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Lund: „Wann fällt die Rente unter die Armutsgrenze?“

Lund: „Wann fällt die Rente unter die Armutsgrenze?“

Lund: „Wann fällt die Rente unter die Armutsgrenze?“

Apenrade/Aabenraa
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Carsten Lund beim Besuch in der Redaktion des „Nordschleswigers“, wo er seinen Brief an die Ministerin zeigt Foto: Jan Peters

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Der frühere Gewerkschafter Carsten Lund hat in einem Brief an die Sozial- und Seniorenministerin seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die Volksrente nicht mehr ausreiche. Er macht das anhand von Rechenbeispielen deutlich. Durch den aktuellen Anstieg der Lebenshaltungskosten bekommt die Sorge des Apenraders noch mehr Gewicht.

„Ich frage mich: Wann fällt die Rente unter die Armutsgrenze?“, sagt Carsten Lund mit Sorgenfalten im Gesicht. Er hat sich die Entwicklung der sogenannten Volksrente (folkepension) angeschaut, die jedem Arbeitnehmer zusteht, der lebenslang in Dänemark tätig war. Laut dem Beschäftigungsministerium liegt die volle Rente derzeit bei 14.019 Kronen – vor Abzug der Steuer. Ausgezahlt werden schließlich noch 10.164 Kronen.

Rente ist Löhnen angepasst

Lund hat die Entwicklung der Volksrente schon vor zwei Jahren einmal genauer unter die Lupe genommen, nachdem vom zuständigen Ministerium damals versprochen wurde, dass „die Rente der generellen Lohn- und Gehaltsentwicklung in der Gesellschaft folgt“, wie ihm der damalige sozialdemokratische Beschäftigungsminister Peter Hummelgaard in einem Schreiben erklärte.

99 Kronen im Monat kommen hinzu

„Das kann ich allerdings nicht erkennen“, sagt Lund, der im aktiven Berufsleben unter anderem Gewerkschaftsfunktionär bei der FOA-Vorgängergewerkschaft war. Zwischen130 bis 203 Kronen netto ist die Volksrente von 2013 bis 2021 gestiegen. „In diesem Jahr sind es noch 99 Kronen, die zusätzlich ausgezahlt werden“, hat Lund ausgerechnet.

Doch das reiche hinten und vorne nicht, meint der gelernte Handwerker. „Die Lebenshaltungskosten steigen, und die Inflation hat einen so hohen Satz erreicht, wie schon lange nicht mehr. Die Volksrente ist ohnehin schon gering, wenn man keine weiteren Absicherungen hat. 99 Kronen reichen doch kaum, um einmal ins Kino zu gehen“, sagt der 91-Jährige.

Wann geht es unter die Armutsgrenze?

Carsten Lund hat deshalb im Januar erneut einen Brief verfasst und an die ebenfalls sozialdemokratische Sozial- und Seniorenministerin Astrid Krag geschickt. Darin schildert er die Situation und rechnet genau aus, wie die Rente sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Und auch ihr stellt er die Frage, wann Rentenempfänger unter die Armutsgrenze rutschen.

Bisher keine Antwort

„Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen“, sagt Carsten Lund enttäuscht. Sogar die Bitte an den lokalen sozialdemokratischen Folketingsabgeordneten Benny Engelbrecht, nachzuforschen, was mit seinem Brief geschehen ist, habe nicht wirklich gefruchtet, berichtet Lund. „Ich habe nur eine Antwort von ihm bekommen, dass mein Schreiben angekommen ist“, sagt er.

Carsten Lund steht mit seiner Einschätzung der aktuellen Rente nicht allein da. Auch die Interessenorganisation „Ældre Sagen“ ist darauf aufmerksam geworden und prangert die immer weiter klaffende Schere zwischen Rente und Lebenshaltungskosten an.

Lunds Wunsch

Wie es in einem Artikel der Organisation heißt, seien Frührentnerinnen und -rentner noch härter getroffen. Sie bekämen 2022 nur 15 Kronen pro Monat extra – obwohl das Finanzministerium davon ausgeht, dass die Kosten für private Haushalte um 4 Prozent steigen werden. Und das war noch 2021. Jetzt sieht die Situation noch übler aus. Von 6 und sogar 7 Prozent ist die Rede.

„Ich wünsche mir, dass der Kaufkraftverlust real ausgeglichen wird, damit die Pensionäre sich jedes Jahr das Gleiche leisten können“, sagt Lund.

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