Deutsche Minderheit

Klipleffer Markt 2022 ohne leuchtend gelbe i-Tüpfelchen

Klipleffer Markt 2022 ohne leuchtend gelbe i-Tüpfelchen

Klipleffer Markt 2022 ohne leuchtend gelbe i-Tüpfelchen

Klipleff/Kliplev
Zuletzt aktualisiert um:
Die gelben SP-Ballons sorgen auch bei schlechterem Wetter für fröhliche Farbtupfer. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Schleswigsche Partei Apenrade ist in diesem Jahr nicht mit einem Stand auf dem Traditionsfest vertreten.

„Es ist zwar bedauerlich, aber, ja, wir haben nicht genügend ehrenamtliche Helfer für unseren Stand zusammenbekommen“, teilt Hugo Schmidt, Vorsitzender der Schleswigschen Partei in der Kommune Apenrade, auf Anfrage des „Nordschleswigers“ mit.

Nach über 30 Jahren ist die SP Apenrade nicht mehr bei dem Klipleffer Markt-Wochenende mit einem Stand vertreten. Dabei war das beigefarbene Oldtimergespann, bestehend aus VW Käfer und passendem Wohnwagen, beides Baujahr 1964, viele Jahre ein absoluter Hingucker auf der Festwiese, und die leuchtend gelben Luftballons mit dem blauen S waren besonders bei den Kindern begehrt und weithin sichtbar.

Das Oldtimer-Gespann ist ein absoluter Hingucker. Foto: Karin Riggelsen

Wunde Finger

„Ich habe mir die Finger wund telefoniert, aber ich habe leider nicht die notwendigen Helferinnen und Helfer zusammenbekommen“, sagt Jette Erichsen. Pro Tag hätte es zehn bis zwölf Personen bedurft. Denn wie anstrengend es ist, Menschen ständig anzusprechen, Informationen und Flyer zu verteilen, würden viele unterschätzen. „Aber nach ein paar Stunden ist man echt durch“, sagt selbst die nimmermüde Jette Erichsen.

Mutter des Ganzen

Die Absage stimmt sie sehr traurig. Der SP-Stand beim Klipleffer Markt war über mehrere Jahrzehnte „ihr“ Baby. Sie hat die komplette Organisation übernommen, war sozusagen die „Mutter des Ganzen“.  Der Markt 2022 sollte ihr 29. „Baby“ werden. „Ich hatte mich eigentlich schon auf das kommende Jahr gefreut“, fügt sie hinzu. 2023 wollte sie ihr 30. Jubiläum feiern, und dann sollte Schluss sein. – Eigentlich. – Nun tritt sie gezwungenermaßen vorzeitig in den „Ruhestand“. – Glaubt sie.

Hugo Schmidt ist nicht nur Vorsitzender der SP Apenrade, sondern auch Kandidat der Liste S. Foto: Karin Riggelsen

Es heißt nicht „nie mehr“

Aber dahingehend hat sie die Rechnung offensichtlich ohne den Wirt gemacht. Denn der Apenrader SP-Vorsitzende hat die Teilnahme am Klipleffer Markt noch nicht ganz abgeschrieben.  „Ja, wir werden in diesem Jahr nicht dabei sein, aber das heißt ja noch nicht, dass wir nie mehr in Klipleff mit einem Stand vertreten sein werden“, sagt Hugo Schmidt. Er zeigte sich sogar überzeugt, dass das Organisationstalent von Jette Erichsen durchaus noch gebraucht wird, wenn auch nicht beim Klipleffer Markt 2022.

Mehrere Optionen

Auf einer Sitzung der SP Apenrade am Donnerstagabend wurde unter anderem auch dieses Thema besprochen. „Wir haben mehrere Optionen diskutiert, aber noch keine Entscheidung gefällt. Eine ein- oder auch mehrjährige Pause ist in meinen Augen jedoch durchaus vertretbar. Wir müssen nur zu gegebener Zeit – und rechtzeitig vor dem Wahljahr 2025 – über eine Wahlkampfstrategie sprechen“, stellt der Apenrader SP-Vorsitzende fest.

Unzählige SP-Ballons hat Jette Erichsen in den vergangenen 30 Jahren aufgeblasen. Die meisten wurden aber hoffentlich nicht mit Lungenkraft, sondern mit Helium aus der Gasflasche befüllt. Foto: Karin Riggelsen

Corona und der Lockdown

Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown sind für ihn maßgeblich dafür verantwortlich, dass nicht genügend Helferinnen und Helfer gefunden werden konnten. „Die meisten Menschen haben während der Pandemie einfach andere Prioritäten gesetzt“, lautet auch die Feststellung von Jette Erichsen.

Sabbat à la Jette

Auch ihr ist während der vergangenen zwei Jahre die Wichtigkeit ihrer Familie vor Augen geführt worden. Kinder und Enkelkinder haben in ihrem Leben jetzt einen noch höheren Stellenwert. „Ich werde am Wochenende natürlich auch über den Klipleffer Markt gehen. Diesmal – nein, erstmals – ganz entspannt alles genießen. Man hat mir auch schon den einen oder anderen Bar- oder Cafédienst aufs Auge drücken wollen. Ich habe aber dankend abgelehnt. Ich mache einfach mal ein Sabbatjahr“, kündigt Jette Erichsen schmunzelnd an. Wer Jette Erichsen kennt, weiß, dass das mitnichten bedeutet, dass sie sich in einen Lehnstuhl setzt und die Füße hochlegt. Und richtig: Sie macht am Sonntag mit Familienangehörigen bei einem Volkslauf mit.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“