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Auch mit 70 ist für Albert Ehrenamt Ehrensache

Auch mit 70 ist für Albert Ehrenamt Ehrensache

Auch mit 70 ist für Albert Ehrenamt Ehrensache

Tingleff/Tinglev
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Albert Callesen ist seit rund zehn Jahren Kirchenältester im Pfarrbezirk Tingleff. Foto: kjt

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Albert Callesen vollendet am 16. Februar das 70. Lebensjahr. Seit Jahrzehnten ist er treibende Kraft der deutschen Gemeinschaft in Bjolderup und seit fast genau zehn Jahren Kirchenältester im Pfarrbezirk Tingleff. Sein Beweggrund, sich um das Für- und Miteinander im Umfeld zu kümmern, ist ebenso einfach wie anerkennenswert.

Er ist im Kirchspiel Bjolderup geboren und aufgewachsen und ist dem Einzugsgebiet bis heute treu geblieben, auch wenn er mittlerweile in Tingleff wohnt. Am 16. Februar wird Albert Callesen 70 Jahre alt.

Als Kind einer Familie der deutschen Volksgruppe besuchte er deutsche Einrichtungen und ließ sich zum Landwirt ausbilden. Zu den deutschen Wurzeln hat sich der Jubilar stets bekannt.

Daran änderte sich auch nichts, als er in jungen Jahren seine Birthe kennenlernte und heiratete, die aus der Gegend von Ringkøbing stammt und mit Deutsch nicht so viel am Hut hatte. Das Ehepaar ließ sich zunächst in Reppel (Rebbøl) nieder.

Deutsch und dänisch

„Sie hat viel Verständnis gezeigt, dass ich aus der Minderheit komme und darin aktiv bin. Sie selbst hatte Schwierigkeiten, sich da einzuleben, sie hat mich aber immer unterstützt“, sagt der bald 70-Jährige mit anerkennenden Worten für die Gattin. Albert ist seit rund 40 Jahren im BDN-Ortsverein aktiv (Bund Deutscher Nordschleswiger), darunter viele Jahre als Vorsitzender.

Birthe stimmte auch zu, eine der drei in die Ehe mitgebrachten Töchter  die deutsche Schule besuchen zu lassen.

Ein Übermaß an deutschen Traditionen und Gepflogenheiten hatte sie durch die Heirat mit einem Deutschnordschleswiger letztlich nicht zu befürchten. Albert Callesen ist es stets wichtig gewesen, einen guten und freundschaftlichen Kontakt zur Mehrheitsbevölkerung zu pflegen.

„Ich habe deutsche Wurzeln, bin aber auch ein Sønderjyde. Ich habe immer einen guten Draht zu dänischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gehabt, auch in jungen Jahren, als das Verhältnis zwischen Mehr- und Minderheit noch sehr unterkühlt war.“

Auf Tuchfühlung

Diese zugewandte Art habe ihn gute Erfahrungen machen lassen, sogar im einst als dänische Hochburg verschrienen Örtchen Bollersleben (Bolderslev).  

„Ob beim Fußball in Bollersleben (dänischer Verein, red. Anm.), bei Veranstaltungen oder Festen – ich bin immer gut mit der dänischen Seite ausgekommen“, so Callesen.

Vollendet am 16. Februar sein 70. Lebensjahr: Albert Callesen. Foto: kjt

Dieses Aufeinander-Zugehen, das Respektieren und auch das Kooperieren seien ihm wichtig. Vor allem auch als Vertreter der Nordschleswigschen Gemeinde. Seit fast zehn Jahren ist Albert Callesen Kirchenältester des Pfarrbezirks Tingleff.

Sein Augenmerk gelte dabei unter anderem dem guten Kontakt zur dänischen Gemeinde bis hin zu  gemeinsamen Veranstaltungen, wie er betont.

Was bedeuten Kirche und Nordschleswigsche Gemeinde für den bald 70-Jährigen, und wie kam es, dass er sich ehrenamtlich engagiert?

