Königinbesuch

Folkehjem: Dreh- und Angelpunkt des Wiedervereinigungsgedenkens

Folkehjem: Dreh- und Angelpunkt des Wiedervereinigungsgedenkens

Folkehjem: Dreh- und Angelpunkt des Wiedervereinigungsgedenk

Apenrade/Aabenraa
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Das Folkehjem (r.) mit dem davor liegenden Genforeningspark, der zum Gedenken an die „Wiedervereinigung" vor nunmehr 101 Jahren erbaut wurde. Foto: Kommune Aabenraa

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Am 13. Juni kommt Königin Margrethe nach Apenrade. Die Bürger werden sie jedoch nur von Weitem sehen können.

Königin Margrethe kommt am Sonntag, 13. Juni, nach Nordschleswig und besucht dabei auch Apenrade. 

Der Besuch hätte schon im vergangenen Jahr, anlässlich des 100. Jahrestages der Wiederangliederung Nordschleswigs an Dänemark (im Dänischen „Genforening" genannt), stattfinden sollen, doch wegen der Corona-Restriktionen wurden die Feierlichkeiten verschoben. 

Folkehjem

Das Folkehjem in Apenrade wird im Volksmund „Sønderjyllands Forsammlingshus" genannt und wurde im Jahr 1900 gebaut. Es war ein Versammlungsort für dänischgesinnte Bürger, mit einer dänischen Bibliothek, einem Vortragssaal und einem Restaurant.

Der Ort wurde zum Symbol für die dänische Bewegung in Nordschleswig bis hin zur „Wiedervereinigung". Im Saal wurde am 17. November 1918 die sogenannte Aabenraa-Resolution verabschiedet und von H. P. Hanssen vor etwa 3.000 dänischgesinnten Nordschleswigern verlesen. Die Resolution machte die Möglichkeit deutlich, Nordschleswig wieder an Dänemark anzuschließen.

Am 10. Februar 1920 wurde im „Kongesal", dem größten Raum des Folkehjems, eine der ersten Volksabstimmungen zur Wiederangliederung Nordschleswigs an Dänemark durchgeführt. Am 10. Juli wurde dort die Königsfamilie bewirtet.

Nun, ein Jahr später, findet der Besuch jedoch statt, und die Königin folgt dabei den historischen Spuren ihres Großvaters, der am 12. Juni vor 101 Jahren ebenfalls das Apenrader Folkehjem besuchte.

„Es ist eine große Freude, dass wir endlich zusammen mit ihrer königlichen Majestät den Tag feiern können, dass wir in diesem Jahr 101 Jahre mit dem Rest Dänemarks wiedervereinigt sind", erklärt der Apenrader Bürgermeister Thomas Andresen, der auch Vorsitzender des „Wiedervereinigungspräsidiums" ist.

Ankunft in Apenrade

Nach dem ersten Etappenbesuch ihrer historischen Wanderung durch Nordschleswig in Hadersleben (Haderslev) kommt Königin Margrethe um 12 Uhr am Genforeningspark an, wo sie vom Bürgermeister empfangen wird, und die 13-jährige Thea Hanssen, die Ur-ur-Enkelin von H. P. Hanssen, ihr Blumen überreichen wird.

Im Anschluss wird Thomas Andresen den Genforeningspark präsentieren. Mit dabei sind folgende Gäste:

  • Ane Mærsk Mc-Kinney Uggla, Vorsitzende der A. P. Møller Stiftung
  • Mads Lebech, Direktor der A. P. Møller Stiftung
  • Per Have, Geschäftsführender Direktor der Bitten & Mads Clausen Stiftung
  • Henrik Bo Nielsen, Kulturdirektor bei Danmarks Radio
  • Tom Ahmt, Kommunaldirektor der Kommune Apenrade
  • Simon Faber, Projektleiter für „Genforening 2020"
Beim Besuch der Königsfamilie am 10. Juni 1920 bildete der frühere Eingang des Folkehjems die Kulisse für das Foto, das am Sonntag mit der Königin, an der Stelle von Christian X., aufgenommen werden soll. Zu sehen sind (v. l.) Kronprinz Frederik, König Christian X., Königin Alexandrine, Prinzessin Thyra und Prinz Knud. Foto: Museum Sønderjylland

Vor dem Folkehjem wird ein historisches Foto nachgestellt, wobei die Königin den Platz ihres Großvaters, Christian X., einnehmen wird. An den Aufnahmen sind auch zehn Sängerinnen des „Sct. Jørgens Kirkes pigekor" und zwei Schüler der Kongehøjskole beteiligt, die der Königin zu ihrem 80. Geburtstag ein Bild gemalt hatten.

