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Keine Lösung in Sicht: Renzer Fischzucht im Trüben

Keine Lösung in Sicht: Renzer Fischzucht im Trüben

Keine Lösung in Sicht: Renzer Fischzucht im Trüben

Renz/Rens
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Olaf Schmidt Meyer vor der Zuchtanlage in Renz Foto: Karin Riggelsen

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Während die vielen nicht betroffenen Fischfarmen in Dänemark wieder normal weitermachen können und den Status „virenfrei“ zugesprochen bekommen, spitzt sich die Lage für die mit dem Virus IHN infizierten Betriebe zu, darunter die Fischzucht in Renz.

Man wisse immer noch nicht, woran man sei, so Teichwirt Olaf Schmidt Meyer aus Renz  zum „Nordschleswiger“.

Die Renzer Fischfarm ist unter den sechs Betrieben in Dänemark, in denen die für lachsartige Fische gefährliche, für Menschen aber unbedenkliche Viruserkrankung IHN (Infektiöse Hämatopoetische Nekrose) nachgewiesen worden ist.

In Renz wurde das Virus Ende Mai in einer Probe festgestellt.

 

Trotz Ausbruchs der Krankheit IHN zeigen die Fische in Renz bislang keine Symptome – für Olaf Schmidt Meyer nur ein schwacher Trost. Foto: Karin Riggelsen

Dänemark galt bislang als IHN-frei, und die Infektion in Renz und bei anderen Betrieben in Jütland, mit denen der Renzer Betrieb in Verbindung stand, unterliegen strengen Restriktionen.

Es sind zudem Schutzzonen um die Farmen festgelegt worden mit Auflagen für den Angelbetrieb.

Nichts darf vom „Hof“

Fische und Geräte dürfen das Gelände der betroffenen Farmen nicht verlassen, und die Fische, deren Verzehr an und für sich unbedenklich ist, dürfen auch nicht verarbeitet werden.

„Es gibt hier keine Schlachtereien, die den Sicherheitsbestimmungen bei Tierkrankheiten entsprechen“, so Olaf Schmidt Meyer spürbar frustriert. Ob eine Schlachtung im Ausland ermöglicht wird, sei fraglich.

Hat als Teichwirt eine schwierige Zeit zu überstehen: Olaf Schmidt Meyer Foto: Karin Riggelsen

Allmählich läuft der Renzer Zucht und den anderen betroffenen Betrieben die Zeit weg.

Die Fische werden immer größer, müssen gefüttert werden, und in den Becken wird es eng.

Schaden begrenzen

Die Fische zumindest bald schlachten und vertreiben zu können, wäre bei allen Preiseinbußen die einzige Chance, den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, sagt der Renzer Teichwirt.

„In den Becken befinden sich erhebliche Werte“, so der Fachmann.

Olaf Schmidt Meyer mit Jungfischen, die dem Virus-Ausbruch vermutlich zum Opfer fallen werden Foto: Karin Riggelsen

Betroffen ist auch sein Sohn Henk, der rund 20 Prozent der Anlage für die eigene Zucht nutzt und südlich der Grenze einige Angelseen betreibt.

Sollte eine Notschlachtung und Vernichtung des aktuellen Zuchtbestandes mit mehreren Hundertausend Fischen angeordnet werden, „wäre es eine Katastrophe“, so Schmidt Meyer mit betrübter Miene.

Kleiner Kreis

Während die von der Viruskrankheit betroffenen Farmen um die Existenz bangen müssen, da sie keine Schadensersatzzahlungen zu erwarten haben, kann der Rest der Branche aufatmen.

Die dänische Lebensmittelbehörde teilte am Freitag mit, dass das Virus auf die wenigen Betriebe begrenzt ist.

Zuchtbetrieben werden ab Montag für den Export daher wieder Zertifikate mit dem Status „IHN-frei“ ausgestellt.

