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Apenrader Hafen kann Gas-Unabhängigkeit unterstützen

Apenrader Hafen kann Gas-Unabhängigkeit unterstützen

Apenrader Hafen kann Gas-Unabhängigkeit unterstützen

Apenrade/Aabenraa
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Der Apenrader Industriehafen aus der Vogelperspektive. Im rechten Bildteil ist das östliche Ufer zu sehen, wo unter anderem sogenannte Biomasse angelandet und gelagert sowie von dort verfrachtet wird. Foto: Aabenraa Havn

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Statt aus russischer Produktion soll bald nur noch Gas aus Dänemark für Wärme und Strom sorgen. Der Apenrader Hafen hat bei diesem Plan eine Schlüsselrolle, denn dort wird ein großer Teil des dafür benötigten Rohstoffs angeliefert und von dort weitertransportiert. Eine Sorge gibt es jedoch.

Der Apenrader Hafen könnte eine Schlüsselrolle spielen, wenn es um die Unabhängigkeit von russischem Gas geht.

Die Regierung hat als direkte Konsequenz aus dem Ukrainekrieg beschlossen, sich von Gas aus russischer Produktion zu verabschieden und durch im Land produziertes Gas zu ersetzen. Als weitere Bedingung soll das Gas nachhaltig hergestellt sein, um die Klimabilanz positiv zu beeinflussen. Dabei hilft Biogas.

Von 25 auf 100 Prozent

Erst ein Viertel des dänischen Gasbedarfs wird aktuell im Land und nachhaltig produziert. Die Produktion muss also gesteigert werden, um das Ziel zu erreichen.

Die sogenannte Biomasse, die für die Biogas-Produktion vonnöten ist, wird schon derzeit im Hafen angelandet und gelagert, um bei Bedarf an die Biogasanlagen geliefert zu werden. Der Osthafen wird dafür genutzt. Allerdings reichen die Lager nicht mehr aus, wenn die Produktion erhöht wird. Deshalb will der Biogas-Lieferant „Nature Energy“ massiv investieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Hausbaupläne stehen im Weg

Nature-Energy-Direktor Lars Rosgaard Sørensen hat jedoch Bedenken, denn es gibt kommunale Pläne, im Bereich des Osthafens Wohnhäuser zu bauen. Das soll schon im Jahr 2035 passieren. Die Investitionen lohnen sich dann nicht, denn Industriehafen und Wohngebiet sind nicht miteinander zu vereinbaren, so der Direktor in einer Mitteilung.

Doch es gibt keine Ausweichmöglichkeit für das Unternehmen, denn schon jetzt liegen 10 der 13 Natur-Energy-Biogasanlagen in einem Radius von 100 Kilometern, und hinzu kommt, dass der Apenrader Hafen der einzige ist, der für die Distribution der Biomasse die Kapazitäten hat.

Deshalb richtet Rosgaard Sørensen seine Aufforderung an die Kommune: Sie soll sichern, dass bis mindestens 2050 keine Häuser in der Nähe des Ostufers gebaut werden. Erst dann lohne sich eine Großinvestition, wie sie jetzt geplant sei.

Bürgermeister will Debatte über Hafenzukunft

Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Konservative) meinte gegenüber „JydskeVestkysten“, dass es ohne Risiko möglich sein sollte, in Apenrade und den Apenrader Hafen investieren zu können. Er sagt, es gebe bisher nur die Pläne, am Kilen, einer Straße in direkter Nähe des Ostufers, Wohnhäuser zu bauen. „Wir müssen jetzt sehen, wie die neue Eigentümerstrategie für den Hafen aussehen soll. Ich freue mich darauf, das im Stadtrat zu diskutieren“, so der Bürgermeister.

Nature Energy hat schon Pläne in der Schublade, die Biogasanlagen von bisher 13 wesentlich zu erhöhen. Die Aktivitäten im Apenrader Hafen sollen sich dann verdoppeln, hat das Unternehmen berechnet. Damit die Lieferkette auch bei größeren Mengen aufrechterhalten werden kann, müsse deshalb die Kapazität am Apenrader Hafen ausgebaut werden.

Schon in drei bis vier Jahren könnte Dänemark dann ohne russische Gaslieferungen auskommen, meint Lars Rosgaard Sørensen, der hofft, bald Vorschläge zu bekommen, die seine Bedenken verschwinden ließen.

Die Biomasse entsteht in der landwirtschaftlichen Produktion und ist dort ein Abfallprodukt.

Übrigens: Im Jahr 2021 haben zwei Schiffe unter russischer Flagge im Apenrader Hafen angelegt. In diesem Jahr gab es noch keins.

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