Natur und Umwelt

„Team Nordi“ hat die Umwelt um 27,3 Kilogramm Müll erleichtert

„Team Nordi“ hat die Umwelt um 27,3 Kilogramm Müll erleichtert

„Team Nordi“ hat die Umwelt von 27,3 Kilogramm Müll befreit

Apenrade/Aabenraa
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Auf den ersten Blick sehen die Grünanlagen eigentlich ganz okay aus. Wer genauer hinschaut, entdeckt überall Plastikschnipsel, Zigarettenkippen und ausgekaute Nikotinbeutel. Foto: Karin Riggelsen

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Eine kleine Gruppe von Leserinnen und Mitarbeiterinnen des „Nordschleswigers“ ging am Sonntagvormittag zwei Stunden lang, mit Greifzangen und Plastiksäcken „bewaffnet“, durch das Karree um das Apenrader Medienhaus. Sie machte Jagd auf Plastikschnipsel, Zigarettenkippen und Fast-Food-Verpackungen.

„Macht mit – der Umwelt zuliebe!“, lautete kürzlich ein Aufruf des „Nordschleswigers“. Immerhin sieben Frauen trafen sich am Sonntagvormittag am Medienhaus, wurden dort mit Arbeitshandschuhen, Sicherheitswesten, Müllzangen und Plastiksäcken ausgerüstet, um die Straßen, Plätze und Grünanlagen am Medienhaus von Unrat zu befreien.

Der letzte Sonntag im März hat der dänische Naturschutzbund, Danmarks Naturfredningsforening (DN), schon seit mehreren Jahren zum „Ren Dag“ erklärt. Inzwischen finden nicht nur an diesem einen Tag landesweit Müllsammelaktionen statt. Viele Schulen, Kindergärten und andere Einrichtungen haben in der vergangenen Woche ähnliche Aktionen und ganze Müllprojekte durchgeführt.

In der Kommune Apenrade wird die DN-Aktion von der Ver- und Entsorgungsgesellschaft Arwos unterstützt. Sie rüstet teilnehmende Gruppen nicht nur mit Westen, Handschuhen und Müllgreifern aus, sondern übernimmt auch die Kosten für ein gemeinsames Frühstück.

Die Böschung zwischen altem Rathaus und Parkplatz – vor der Aktion Foto: Karin Riggelsen
Die Böschung nach der Aktion Foto: Karin Riggelsen

27,3 Kilogramm in 2 Stunden

27,3 Kilogramm Müll kamen bei der rund zweistündigen Sammelaktion der sechs Frauen zusammen. Der Naturschutzbund hatte darum gebeten, dass in diesem Jahr der Fokus auf Einweg-Verpackungen von Schnellrestaurants und Imbissbuden sowie auf Zigarettenkippen gelegt werden sollte. Tatsächlich brachten die Fast-Food-Verpackungen und die Zigarettenkippen jeweils nur ein Kilogramm beziehungsweise ein halbes Kilogramm auf die Waage.

Anfangs wurden die Zigarettenkippen noch von dem übrigen Restmüll getrennt sortiert. Foto: Karin Riggelsen

„Wir haben eigentlich kaum Burgerschachteln und Pizzakartons gefunden. Das ist doch ganz erfreulich“, findet Karin Riggelsen. „Allerdings sehe die Ausbeute womöglich im Bereich Rothenkrug ganz anders aus. Dort – in Autobahnnähe – haben sich die Fast-Food-Ketten ja primär angesiedelt. Es mag deshalb doch ein wenig verwundern, dass wir hier in der Innenstadt dennoch einige Mc-Donalds-Verpackungen aufsammeln konnten“, fügt sie kritisch hinzu.

Die Fotografin des „Nordschleswigers“ hat als DN-Mitglied die „Ren Dag“-Aktion der Apenrader Lokalredaktion vor einigen Jahren angestoßen. Seitdem beteiligt sich ein „Team Nordi“ regelmäßig an dem jährlichen Müllsammeltag.

Direkt hinter dem Medienhaus hatten Unbekannte ein leeres Bierfässchen entsorgt. Ein solches Fundstück bringt viele Kilos auf die Waage. Foto: Karin Riggelsen

Nahkontakt mit der Natur

Dass dennoch ein Kilogramm Fast-Food-Verpackungen gesammelt werden konnten, hängt primär an den vielen Plastik- und Papp-Trinkbechern zusammen, die von den energischen Damen aus vielen Hecken herausgezogen wurden. So mancher Unterarm ist jetzt zerkratzt und auch in dem einen oder anderen Gesicht sind Spuren des Nahkontaktes mit Zweigen zu finden. Doch auf der Jagd nach Müll darf man (oder frau) halt nicht zimperlich sein.

Die Damen haben sicherlich mehr als nur als 500 Gramm Zigarettenkippen und sogenannte Snus-Beutel oder Chewing Bags, wie die kleinen „Kissen“ mit dem Tabak auch genannt werden, von den Gehwegen und Grünstreifen aufgelesen, doch irgendwann war das Sortieren zu mühselig und das meiste ist dann doch unsortiert im Restmüllsack gelandet.

Das ist keine Kunst (auch wenn es mit einiger Fantasie aussehen könnte, wie ein Feuer speiender Drache); es kann also weg. Foto: Karin Riggelsen

Anfänglicher Ekel schnell verflogen

Die Teilnehmerinnen, die zum ersten Mal bei der Aktion des „Nordschleswigers“ mitmachten, waren von sich selbst überrascht, wie schnell sie den anfänglichen Ekel vor dem Müll verloren, den ihre Mitmenschen hinterlassen haben.

„Ich bin aber wirklich entsetzt, was und wie viel dann doch herumfliegt“, sagt Irmgard Hänel. Besonders verwundert hat sie die Tatsache, dass die Böschung zwischen altem Rathaus und Parkplatz offensichtlich von Anwohnerinnen und Anwohnern als regelrechte Müllhalde verwendet wird.

Die Apenrader Ver- und Entsorgungsgesellschaft Arwos rüstete angemeldete Gruppen mit Arbeitshandschuhen, Sicherheitswesten und Greifzangen aus. Foto: Karin Riggelsen

„Es ist ja irgendwo in Ordnung, dass die Leute ihre verdorrten Zimmerpflanzen dort entsorgen, aber sie könnten sie doch wenigstens aus den Blumentöpfen nehmen und dann die Plastikpötte ordnungsgemäß in den dafür vorgesehenen Container fortschaffen“, schimpft sie. In der Böschung fand sie neben etlichen Blumentöpfen aus Plastik auch einen schönen – und noch heilen – Keramik-Übertopf, eine Unterhose und einen Fahrradschlauch. „Das verliert man doch nicht einfach. Das ist doch bewusst dort entsorgt worden“, ärgert sie sich.

Die fleißigen Müllsammlerinnen des Jahres 2023 würden sich im Jahr 2024 über Verstärkung freuen. Foto: Karin Riggelsen

Termin vormerken

Die teilnehmenden Damen haben sich schon für den letzten Sonntag im März 2024 für 10 Uhr am Medienhaus in Apenrade verabredet. Wer mitmachen möchte, kann sich den Termin schon jetzt im Kalender vormerken. „Team Nordi“ ist auch im nächsten Jahr wieder von der Partie – der Umwelt zuliebe und weil es Spaß macht.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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