist ein Erfolg. Wir haben immer einen laufenden Strom von Leuten im Repair Café, die sich von unseren Freiwilligen helfen lassen“, berichtet sie.
Acht „feste“ Freiwillige kommen im zweiwöchigen Rhythmus ins NygadeHuset. „Hinzu kommen noch einige, die in unregelmäßigen Abständen dabei sind“, sagt Moody Jensen.
Als Konkurrenz zu lokalen Betrieben sehen die Freiwilligen das Angebot nicht. „Wenn die Leute nicht hierherkommen könnten, würden die kaputten Sachen auf dem Müll landen“, sind sie sich sicher. „Es kostet einfach zu viel, Kaputtes reparieren zu lassen“, fügt Sternberg hinzu.