Dienstjubiläum

An der Einrichtung eine Institution: Seit 30 Jahren Vorschulleiterin

An der Einrichtung eine Institution: 30 Jahre Vorschulleiterin

An der Schule eine Institution: 30 Jahre Vorschulleiterin

Pattburg/Padborg
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Gehört zu den Urgesteinen und treibenden Kräften der Pattburger Schule: Anne-Bente Bergsvik. Foto: Karin Riggelsen

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Sie kam eher zufällig zu einer Anstellung an der Deutschen Schule Pattburg und ist dort nicht mehr weggekommen und auch nicht mehr wegzudenken. Seit 30 Jahren ist Anne-Bente Bergsvik Vorschulleiterin in Pattburg. So viel ihr die Arbeit in der Volksgruppe auch bedeutet, hat die 64-Jährige ein neues Ziel vor Augen.

Gebürtige Norwegerin, seit vielen Jahren in Deutschland wohnend und in der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig heimisch geworden: Das ist quasi die „Formel“ für Anne-Bente Bergsvik, Vorschulleiterin der Deutschen Schule Pattburg.

Seit nunmehr 30 Jahren kümmert sich die Norwegerin um die allerjüngsten Schülerinnen und Schüler in Pattburg. Sie ist gewissermaßen eine Institution in der Institution. Ihr Schuljubiläum hat sie offiziell am 1. September.

 

Anne-Bente Bergsvik in ihrem Element: Unterricht mit den Jüngsten an der Pattburger Schule Foto: Karin Riggelsen

Dass sie im nordschleswigschen Schuldienst gelandet ist, war nicht gerade vorgezeichnet.

Planänderung

„Ich bin mit 19 Jahren nach Deutschland gegangen und wollte ein Jahr die Sprache lernen und etwas mit Textilien machen. Ich bin dann aber an der Pädagogische Hochschule gelandet. Man nahm mich dort ganz schnell auf, noch bevor ich meine Aufenthaltserlaubnis hatte“, erzählt die langjährige Vorschulleiterin von den Anfängen ihrer pädagogischen Laufbahn.

Statt ein Jahr blieb sie ganz in Deutschland und ließ sich in Langballig nieder.

Mit dem ersten Staatsexamen in der Tasche arbeitete sie als Vertretungskraft am Wohnort und im nahe gelegenen Jugendhof Scheersberg.

„Ich bekam dann einen Anruf von Helmut Thomßen (damaliger Schulleiter in Pattburg, red. Anm.)“, erinnert sich Anne-Bente Bergsvik noch genau an den ersten Kontakt zu Pattburg und ihrer späteren Wirkungsstätte.

Eingesprungen und geblieben

Eine Studienkollegin von ihr konnte als Lehrkraft in Pattburg nicht weitermachen. Als Ersatz sei sie dann ins Spiel gebracht worden, so Anne-Bente Bergsvik mit einem Schmunzeln in jenem Klassenzimmer, das seit vielen Jahren ihr Dreh- und Angelpunkt ist.

„Es ging dann alles ganz schnell und unkompliziert. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, habe das Schwimmen aber gelernt“, ergänzt die 64-Jährige.

Seit 30 Jahren geht Anne-Bente Bergsvik in der Deutschen Schule Pattburg ein und aus. Foto: Karin Riggelsen

Dass sie in einer Schule der deutschen Minderheit arbeitet und Teil der Volksgruppe wurde, daran habe sie sich schnell gewöhnt, und damit habe sie sich auch schnell anfreunden können, so Bergsvik.

Familiär gab es ohnehin Parallelen. „Meine Kinder sind auch zweisprachig aufgewachsen – deutsch und norwegisch.“

Deutsch beherrschte die Pädagogin schnell. „Es ist besser als mein Dänisch“, sagt die Norwegerin mit einem Lachen. Nichtsdestotrotz arbeite sie gern in Dänemark, wie sie sagt.

Familiäres Umfeld

Seit dem ersten Tag habe sie ihre Arbeit genossen. Das familiäre Umfeld und kleine Klassengrößen an einer deutschen Schule in Nordschleswig wie in Pattburg seien dabei ein großes Plus, so Bergsvik.

Dass die Kinder heute auffälliger und kaum zu bändigen sind, wie oft behauptet wird, könne sie nicht bestätigen.

Motorisch hätten die Vorschulkinder manchmal Defizite im Verhältnis zu früher, insgesamt komme sie mit den Kindern aber gut klar und erreiche sie auch, so die erfahrene Lehrkraft.

Wir als deutsche Schule der Minderheit werden mittlerweile voll akzeptiert.

Anne-Bente Bergsvik

Was ist in 30 Jahren besonders auffällig gewesen, was hat sich verändert?

Anne-Bente Bergsvik kommt sogleich ein außerschulisches „Phänomen“ in den Sinn. „Wir als deutsche Schule der Minderheit werden mittlerweile voll akzeptiert. Wir werden geachtet und gehören dazu. Das war früher noch anders, wenn man mit der Klasse unterwegs war und Deutsch sprach. Es war mit einem mulmigen Gefühl verbunden. Das hat sich total geändert“, so Bergsvik.

Akzeptanz

Mittlerweile begegne man der Mehrheitsbevölkerung mit einem „Hallo, hier sind wir“ und stoße dabei auf große Akzeptanz. „Es ist eine schöne Entwicklung“, sagt die Vorschulleiterin.

Die deutsche Schule und die Volksgruppe sind längst ihr zweites Zuhause geworden. Dass sie noch immer in Langballig wohnt und Grenzpendlerin ist, habe daran nichts geändert.

„Ich habe schon immer ganz viel mitgemacht, sei es bei Veranstaltungen und Aktivitäten des BDN (Bund Deutscher Nordschleswiger, Red.) oder des PSV (Pattburger Sport- und Freizeitverein). Das war mir wichtig, und ich habe früher auch meine eigenen Kinder viel mitgenommen“, so Bergsvik.

Anne Bente Bergsvik hat etliche Vorschuljahrgänge unter ihren Fittichen gehabt. Foto: Karin Riggelsen

 

Auch wenn sie immer noch gern als Vorschulleiterin tätig ist und mit den Vorschulkindern arbeitet, peilt Anne-Bente Bergsvik den Ruhestand an.

Bis zum Rentenalter 67 hat sie eigentlich noch ein paar Jahre vor sich, die Gesundheit geht aber vor, und vor allem soll mehr Zeit da sein für die Kinder und Enkelkinder.

Zurück in die alte Heimat

„Sie wohnen alle in Norwegen, und daher möchte ich nach Norwegen ziehen, um näher an ihnen dran zu sein“, so Anne-Bente Bergsvik.

Wenn die formalen Unklarheiten in Verbindung mit dem Ruhestand geregelt sind, werde sie die Zelte in Langballig und in Nordschleswig abbrechen und zurück in die „alte“ Heimat ziehen.

Ob es bereits nach diesem Schuljahr passieren wird, sei unklar, so Anne-Bente Bergsvik.

Für sie steht jetzt schon fest: „Den Kontakt zu den Freunden und Bekannten in Deutschland und in Nordschleswig will ich unbedingt halten und möchte auch öfter mal herkommen. Bislang war es immer umgekehrt“, so die norwegische Nordschleswigerin.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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