Deutsche Minderheit

Emotionales Jubiläumsfest in Jündewatt: Glückwunsch, „Altes Haus“!

Emotionales Jubiläum in Jündewatt: Glückwunsch, „Altes Haus“!

Emotionales Jubiläumsfest: Glückwunsch, „Altes Haus“

Anke Haagensen/rp
Jündewatt/Jyndevad
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Eine Rotbuche am Deutschen Haus Jündewatt wird künftig an das Doppeljubiläum erinnern. Foto: Friedrich Hartung

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Das 85-jährige Jubiläum, welches das „Deutsche Haus“ in Jündewatt am 8. Oktober gebührend beging, war für den Verein „Deutsches Haus“ sowie für die Patenschaft mit der Stadt Elmshorn, die sogar schon seit 90 Jahren Bestand hat, Beweis dafür, dass langjährige Freundschaften und Versprechen halten können.

Im Deutschen Haus Jündewatt ist am 8. Oktober ein Doppeljubiläum gefeiert worden. Die Begegnungsstätte, die auch längere Zeit als deutsche Schule diente, wurde fast auf den Tag genau 85 Jahre zuvor eingeweiht. Die Patenschaft zur Stadt Elmshorn besteht sogar fünf Jahre länger. Ohne die Hilfe der Paten hätte es das Haus gar nicht gegeben.

So freute sich der Vorstand des Hauses, dass eine große Gruppe aus Elmshorn der Einladung gefolgt war. Allerdings hatte das Festkomitee auch ein interessantes Besuchsprogramm für seine Gäste aus der Stadt an der Krückau zusammengestellt.

Treffpunkt Jündewatter Straße: Das Gruppenbild zeigt drei ehemalige Vereinsvorsitzende, nämlich Adolf Nissen (l.), Gerhard Nielsen (2. v. l) und Rudolf Andresen (r.) sowie den amtierenden Vorsitzenden Rolf Pfeifer (Mitte) mit schätzten Vertretern der Elmshorner Patenschaftsverbindung. Foto: Friedrich Hartung

Besuch in Sonderburg

So leitete eine Exkursion zum Deutschen Museum in Sonderburg (Sønderborg) die Jubiläumsfeierlichkeiten ein. „Den Besuch bewerteten unsere Gäste als sehr interessant und lehrreich“, berichtet der Vorsitzende des Deutschen Hauses, Rolf Pfeifer und weiß auch, wem der Erfolg dieses Programmpunktes zu verdanken ist.

„Hauke Grella und Nina Jebsen (Mitarbeitende des Museums, red. Anm.) haben mit ihrem hohen Wissensstand und Einfühlungsvermögen unsere Gäste in den Bann gezogen, auch als der Zeitrahmen etwas eng wurde“, so Pfeifer. Der Besuch im Museum habe ihm noch einmal die Wichtigkeit vor Augen geführt, Gäste nicht nur auf die Einrichtungen der deutschen Minderheit hinzuweisen, sondern diese auch zu besuchen.

„Bei den nächsten Patenschaftsbesuchen werden wir ebenfalls Bereiche der deutschen Minderheit in Nordschleswig besuchen und präsentieren“, kündigte der Vorsitzende an.

Rolf Pfeifer eingerahmt von zwei Vertretern der Stadt Elmshorn, Bürgermeister Volker Hatje (l.) und Bürgervorsteher Andreas Hahn (r.) Foto: Friedrich Hartung

90 Festgäste

Am Nachmittag dann konnte der Vorstand des Vereins „Deutsches Haus“ etwa 90 Gäste in seinem Hause begrüßen. Vonseiten der Stadt Elmshorn war unter anderem Bürgermeister Volker Hatje, Bürgervorsteher Andreas Hahn sowie der sogenannte Patenonkel Immo Neufeldt angereist.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, konnte ebenfalls herzlich willkommen geheißen werden. Darüber hinaus nahmen außer den Mitgliedern des Vereins „Deutsches Haus“ auch Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen BDN-Gremien, der Schleswigschen Partei und vom Sozialdienst Nordschleswig teil. Unter den Gästen befanden sich zudem die ehemaligen Vorsitzenden des Hauses: Adolf Nissen, Rudolf Andresen sowie Gerhard Nielsen. Auch die ehemalige „Theatertante“ Ally Petersen war gekommen.

Immo Neufeldt (r. neben Rolf Pfeifer) ist offiziell der Patenschaftsbeauftragte der Stadt Elmshorn. Für die Jündewatterinnen und Jündewatter ist er allerdings ihr immer wieder gern gesehener „Patenonkel“. Foto: Friedrich Hartung

Rückblick auf 90 Jahre

Rolf Pfeifer gab in seiner Festansprache einen groben Überblick über die vergangenen 85 bzw. 90 Jahre des Deutschen Hauses, 85 Jahre Zeitgeschichte und 85 Jahre Verbundenheit, mit den Freunden aus Elmshorn, den Freunden aus Nordschleswig und allen anderen der deutschen Gemeinschaft in Jündewatt zugewandten Menschen.

Danach lud er zu einer wohl gefüllten Kaffeetafel ein, die den Gästen selbst gebackenen Kuchen und Gebäck darbot, das gern entgegengenommen wurde.

