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Amira Merve Wenzel: Junges Kirchenratsmitglied freut sich auf die Herausforderung

Amira Merve Wenzel: Junges Kirchenratsmitglied freut sich auf die Aufgabe

Junges Kirchenratsmitglied freut sich auf die Aufgabe

Apenrade/Aabenraa
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Amira Merve Wenzel ist mit 21 Jahren das jüngste Kirchenratsmitglied in Apenrade. Foto: Karin Riggelsen

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Jüngst wurde die 21-jährige Amira Merve Wenzel in den Apenrader Kirchenrat gewählt. Warum sie sich eher spontan für diesen Schritt entschieden hat und welches sonntägliche Ritual sie sich nicht nehmen lässt, hat sie dem „Nordschleswiger“ erzählt.

„Es gibt einige Dinge, die mich stören und von denen ich denke: Das könnte man doch besser machen“, findet Amira Merve Wenzel. Und diese Überzeugung ist es wohl auch, die sie antreibt, den Schritt in den Kirchenrat zu wagen.

Die 21-Jährige ist bei den jüngsten Wahlen in Apenrade mit 92 Stimmen – die höchste Anzahl an Stimmen war 115 – zum festen Kirchenratsmitglied gewählt worden.
Dass so viele Wählerinnen und Wähler das Kreuz hinter ihren Namen gesetzt haben, habe sie überrascht und gleichzeitig sehr gefreut.

Mir selbst haben solche Angebote in meiner Kindheit und als Jugendliche gefehlt. Es gab nicht so viele Möglichkeiten, dort, wo ich aufgewachsen bin. Und ich will den Kindern und Jugendlichen hier so etwas einfach ermöglichen.

Amira Merve Wenzel

Dieses tolle Ergebnis hat sie, wie sie selbst vermutet, insbesondere ihrer Bekanntheit in Apenrade zu verdanken, die sie vor allem durch ihr Engagement in der Gemeinde – und bei den Pfadfindern des FDF (Frivilligt Drenge- og Pige-Forbund), die an die Volkskirche angegliedert sind – erlangt hat. 

Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus

Aber wie kam es zu dem Entschluss, sich für die Kirchenratswahl aufstellen zu lassen?

„Es war gar nicht geplant, dass ich mich als potenzielles Mitglied aufstellen lasse. Eigentlich wollte ich Stellvertreterin werden und habe dann aber ganz spontan, aus dem Bauch heraus, zwei Kreuze gemacht“, erinnert sich Amira schmunzelnd und wirkt dabei ein wenig so, als könnte sie diesen Moment rückblickend immer noch nicht ganz greifen.

Erst wenige Monate vor der Wahl war Amira der Volkskirche beigetreten – um wählen zu können. Dass sie sich stattdessen wählen lassen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich absehbar – erst recht nicht für Amira selbst.

In der Kirche kommt Amira zur Ruhe. Foto: Karin Riggelsen

Vielleicht waren es die vielen Ermunterungen im Vorfeld, die ihr in diesem Moment den Mut gegeben haben. „Ich wurde von vielen Seiten ermutigt, weil ich ja viele verschiedene Sachen in der Gemeinde mache und einen guten Einblick in die Strukturen habe“, erzählt sie. Amira erinnert sich da insbesondere an eine Nachricht von Annette Lorenzen – ebenfalls Kirchenratsmitglied in Apenrade, die sie zum Nachdenken angeregt habe. Ein Anstoß, der ihr im Moment, als sie ihr Kreuz setzen sollte, die Portion Selbstsicherheit verlieh, die es brauchte.

Und da Amira besonders die Jugend sehr am Herzen liegt, hat sie bereits einige Anliegen im Kopf, die gerade der Jugendarbeit große Dienste erweisen könnten: Sie möchte auf dem Außenareal des Nicolajhuset – dem Gemeindehaus – einen Lagerfeuerplatz einrichten. Auch als eine Möglichkeit, die Pfadfinderinnen und Pfadfinder etwas mehr in die Gemeinde einzubinden.

Am Sonntag tut Amira etwas „für sich“

Ein wichtiger Grund für diese und ähnliche Veränderungen: das stark nachlassende Interesse von Jugendlichen für die Kirche. Da muss etwas passieren, findet die Apenraderin.

Als Auslöser ihrer Begeisterung für diese Art Freizeitgestaltung vermutet Amira die Erzählungen ihrer Mutter, die sie schon früh erahnen ließen, dass dies auch Amira Freude bereiten könnte. „Meine Mutter hat als Jugendliche auch viel im Bereich Kirchen- und Jugendarbeit gemacht und mir oft davon erzählt.“

Ich habe eine klare Meinung – und die vertrete ich auch.

Amira Merve Wenzel

Das habe sie motiviert, sich bei den Pfadfindern und in der Gemeinde zu engagieren. Besonders eine Sache habe sie dabei angetrieben: „Mir selbst haben solche Angebote als Jugendliche gefehlt. Es gab nicht so viele Möglichkeiten, dort, wo ich aufgewachsen bin. Und ich will den Kindern und Jugendlichen hier so etwas einfach ermöglichen.“ Die Apenraderin hat bis zu ihrem 16. Lebensjahr in Schleswig gelebt, bevor es sie nach Nordschleswig verschlug. 

Das Gefühl von Gemeinsamkeit beim Beten und Singen während des Gottesdienstes gibt Amira ein Gefühl von Geborgenheit. Foto: Karin Riggelsen

Amira legt die ganze Woche viel Wert darauf, in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit schöne Momente für andere zu kreieren. Am Sonntag jedoch tut sie „etwas für mich“, wie sie es ausdrückt. „Ich nehme mir die Zeit und gehe in den Gottesdienst. Das mache ich, egal, wo ich bin. Wenn ich es nicht schaffe, dann fehlt was.“

„Dann ist einfach mal Frieden“

Auf den Kirchenbänken sitzend, überkommt sie eine innere Ruhe, die ihr guttut. Beim gemeinsamen Singen und Beten entstehe ein Gefühl von Verbundenheit. 

In diesen Momenten merkt sie, wie an diesem Ort all der Druck abfällt, all die Unsicherheiten kurz verschwinden und sie das Gefühl von Geborgenheit und Trost von innen wärmt. „Dann ist einfach mal Frieden“, bringt sie es auf den Punkt. 

Mit dem ersten Advent beginnt Amiras Amtszeit als Kirchenratsmitglied in Apenrade offiziell. „Ich bin schon sehr aufgeregt und nervös, gerade weil ich die Jüngste bin. Natürlich bin ich aber auch gespannt, wie es wird“, gesteht sie. 

Trotz Nervosität freut sich Amira auf die Herausforderung, die auf sie zukommt. Auch wenn sie ein ruhiger Mensch ist, hält sie fest: „Ich habe eine klare Meinung – und die vertrete ich auch.“

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