Innere Ruhe

„Es ist die Gemeinschaft in der Gemeinde, das Miteinander und das Auf-sich-Achtgeben. Und natürlich der Glaube. Als Dres (ehemaliger Kirchenältester Andreas Andresen, red. Anm.) damals auf mich zukam und mich fragte, ob ich nicht Kirchenvertreter werden würde, konnte ich mir das gut vorstellen und sagte zu“, erinnert sich Albert Callesen noch gut an die Anfänge seiner Kirchenvertreterzeit im Jahr 2008.

2013 erklärte er sich dann bereit, das Amt des Kirchenältesten im Pfarrbezirk Tingleff zu übernehmen und das kirchliche Miteinander mitzuprägen und mitzugestalten.

„Kirche hat etwas Beruhigendes. Wenn ich bei Gottesdiensten oder bei anderen Anlässen in der Kirche bin, blende ich alles aus und finde zu einer inneren Ruhe“, sagt der Jubilar.

Hinzu komme das Mit- und Füreinander im Pfarrbezirk. Auf einander achtgeben, aufeinander zugehen und einander helfen seien zentrale Elemente, so Callesen. Vor allem anderen zu helfen, ist für ihn ein großes Anliegen. Das habe er verinnerlicht, so der bald 70-Jährige bei aller Bescheidenheit.

Das gilt nicht nur für den Pfarrbezirk und den BDN-Ortsverein, sondern auch in allen anderen „Lebenslagen“. Albert Callesen hilft immer wieder im wohltätigen Secondhandladen von „Kirkens Korshær“ in Tingleff, der lange Zeit unter Leitung seiner Frau Birthe stand und für den sie sich immer noch engagiert.

Neues wagen

Albert Callesen hat klare Vorstellungen, wie die Gemeinschaft und das kirchliche Miteinander langfristig auf gesunden Füßen stehen können.

„Man muss den Mut haben, auch mal andere Wege zu gehen und Neues zu wagen. Wir müssen uns öffnen für neue Dinge, die auch Kirche ausmachen können. Ich denke da an den Lesegottesdienst, der von Gemeindegliedern geleitet wird und an dem die Pastoren als normale Zuhörer teilnehmen. Das ist mal eine andere Herangehensweise“, so Callesen mit einem Beispiel für andere Formen des kirchlichen Austausches.

Kirche hat etwas Beruhigendes. Wenn ich bei Gottesdiensten oder bei anderen Anlässen in der Kirche bin, blende ich alles aus und finde zu einer inneren Ruhe.

Albert Callesen

„Ganz wichtig ist es, junge Menschen anzusprechen und für sich zu gewinnen. Wir haben hier in Tingeff mit Astrid und Ole Cramer Pastoren, die das hervorragend im Blick haben. Auch in anderen nordschleswigschen Gemeinden gibt es viele gute Ansätze“, so Albert Callesen.

Generation von morgen

Der neu ausgerichtete Konfirmandenunterricht in Tingleff, der unter anderem nach Gottesdiensten stattfindet, die Minikonfirmandenbetreuung und der Kontakt zur Schule seien Impulse, mit denen die Generation von morgen ins Boot bzw. Kirchenschiff geholt werden sollte.

Die Kirche in Tingleff ist ein fester Bezugspunkt von Albert Callesen. Foto: kjt

„Nicht zu vergessen das Römlager der Nordschleswigschen Gemeinde, das sehr beliebt und ein großer Erfolg ist, sowie die Teamerausbildung (Jugendliche als Betreuer jüngerer Gemeindeglieder, red. Anm.)“, listet Albert Callesen weitere in seinen Augen vielversprechende Aktivitäten auf.

Wenn er sich gerade nicht um den Pfarrbezirk  oder den BDN Bjolderup kümmert, nutzt der naturbegeisterte Jubilar die freie Zeit gern für die Jagd oder für Kurzreisen mit seiner Gattin.

Auch mit den vielen Freunden wird gern etwas unternommen. Da bleibt fast kaum noch Zeit für die Familie, bestehend aus vier Kindern, elf Enkeln und acht Urenkeln. Die Kinder Gitte und Helle wohnen im Raum Fredricia, Dorte in Solderup und Nesthäcken Jimmi in Tingleff.           

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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