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DPA: Zu früh, zu spät und mit Notplänen

DPA-Leiterin: Zu früh, zu spät und mit Notplänen

DPA-Leiterin: Zu früh, zu spät und mit Notplänen

Apenrade/Aabenraa
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Bei der ersten Welle wurde streng auf Kontaktbeschränkungen geachtet. Die werden demnächst völlig wegfallen (Archivfoto). Foto: Jan Peters

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Die Corona-Welle hat auch vor den deutschen Schulen nicht haltgemacht. Unausweichlich, wie Rektorin Catarina Bartling sagt. Sie berichtet von Herausforderungen für Schüler, Lehrer und auch für sie selbst.

„Wir hören jetzt jeden Tag von neuen Corona-Fällen in den Klassen“, berichtet Catarina Bartling, Leiterin der Deutschen Privatschule Apenrade (DPA). Mit den landesweiten Corona-Zahlen steigt auch die Menge der infizierten Schülerinnen und Schüler an der Schule am Svinget.

Und jetzt werden die Restriktionen ab Dienstag vollkommen fallengelassen.  Das berichten zumindest viele Medien und beziehen sich dabei auf sichere Quellen. 

Schulleiterin Bartling bereitet das ein flaues Gefühl im Magen: „Wir beobachten doch aktuell, dass sich die Schüler infizieren, ob in der Familie, beim Sport oder auch in der Schule. Es ist ein Dominoeffekt. Und die derzeitig noch gültigen Richtlinien unterstützen diesen Effekt noch, denn wer sich regelkonform verhält, kommt nach einer Infektion meist zu früh wieder zurück in die Schule und trägt dann das Virus mit“, berichtet Bartling. Sie rechnet damit, dass es viele weitere Fälle geben wird.

Seit langer Zeit mit Corona-Wolke

„Wir haben uns zwar auf einige Szenarien vorbereitet, wenn es noch mehr Schüler und auch Kolleginnen und Kollegen treffen sollte“, sagt die Schulleiterin. Dazu gehören unter anderem Online- und Pendelunterricht. Pendelunterricht heißt, dass der Lehrer zwei oder mehr Klassen gleichzeitig betreut.

Catarina Bartling (M.) bei der Verabschiedung von Kolleginnen im Sommer des vergangenen Jahres (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Für die Kollegen und auch sie selbst sei die bald zwei Jahre andauernde Situation ein ständiger Stressfaktor. „Zu den allgemeinen erschwerten Corona-Schulbedingungen kommt nämlich die Angst, sich zu infizieren“, gibt Bartling offen zu. „Es gibt ja nun mal Menschen, die eine Corona-Erkrankung nicht so einfach wegstecken, wie es die Jüngeren tun“, erklärt sie ihr Gefühl, das wie eine dunkle Wolke auch über dem Kollegium hängt. „Trotzdem machen es meine Kollegen gut und tragen die Situation in der Gemeinschaft“, sagt sie.

Corona-Akzeptanz

Catarina Bartling findet, „dass das Virus mit den laufenden Öffnungen in der Bevölkerung mehr und mehr akzeptiert wird. Vorher wurde die Gesellschaft geschützt. Jetzt, wo sich abgezeichnet hat, dass es nicht so viele Fälle gibt, die ins Krankenhaus müssen, wird einen Gang höher geschaltet – zu Ungunsten der Menschen, die gefährdet sind, schwer zu erkranken. Und die gibt es doch immer noch“, so die DPA-Leiterin. Jetzt zähle die eigene Verantwortung, meint sie.

Sicht eines Wissenschaftlers

Dass solche Situationen, wie sie Bartling beschreibt, vermehrt auftreten werden, befürchtet auch Michael Bang Petersen. Er ist Professor für Staatskunde an der Uni in Aarhus und untersucht beim sogenannten Hope-Projekt derzeit das Verhalten der dänischen Bürgerinnen und Bürger während der Corona-Krise und sagt zu den Lockerungen unter anderem: „Es kann dazu führen, dass es eine breite Sicht auf die Epidemie gibt. Es wird eine Minderheit von 25 bis 30 Prozent geben, die persönlich betroffen sind, zum Teil, weil für sie das Thema Corona sehr viel Raum einnimmt oder weil sie zu denjenigen mit Risikofaktoren gehören“, erklärt er gegenüber dem Nachrichtenportal „Ritzau“. Sie müssten in einer offenen Gesellschaft ohne Corona-Restriktionen leben und selbst Verantwortung übernehmen, sagt er weiter.

Gesellschaftliche Akzeptanz der Gefährdeten

„Der Wegfall der gesellschaftlichen Gefährdung durch das Virus kann in der Folge Konflikte nach sich ziehen zwischen denjenigen, die keine Gefahr für das Gesundheitssystem sehen, das es ja zu schützen galt, und denen, die sich selbst immer noch in Gefahr sehen“, erklärt Michael Bang Petersen. Es müsse Raum für alle Sichtweisen geschaffen werden, fordert der Staatskundler deshalb. „Und das ist die Aufgabe der Behörden“, stellt der Professor fest und fordert diejenigen, die nicht zu den gefährdeten Personengruppen gehören, dazu auf, „Rücksicht auf Corona-Risiko-Personen zu nehmen“.

Trotz Corona-Unterrichts obligatorische Prüfungen

Zurück zur Schule: Auf sogenannte Vikare, die es an dänischen Schulen vermehrt gibt und die dort als Vertretungslehrer eingesetzt werden können, kann die DPA nicht zurückgreifen. Die Schule ist zu klein, deshalb werden kaum „Vikarstunden“ genehmigt, und es ist außerdem schwer, deutschsprachige Vertretungen zu finden, erklärt Bartling.

Für die Abgangsschülerinnen und -schüler in den 9. Klassen ist der Weg zurück aus den Restriktionen wohl ein lang ersehnter Schritt. Aus schulischer Sicht stellt er jedoch große Herausforderungen an die jungen Menschen. „Wir haben das dritte Mal die Situation, dass Corona-Abschlussprüfungen abgehalten werden. In den vergangenen zwei Jahren gab es Erleichterungen für die Prüfungen. Das ist dieses Jahr scheinbar nicht der Fall. „Es wird eine obligatorische Prüfung geben, so als wenn es in den vergangenen Jahren kein Corona und damit auch keinen Corona-Unterricht, keine Ausfälle und Abwesenheiten wegen Corona-Verdachts gegeben hätte. Das ist hart für die Schüler – und auch die Lehrer –, die das Pensum irgendwie schaffen müssen“, berichtet Catarina Bartling.

„Aber wir kommen da durch“, blickt die Schulleiterin trotz aller Belastungen positiv in die Zukunft.

 

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