Die Kaffeetische waren nahezu voll besetzt. Foto: Friedrich Hartung

Freundschaft und Verbundenheit

„Der Grundstein für die Errichtung unseres Hauses wurde in einer Zeit gelegt, die nicht ganz so glanzvoll war, die aber trotzdem die Beachtung in der Arbeit des Vereins finden wird. Dass wir nach so langer Zeit, praktisch einem Menschenleben, in diesem Hause zusammensitzen konnten, zeigt doch auch das Interesse an diesem unserem Haus, sowie an der Verbundenheit und den Freundschaften, die nicht erloschen sind und weiterleben“, lautet das Resümee Pfeifers.Bürgervorsteher Andreas Hahn aus Elmshorn gab einen interessanten Rückblick auf die Patenschaft zwischen Elmshorn und Jündewatt, und bewies in seinen Ausführungen kompaktes Wissen um diese nun 85- bzw. 90-jährige gemeinsame Zeit. Er merkte auch an, dass der eigentliche Geburtstag ja erst einen Tag später, nämlich am 9.10.2022 sei, weshalb er eigentlich seinen Besuch bis nach Mitternacht hatte ausweiten wollen.   

Monika Merz (mit dem Rücken zur Kamera) hatte mit den Kindern des 3. und 4. Schuljahres der Deutschen Schule Buhrkall ein entzückendes Musikprogramm einstudiert. Foto: Friedrich Hartung

Erfahrungen und Erinnerungen                                                           

Es war eigentlich vorgesehen, dass der Reden nicht zu viele geschwungen werden sollten, aber im Laufe des Nachmittags kam es dann doch zu einigen Wortmeldungen, die sich positiv um die Arbeit des Hauses, und der Patenschaft drehten, einige konnten sowohl mit eigenen Erfahrungen als auch Erinnerungen an das Haus aufwarten.

Ein Highlight des Nachmittags war der Auftritt der Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse der Deutschen Schule Buhrkall, die unter der Leitung von Monika Merz, sie ist Musikkonsulentin beim BDN, eine musikalische Aufführung zeigten, die alle Gäste begeisterte und alle zum Mitsingen animierte. Pfeifer bedankte sich bei den Kindern, bei der Chorleiterin und ganz besonders bei der Buhrkaller Schulleiterin Ute Eigenmann, die diesen Auftritt ermöglicht hatte.

Monika Sørensen sorgte mit dem Original-Schulranzen ihrer Kindheit für Erheiterung. Foto: Friedrich Hartung

Originaler Schulranzen

Mit Schmunzeln und mancher Träne im Auge wurden den Vorträgen von Monika Sørensen und Ralf Sehstedt gefolgt. Beide erzählten, als ehemalige Schüler der deutschen Schule im Deutschen Haus, die von 1950 bis 1977 hier beheimatet war, von ihren Erinnerungen und Erlebnissen. Interessant dabei war, dass Ralf Sehstedt seine Erinnerungen als Sohn der damaligen Schulleiterin Netti Sehstedt und deren Mann Ludwig, erzählte, und somit auch auf die Lebensumstände und eigenen Gefühlen hinwies.

Ralf Sehstedt ist nicht nur ehemaliger Schüler der Deutschen Schule Jündewatt, sondern auch Sohn von Schulleiterin Netti. Foto: Friedrich Hartung

Monika Sørensen konnte ihre Erinnerungen von der anderen Seite, nämlich als Schülerin der Schule und Schülerin von Netti Sehstedt darbringen. Heiterkeit erntete sie, als sie ihre alte Schultasche mit dem originalen Innenleben präsentierte. Für alle waren gerade diese lebendigen Schilderungen besonders wertvoll und richtig warm ums Herz wurde den Anwesenden, als sich Ralf mit einem Kloß im Hals an die Besucher wandte und feststellte: „Schön, dass ihr hier seid!“ Er sprach damit dem Vorstand aus der Seele.  

Trotz des vollgefüllten Jubiläumsprogramms blieb auch noch Zeit für einen netten Plausch. Foto: Friedrich Hartung

Pflanzaktion am Deutschen Haus

Als sich der Regen verzogen hatte, wurde ein von den Paten mitgebrachter Baum, eine Rotbuche, als Zeichen der jahrelangen Verbundenheit gepflanzt, wobei es sich der Bürgermeister Hatje nicht nehmen ließ, selbst kräftig zuzupacken. „Bei nächster Gelegenheit werden wir eine Plakette anbringen, die an diesen Tag erinnert“, versprach Rolf Pfeifer.

Der offizielle Teil der Feier wurde durch eine Ansprache von Gösta Toft beendet, der in seinem Grußwort, auch als Vize-Präsident der FUEV, auf die momentane angespannte globale Situation einging und um Solidarität mit den Menschen in der Ukraine warb.  

BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen sprach einen herzlichen Glückwunsch aus. Foto: Friedrich Hartung

Zu kleine Teller

Krönender Abschluss der Veranstaltung war das gemeinsame Essen. Bei dem nur eine einzige Kritik aufkam: „Die Teller sind zu klein!“ Alle Gäste konnten sich damit für die Heimreise stärken und das wurde auch gern genutzt.

Irgendwann kommt dann immer der unausbleibliche Augenblick des Abschieds, der für emotionale Momente sorgt. „Wir waren uns alle einig, das war ein gelungener Tag, der allen in guter Erinnerung bleiben wird. Wir, der verbleibende Vorstand, bedanken uns bei allen für die Geschenke und guten Wünsche!“, so Pfeifer, der zudem versprach: „Wir werden weiter an dieser Patenschaft und der Institution ,Deutsches Haus’ arbeiten, denn das ist auch unser Haus.“

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