„Seit Mai haben wir Zuchtbetriebe und Fischbestände in ganz Dänemark auf IHN untersucht, und wir können nun feststellen, dass 95 Prozent Dänemarks frei von der Krankheit sind. Daher können Betriebe aus den nicht betroffenen Gebieten ab Montag eine Bescheinigung bekommen, dass ihre Fische IHN-frei sind“, so Tim Petersen, stellvertretender Leiter der Lebensmittelbehörde, in der offiziellen Bekanntmachung.

Dänemark habe eine entsprechende Mitteilung an die anderen EU-Länder geschickt, ergänzt Petersen.

Restriktionen bleiben

In den fünf betroffenen Gebieten in Jütland sei die Situation für Zuchtbetriebe und Angelseen allerdings nach wie vor ernst.

Die Restriktionen bleiben bestehen, was laut Behörde unter anderem heißt, dass keine Fische ohne Genehmigung entfernt oder verarbeitet werden dürfen.

Karte der Lebensmittelbehörde mit Schutzzonen um Fischzuchtbetriebe mit IHN-Infektion (rot markiert) Foto: Fødevarestyrelsen

In Renz heißt es somit weiterhin abwarten. Dass es die Bestrebung gibt, das Virus auszurotten und die betroffenen Farmen angehalten werden, die Anlagen zu leeren und zu desinfizieren, könne er durchaus nachvollziehen, sagt Olaf Schmidt Meyer.

Laut Statuten könnte nach zwei Jahren dann für ganz Dänemark der IHN-freie Status zurückerlangt werden, was für den Export eine große Bedeutung hat.

„Solch eine Sanierung, die in der Regel sechs Wochen dauert, erfolgt witterungsbedingt im Zeitraum April bis Oktober. Wenn es nicht gleich passieren muss, kann man sich zumindest darauf vorbereiten. Entscheidend ist einfach, was mit dem aktuellen Fischbestand geschieht“, so Olaf Schmidt Meyer.

Ich befürchte, dass wir auch in den kommenden Wochen nicht weiterkommen.

Olaf Schmidt Meyer

Sollte jetzt erst oder demnächst entschieden werden, dass die Fische nicht in den Handel dürfen, dann wäre es fatal.

Keine Alternativen

„Hätte man das gleich nach Bekanntwerden der Infektion angeordnet, dann hätte man den Schaden noch begrenzen können. Nun haben wir seit Mai gefüttert, Arbeitskraft eingesetzt, Strom verbraucht und andere Betriebskosten gehabt. Das ist in die Millionen gegangen und hätte verhindert werden können“, so der Renzer.

Einziger Ausweg sei, die aktuellen Fischbestände veräußern zu dürfen.

Das Füttern in Renz geht trotz IHN weiter, da auf eine Lösung gehofft wird. Foto: Karin Riggelsen

Worauf sich die betroffenen Fischfarmen einzustellen haben, bleibt unklar.

Auf schriftliche Anfrage des „Nordschleswigers“ teilte ein Behördensprecher mit, dass man für eine Sondergenehmigung offen ist, sollten die betroffenen Betriebe eine Schlachtmöglichkeit finden. Das betreffe auch das Ausland.

Eine Frist sei nicht gesetzt, allerdings werden die Betriebe in absehbarer Zeit dafür sorgen müssen, dass ihre Anlagen IHN-frei werden.

„Ich befürchte, dass wir auch in den kommenden Wochen nicht weiterkommen“, so Olaf Schmidt Meyer sichtlich niedergeschlagen.

Daumen drücken in Uk

Ein mulmiges Gefühl hatte am Freitag auch immer noch Hans Petersen, Betreiber des Uker Camping- und Angelseebetriebes.  

Er hat Forellen aus Renz bezogen, weshalb kürzlich Proben bei Fischen aus seinen Seen genommen wurden. Das Ergebnis steht noch aus, und der Campingplatzbetreiber drückt die Daumen, dass kein IHN auftaucht und der Angelbetrieb bald wieder aufgenommen werden kann.

Viele Angler, meist aus Deutschland, verbinden das Angeln mit einem Aufenthalt auf dem Campingplatz.

Was wird mit den Fischen aus Renz passieren? Foto: Karin Riggelsen
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