Dann werden ihrer königlichen Majestät die Räumlichkeiten des Folkehjems gezeigt. 

Zuschauer auf Entfernung

Vom Balkon aus, über dem nach historischem Vorbild geschmückten Eingang, wird die Königin den Bürgern zuwinken. Zuvor lässt der Bürgermeister sie neunmal Hochleben.

Viele Bürger hatten den Wunsch geäußert, Königin Margrethe zujubeln zu dürfen, doch wegen der immer noch geltenden Corona-Restriktionen wird der Genforeningspark für Besucher geschlossen sein. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Szenen vom Haderslevvej aus zu begleiten. Allerdings macht die Kommune Apenrade darauf aufmerksam, dass der Platz dort sehr begrenzt sein wird und die Besucher auf die Einhaltung der Hygiene-Regeln zu achten. Die Polizei wird das Geschehen vor Ort verfolgen. „Wir fordern jedoch dazu auf, dem Besuch der Königin ,live' auf der Facebook-Seite der Kommune zu folgen, wo er übertragen und kommentiert wird", schreibt die Kommune.

Historische Kulisse

Von diesem Balkon aus hielt H. P. Hanssen im Jahr 1918 seine historische Rede, die zur „Wiedervereinigung" führte. Auf ebenjenem Balkon ließen die Bürger schon Christian X. am 10. Juli 1920 Hochleben.

Danach findet ein Mittagessen im kleinen  Kreise geladener Gäste statt, in dessen Verlauf Thomas Andresen die jüngste Ausgabe des „Julehjerte"-Schmuckes übergeben wird. Jedes Jahr wird ein neues Schmuckstück entwickelt und zugunsten des Vereins „Et hjerte for alle, der die „Weihnachtsstadt der Herzen" (Julehjerteby) verkauft.

Nach dem Essen wird Königin Margrethe ihren Besuch in Nordschleswig fortsetzen und nach Düppel (Dybbøl) fahren.

„Genforeningspark“

Der „Genforeningspark“ (Wiedervereinigungspark) wurde zum Jubiläum der Angliederung Nordschleswigs an Dänemark (im Dänischen „Genforening“ genannt) angelegt. Die Arbeiten dauerten fast ein halbes Jahr.

Der „Genforeningspark“ liegt am Folkehjem und der Bibliothek am Apenrader Haderslevvej.

Die Anlage wurde von der Firma „Urban Power Architecture and Urbanism“ entwickelt. Das Unternehmen hatte einen intern ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen.

Es wurde darauf Wert gelegt, dass der Park nicht nur ein historisches Denkmal sein soll, sondern ein Versammlungsort für Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste. So sind in der Anlage unter anderem ein Spielplatz und eine Bühne integriert.

Julehjertebyen

2009 gab es die erste „Julehjerteby“ (Weihnachtsstadt der Herzen) in Apenrade. 
Malene Bruhn, eine alleinstehende Mutter aus der Fördestadt, fasste 2008 den Entschluss, einen Ort in der Stadt zu schaffen, wo alle –  hauptsächlich die Menschen mit wenig Geld –  zur Weihnachtszeit willkommen sind und gratis Schönes erleben können. 
Die Idee, die ihr vorschwebte: ein Apenrade zu schaffen, wie es anno 1850 war; mit Kopien der Häuser, wie sie zur damaligen Zeit dort standen; mit historischen Trachten und mit Milchreis sowie Suppe, die auf dem Holzofen kocht oder Apfelkrapfen, die in heißem Öl gebacken werden.

Der Verein „Et hjerte for alle“ (Ein Herz für alle) steht mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern für die Durchführung der – inzwischen zur Attraktion gewordenen – Veranstaltung. 

Über Spendeneinnahmen finanziert sich „Julehjertebyen“, und der Verein „Et hjerte for alle“ kann jedes Jahr sogar knapp eine halbe Million Kronen an Bedürftige verteilen, denen es zur Weihnachtszeit an Geld für Geschenke oder für ein Weihnachtsessen fehlt.

Spenden sind möglich per Überweisung an die Sydbank, Bankleitzahl 7910, Kontonummer 1409922, oder über MobilePay an 11744. Außerdem wird jedes Jahr „Julehjerte“-Schmuck verkauft, dessen Gewinn an den Wohltätigkeitsverein geht.
 

https://julehjertebyen.dk
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