Kommunalpolitik
Debütant mit 57 Jahren
Debütant mit 57 Jahren
Debütant mit 57 Jahren
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Gerd Lorenzen aus Nolde ist zwar nur die Nummer sechs auf der Kandidatenliste der Schleswigschen Partei Apenrade, dennoch durfte er den gewählten Stadtratsabgeordneten Erwin Andresen auf der Februar-Sitzung vertreten.
Er war weder krank, noch verreist und war auch nicht beruflich verhindert, deshalb nahm Gerd Lorenzen aus Nolde am Mittwochabend an der Februar-Sitzung des Apenrader Kommunalrates teil.
Als die Schleswigsche Partei (SP) Apenrade einen Stellvertreter für ihren erkrankten Abgeordneten Erwin Andresen finden musste, wurde sie erst auf Platz sechs ihrer Kandidatenliste fündig.
Drei Absagen
Erst hatte die Nummer drei der SP Apenrade, Thore Naujeck, wegen einer Auslandsreise passen müssen. Die Nummer vier, Käthe Nissen, war wie ihr Bruder mit dem Corona-Virus infiziert und konnte deshalb nicht den vakanten Stuhl in der Zwei-Mann-Fraktion der SP einnehmen. Die erst 18-jährige Katharina Kley hatte sich kurzzeitig darauf freuen können, ihr Debüt auf kommunalpolitischer Bühne geben zu können, doch – wie berichtet – erhielt sie von ihrem Job so kurzfristig keine Freigabe.
Mitarbeiterin mit Ausdauer
Das Rathaussekretariat versuchte am frühen Dienstagabend zunächst vergeblich, die Nummer sechs auf der Liste S anzurufen. „Wir hatten zu dem Zeitpunkt Vorstandssitzung in der Nordschleswigschen Gemeinde“, erklärt Gerd Lorenzen, der Geschäftsführer der deutschen Freigemeinde im Landesteil ist, weshalb er nicht sofort an sein Handy gehen konnte, als der Anruf aus dem Rathaus kam.
Zum Glück blieb die Mitarbeiterin hartnäckig und versuchte es am späteren Abend noch einmal. Diesmal ging Gerd Lorenzen ran.
Reizvolle Aufgabe
„Ich hatte am Mittwoch tatsächlich noch nichts vor. Und ich fand die Aufgabe zudem auch spannend und reizvoll. Ich habe deshalb zugesagt, mich bei der Stadtratssitzung als Erwins Vertreter zur Verfügung zu stellen“, sagt der 57-Jährige aus Nolde.
So kurzfristig ins „kalte Wasser“ gestoßen zu werden, schreckte ihn dabei nicht. „Ich bin ja keine 18 mehr“, stellt er schmunzelnd fest. Gänzlich unvorbereitet wollte er allerdings nicht sein Politiker-Debüt angehen.
17 eng beschriebene Seiten
„Ich habe die ganze Tagesordnung durchgeackert. Allein die umfasste 17 relativ eng beschriebene Seiten. Darüber hinaus habe ich Erwin telefonisch kontaktiert, um mich ein wenig briefen zu lassen“, schildert Gerd Lorenzen seine Vorbereitung.
Ich bin ja keine 18 mehr
Gerd Lorenzen, Stadtrats-Debütant
„Außerdem hätte ich im Fall der Fälle ja mit Kurt Asmussen, dem zweiten SP-Vertreter, ja einen Mann neben mir gehabt, der zwar erst kurz im Amt ist, aber dennoch bereits weiß, wie der Hase läuft“, fügt Lorenzen lachend hinzu. Er fühlte sich deshalb bestens gewappnet für die Aufgabe.
Vorherige Einweisung
Anderthalb Stunden vor Beginn der Stadtratssitzung am Mittwoch war Gerd Lorenzen dann schon ins Apenrader Rathaus bestellt worden. „Dort hat man mir ein I-Pad ausgehändigt und mich in die elektronische Abstimmung eingewiesen“, erzählt der 57-Jährige.
Dass er bei der Instruktion gut aufgepasst hatte, bewies er spätestens bei Tagesordnungspunkt 54, als Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Kons.) die 31 Abgeordneten gleich zweimal um eine elektronische Stimmabgabe bat. In beiden Runden gehörte Gerd Lorenzen zu den schnellsten, während andere – erfahrene – Stadtratspolitiker ihre Schwierigkeiten mit der Technik hatten.
Schnell überstanden
Sein spätes Debüt auf der politischen Bühne kann Gerd Lorenzen als gelungen abhaken. Fast schade, dass es so schnell vorbei war. Nach rund 35 Minuten war die öffentliche Tagesordnung überstanden. Der nicht öffentliche Teil umfasste auch nur den Punkt „Mitteilungen des Bürgermeisters“ und die sind in der Regel auch nicht abendfüllend.