Staus an der Grenze
Frust im Grenzort: Navis führen Reiseverkehr in die Irre
Frust im Grenzort: Navis führen Reiseverkehr in die Irre
Frust im Grenzort: Navis führen Reiseverkehr in die Irre
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Obwohl in Niehuus nur Fußgänger und Radfahrende den Grenzübergang nach Dänemark nutzen können, steuern immer wieder Feriengäste und andere Reisende mit Autos, Wohnwagen und Wohnmobilen den kleinen Ort an, um Grenzstaus zu umgehen. Schuld sind falsche Angaben von Navigationssystemen. Die Niehuuser sind es leid.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des kleinen Ortes Niehuus direkt an der Grenze zu Dänemark bei Bau (Bov) sind genervt.
Urlaubsgäste und andere Reisende in Richtung Norden weichen aufgrund von Staus an den Hauptübergängen zum Königreich immer wieder auf den kleinen Ort aus, mit der Hoffnung, problemloser über die Grenze zu kommen.
Es sind in erster Linie Navigationsprogramme, die diesen scheinbar schlauen Weg vorgeben.
Das Problem: Der Übergang in Niehuus ist nur für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie für Radfahrerinnen und Radfahrer passierbar. Einige Navigationssysteme scheinen das nicht zu wissen und viele Feriengäste und andere „Ausweichler“ offenbar auch nicht.
Wieder umkehren
Es endet damit, dass immer wieder Autos, Wohnmobile und auch Wohnwagengespanne durch den Ort bis an den kleinen Übergang fahren, um dann wieder umzudrehen.
Ein Hinweisschild in Niehuus, dass Fahrzeuge dort nicht über die Grenze kommen, wird fast immer ignoriert.
Die Niehuuserinnen und Niehuuser bringt es auf die Palme. So kann das doch nicht weitergehen, sagte sich unter anderem Frank Schröder.
Er tat sich mit anderen Bürgerinnen und Bürgern zusammen, um endlich eine Lösung herbeizuführen, denn nicht nur zu den Sommerferien, sondern auch zu Ostern und Pfingsten werden die Ortsansässigen von Niehuus immer wieder von irregeführten Verkehrsteilnehmern „überrollt“.
Besonders schlimm ist es an den Wochenenden.
„Ab zirka 10 Uhr nimmt der Verkehr in unserem Sackgassen-Dorf stetig zu. Den Autofahrern, egal ob dänischer, deutscher oder einer anderen Nationalität, ist eins gemein: Sie sind total abhängig von ihren Navis. Es wird der Anzeige ihrer Geräte mehr Glauben geschenkt als der Verkehrsbeschilderung in unserem Dorf“, so Frank Schröder in einer Antwort an den „Nordschleswiger“.
Obwohl auf Deutsch und Dänisch darauf hingewiesen wird, „dass es bei uns keinen zugelassenen Grenzübergang für Pkw und andere Fahrzeuge gibt, fahren im Laufe eines Tages mehrere Hundert Pkw, Wohnwagengespanne und Wohnmobile auf einer engen Straße durch Niehuus und auf einem schmalen Wirtschaftsweg Richtung Grenze und zurück“, ergänzt der Niehuuser.
Gordischer Knoten
Man wandte sich an Polizei und an andere Behörden, um das Problem aus der Welt zu schaffen.
Es geht zum einen um eine bessere Beschilderung und zum anderen um eine Korrektur der Navigationsprogramme.
Die Niehuuser haben aus Verzweiflung zusätzliche Hinweisschilder, zum Teil auf Englisch, kreiert und aufgehängt, was eigentlich nicht zulässig ist.
Hilfe erhoffte man sich auch von Rundfunkdurchsagen. Frank Schröder dachte an eine Verkehrsmeldung, um Reisende auf den nicht passierbaren Übergang am Schlossberg in Niehuus hinzuweisen.
Auf deutscher Seite wandte man sich an den Regionalsender „NDR" („Norddeutscher Rundfunk").
Medieninteresse
Der „NDR“ interessierte sich für das Problem und schickte ein Filmteam nach Niehuus. Der Beitrag wurde vergangenes Wochenende im Schleswig-Holstein-Magazin ausgestrahlt. Auch andere Medien haben die missliche Lage der Niehuuser aufgegriffen.
Mittlerweile ist Bewegung in die Sache gekommen, wie Schröder berichtet.
Die Gemeinde Harrislee hat eine zusätzliche Beschilderung veranlasst, und auch eine Verkehrsmeldung im Radio hat es gegeben.
Zumindest ein wenig hat es geholfen. „Die deutschen Urlauber blieben weg. Es kamen nur noch dänische Autofahrer und vereinzelt welche aus anderen Nachbarländern“, so der Niehuuser.
Er und seine Leidensgenossinnen und -genossen hoffen, dass die falschen Navi-Apps korrigiert werden und der Spuk ein Ende nimmt. Laut „NDR“ hat die Verkehrsbehörde signalisiert, die Hersteller von Navigationsprogrammen auf den Fehler aufmerksam machen.
Zurückhaltender Optimismus
Schröder ist allerdings skeptisch, dass das Problem zeitnah gelöst wird.
Man rechne bis September mit Urlaubsgästen, von denen der oder die eine und andere auf dem Weg in Richtung Norden nach wie vor die Sackgassen-Fahrt nach Niehuus antritt, um längere Staus an den Hauptübergängen zu umgehen.
In der momentanen Ferienzeit kommt es nicht nur am Wochenende zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und entsprechender Staubildung wegen der Grenzkontrollstellen in Dänemark.
Auch an diesem Montag mussten Reisende am Autobahn-Grenzübergang Ellund und am Übergang in Krusau (Kruså) wieder Geduld aufbringen.
Vor dem Ellunder Übergang staute sich der Verkehr am Nachmittag fünf Kilometer lang. Dass die dänische Polizei an der Kontrollstelle zu Stoßzeiten eine zusätzliche Spur öffnet, schafft nur bedingt Entlastung.
Kontrollen der Übeltäter
Während die Niehuuser die Naviprogramme als Schuldige ausgemacht haben, sehen andere die dänischen Grenzkontrollen als Ursache allen Übels.
In Flensburg hat eine Grenzpendlergruppe angekündigt, gegen die dänischen Kontrollen vor der EU-Kommission wegen Verstoßes gegen das Schengenabkommen (freier Grenzverkehr in der EU) zu klagen.
Das wiederholt ins Spiel gebrachte Argument, dass Grenzkontrollen wegen Terror-Gefahr erforderlich sind, wird Dänemark nicht abgekauft.
Nicht nur den Niehuusern wird es recht sein, wenn die Grenzkontrollen wegfallen und niemand mehr einen Stau umfahren muss. Auch in den vielen anderen kleinen Grenzorten, wo der Verkehr passieren darf, hofft man auf eine fließende Reisewelle an den Hauptübergängen, damit es ruhiger wird.