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Senioren-WG: Die lange Suche nach einem Zuhause

Senioren-WG: Die vergebliche Suche nach einem Zuhause

Senioren-WG: Die vergebliche Suche nach einem Zuhause

Apenrade/Aabenraa
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Gemeinsam den Lebensabend verbringen Foto: Adobe Stock

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Schon seit mehreren Jahren besteht bei einigen Menschen in der Kommune Apenrade der Wunsch, den Lebensabend gemeinsam mit anderen zu verbringen. Eine Seniorenwohngemeinschaft mit eigenen Wohnungen aber unter einem Dach sollte entstehen. Bisher ist das nicht geglückt. Die Initiatorinnen und Initiatoren fühlen sich übersehen. Jetzt scheint das Eis jedoch gebrochen.

Der Wunsch besteht in Apenrade schon seit der Vereinsgründung 2019: Es soll ein Wohnangebot für Seniorinnen und Senioren geben, mit eigener Wohnung jedoch auch gemeinsam genutzten Räumen – und dazu noch gemeinnützig.

Der Verein „Seniorbo – Bofælleskab i Aabenraa“ hat über 100 Mitglieder und sinnt seit Gründung im Folkehjem auf ein solches Wohnangebot – doch bisher ist daraus nichts geworden, obwohl der Vorstand im regen Austausch mit der Kommunalverwaltung und den Politikerinnen und Politikern des Stadtrats steht. 

Der Vorteil für die Seniorinnen und Senioren liegt auf der Hand: Es ist günstiger gemeinnützigen Wohnraum zu mieten oder sich dort finanziell zu beteiligen.

Starke Partner

Als Partner hatte sich der Verein den sozialen Bauträger „Bolig Syd“ an die Seite geholt. Gemeinsam sollte das Bauprojekt auf die Beine gestellt werden. Weil es sich um ein gemeinnütziges Projekt handelt, ist auch die Kommune beteiligt, die einerseits den Baugrund stellen als auch finanziell unterstützen soll. 

Nachdem drei Grundstücksvorschläge im Sande verlaufen waren, kam das Projekt zum Stillstand. Die Vereinsmitglieder fühlen sich übersehen. Besonders nach der Nachricht, dass der Stadtrat beschloss, solche Bauprojekte in Orten wie Gjenner (Genner), Rapstedt (Ravsted) und Bülderup-Bau (Bylderup-Bov) zu unterstützen.

Kein Verständnis für Entscheidung

„Es ist bestimmt nichts falsch daran, die ländlichen Gebiete zu berücksichtigen“, heißt es in einem gemeinsam verfassten offenen Brief an den Stadtrat des Vereinsvorsitzenden Tune Lund und dem Vorsitzenden des Vereins „Rødekro Seniorbofælleskab“, Hans Kristian Wollesen. „Aber es wirkt merkwürdig, wenn man zwei große Stadtgebiete herunterpriorisiert, in denen es starke Vereine gibt, und die seit Jahren für Seniorenwohngemeinschaften kämpfen“, so die beiden Vorsitzenden.

Wunsch: Leben in der Stadt

Es ist der Wunsch der Vereinsmitglieder, in der Stadt zu leben – in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten, in der Nähe von kulturellen Angeboten und von verschiedenen Freizeitmöglichkeiten. Das sei auf dem Land nicht möglich.

Die Entscheidung ist im Stadtrat gefällt worden, um die ländlichen Räume zu stärken. Zudem soll Wohnraum für Familien freigegeben werden, wenn die Älteren aus ihren Häusern in die Wohnungen ziehen.

Gründe nicht nachvollziehbar

Für Tune Lund und Hans Kristian Wollesen kein triftiger Grund, denn „wenn plötzlich mehrere Immobilien frei werden, ist die Gefahr groß, dass die Häuser nicht verkauft werden können. Dann ist es aus mit dem Traum vom gemeinsamen Wohnen mit anderen Seniorinnen und Senioren. Und dann können auch die neu gebauten Seniorenwohnungen nicht vermietet werden“, schildern sie ein mögliches Szenario.

Sie werben weiter: „Wenn in Apenrade und Rothenkrug (Rødekro) Familienimmobilien frei werden, kommen dort junge Familien hin – die sind politisch erwünscht.“

Meinungswandel im Stadtrat

Jetzt gab es allerdings ein erstes positives Signal seitens der Politik. Bei der jüngsten Generalversammlung von „Seniorbo – Bofælleskab i Aabenraa“ nahmen auf Einladung des Vereinsvorstandes Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Kons.) und Michael Christensen (Sozialistische Volkspartei), der Vorsitzende des Sozial- und Seniorenausschusses, teil. Der Bürgermeister teilte im Rahmen der Veranstaltung mit, dass in diesem Jahr 2 Millionen Kronen und für 2026 weitere 4,5 Millionen Kronen für den Bau von gemeinnützigen Seniorenwohngemeinschaften abgesetzt sind und es generell nicht genügend Wohnungen in Apenrade gebe.

Michael Christensen berichtete, dass Menschen in Seniorenwohngemeinschaften gesünder seien und man deshalb solche Vorhaben unterstützen wolle. 

Freude über Versprechen

„Wir hoffen, dass das jetzt der neue Startschuss im Fall ist“, sagt Tune Lund zufrieden mit den Aussagen und Versprechen von Riber Jakobsen und Christensen. „Beide Politiker wirkten interessiert an unserem Anliegen, und die bereitgelegten Gelder zeigen ebenfalls, dass etwas passieren soll.“

Bei einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommune, des Stadtrats, „Bolig Syd“ und „Seniorbo“, das in den kommenden Wochen stattfinden wird, soll ein passendes Grundstück gefunden werden, auf dem das Projekt Wirklichkeit werden kann. „Zum Treffen soll nach Ostern eingeladen werden. Bisher warten wir noch auf eine Einladung“, berichtet Tune Lund, der sich nach den über vier WG-Projekt-Jahren weiterhin geduldig zeigt. 

Bisher hatte „Seniorbo“ zwei Projektgrundstücke im Auge: am Nørreport und nördlich vom Kilen.

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Gudrun Struve
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