Freizeitsport

Kampfsport der brasilianischen Sklaven im Ferienangebot der Kommune

Kampfsport der brasilianischen Sklaven im Ferienangebot der Kommune

Kampfsport der brasilianischen Sklaven im Ferienangebot

Paul Sehstedt/aha
Apenrade/Aabenraa
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Das sieht schlimmer aus als es ist. Vibe Emilie Roose tritt ihre Tochter nicht wirklich. Die Übung ist Teil einer einstudierten Choreographie. Foto: Paul Sehstedt

Capoeira ist eine Mischung aus Tanz, Akrobatik und Kampfsport. Die Kommune Apenrade bietet am Mittwoch in der Agora einen Schnupperkurs für Kinder und Jugendliche an. Kulturkonsulentin Lotte Urfe träumt von einer Sportgruppe in Nordschleswig.

Tamburinrhythmen schallen aus dem Karateraum der Agorahalle.

Zu den Klängen bewegen sich Jugendliche tänzerisch unter Anleitung ihrer Trainer, doch ihr Gebaren verrät, dass sich hinter ihren Bewegungen anderes versteckt als Tanz.

Capoeira heißt der Sport, eine Kampfkunst, die die brasilianischen Sklaven entwickelten, um in ihrem Freiheitskampf bereit zu sein, sich auch ohne Waffen verteidigen oder angreifen zu können.

Nationalsport in Brasilien

Einst illegal, aber heutzutage neben Fußball ein Nationalsport in Brasilien wie der Samba auch.
Die Idee, Capoeira ins Sommerfreizeitangebot der Kommune Apenrade aufzunehmen, stammt von der kommunalen Kulturkonsulentin Lotte Urfe, die selbst seit rund sieben Jahren dieses besondere Kampf-Tanz-Training ausübt. Sie hat ihre Leidenschaft mit nach Apenrade genommen, als sie dort ihren jetzigen Job bei der Kommune übernahm.

Sie verpflichtete für die Sommerschnupperkurse Vibe Emilie Roose und Rasmus Bonde aus Kopenhagen, die Mitglieder der Gruppe Senzala sind.

Am Mittwoch besteht eine weitere Möglichkeit, die brasilianische Kampfsportart kennenzulernen. Foto: Paul Sehstedt

Kostenlose Teilnahme

Der erste Tag im Angebot verlief am Dienstag nach Worten der Kulturkonsulentin sehr zufriedenstellend: Der Unterricht für die 7- bis 10-Jährigen war mit 25 Teilnehmern ausgebucht, während der Nachmittag für die 11- bis 17-Jährigen nur zehn Interessenten anlockte.

„Ich hoffe, dass wir am Mittwoch mehr Kinder und Jugendliche ansprechen können“, sagt Lotte Urfe.

Die Schnupperkurse sind kostenlos; eine Anmeldung ist nicht nötig. Die jüngere Gruppe trainiert von 10 bis 12 Uhr, während die Älteren von 12.30 bis 15 Uhr ein paar Grundlagentechniken des Capoeira lernen können.

Die Teilnehmer müssen allein behagliche Sportkleidung und eine Flasche Wasser mitbringen.

Urfes Traum

Die Gründung von Capoeira-Gruppen in Nord- eventuell auch Südschleswig ist ein kleiner Traum von Urfe. „Doch bisher ist der brasilianische Kampfsport unbekannt. Um ihn verbreiten zu können, müsste ein professioneller Capoerista angestellt werden“, erläutert Lotte Urfe.  

Als Capoerista werden Menschen bezeichnet, die diesen Kampftanz ausüben.

„Wären wir mehrere Gruppen im Grenzland, könnte das möglich sein“, ist sie überzeugt.

Um teilnehmen zu können, bedarf es nur eines Outfits mit viel Bewegungsfreiheit. Es muss keine echte Abada sein, wie die Capoeira-Hose genannt wird. Eine normale Jogginghose tut es auch. Foto: Paul Sehstedt

Mix aus Tanz, Akrobatik und Kampfsport

„Der Ursprung von Capoeira geht auf die Zeit der Sklaverei zurück“, erklärt Vibe Emilie Roose. „Natürlich durften die Sklaven keinen Kampfsport betreiben, also versteckten sie ihn in Tänzen und Musik. Erst in den 1930er Jahren wurde das Ausübungsverbot aufgehoben und die Popularität wuchs im Takt mit der Anerkennung in der breiten Bevölkerung. Schon von frühesten Kindesbeinen wird Capoeira unterrichtet, ja selbst in den Polizeischulen wird er trainiert.“

Die beiden Kopenhagener trainieren schon seit rund 25 Jahren die brasilianische Sportvariante, die den ganzen Körper trainiert. Bei der Mischung aus Tanz, Koordination, Akrobatik und Kampfsport werden fast alle Muskelgruppen auch das Gehirn – trainiert, sowie Kraft und Ausdauer gesteigert

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