Stornierungen

88 Prozent der Touristen haben ihr Sommerhaus wieder abbestellt

88 Prozent der Touristen haben ihr Sommerhaus abbestellt

88 Prozent der Touristen haben ihr Sommerhaus abbestellt

Jonas Kristensen, Jydske Vestkysten/nb
Nordschleswig
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Zwar soll für Einreisende aus EU- und Schengenländern mit der Risikobewertung Orange ab dem 14. Mai kein triftiger Grund mehr für eine Einreise benötigt werden. Dennoch haben die vielen Ausnahmeregelungen dazu geführt, dass 88 Prozent aller Sommerhausgäste ihre Buchung storniert haben. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

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Eigentlich sollte der vor zwei Wochen präsentierte Plan zur schrittweisen Aufhebung der Reisebeschränkungen für Klarheit in der Tourismusbranche sorgen. Aber für die Vermieter von Sommerhäusern hat die Ankündigung keinen positiven Effekt mit sich gebracht.

„Wir müssen ganz einfach feststellen, dass die sogenannte Wiedereröffnung der Grenze nicht funktioniert.“

So lautet die Schlussfolgerung von Lars Ravnholt zur Wirksamkeit des Plans vonseiten der dänischen Regierung für eine schrittweise Lockerung der Einreisebeschränkungen. Er ist Bürochef bei Købmand Hansens Ferieudlejning, und seitdem die politische Vereinbarung zu den Reiseerleichterungen vor zwei Wochen unter Dach und Fach kam, hat der Vermieter entgegen aller Hoffnungen einen negativen Trend festgestellt.

Vereinbarung sollte eigentlich Klarheit schaffen

Die Vereinbarung sollte der Tourismusbranche in Dänemark unter anderem Klarheit darüber verschaffen, wann deutsche Touristen wieder in dänische Sommerhäuser reisen können. Doch für viele sind die schrittweisen Lockerungen verwirrend.

Zwei Tage nachdem die Vereinbarung getroffen worden war, schrieb Købmand Hansen an alle deutschen Touristen, die für den Zeitraum von Ende April bis Mitte Juni ein Sommerhaus reserviert hatten, dass sie einen Entschluss fassen sollten, inwieweit sie damit rechnen, in diesem Zeitraum die Grenze überqueren und somit Urlaub im Sommerhaus machen zu können.

Wir müssen ganz einfach feststellen, dass die sogenannte Wiedereröffnung der Grenze nicht funktioniert.

Lars Ravnholt, Bürochef bei Købmand Hansens Ferieudlejning

Es geht um Arbeitsplätze

„In der vergangenen Woche haben wir jede Menge E-Mails erhalten, und 88 Prozent haben entweder umgebucht oder ihre Reservierung storniert, und das bedeutet, dass die Monate Mai und Juni für uns verloren sind. Es geht um Arbeitsplätze, und unterm Strich stehen wir mit leeren Häusern dar“, sagt er.

Auch angekündigter EU-Corona-Pass bisher keine Hilfe

Ab dem 26. Juni wird mit der Einführung eines EU-Corona-Passes gerechnet, der es allen EU-Bürgern ermöglichen soll, Ferien in den EU-Mitgliedsstaaten machen zu können. Aber auch diese Aussicht hat nicht zu einer starken Buchungsnachfrage vonseiten deutscher Touristen für die Zeit nach dem 26. Juni geführt.

Vor allem Quarantänepflicht wirkt abschreckend

„Es ist richtig schwierig, den Deutschen eine klare Antwort zu geben, wenn sie anrufen, weil alles völlig unklar ist, und weil es zu viele Ausnahmen gibt“, sagt Lars Ravnholt und sieht vor allem die Pflicht, nach der Einreise in eine zehntägige Quarantäne zu gehen, als Grund dafür an, dass sich deutsche Touristen zurückhalten.

Auch die Sommerhausvermietung Esmark hat in den zurückliegenden zwei Wochen die gleichen Erfahrungen gemacht.

„Es ist nicht weniger kompliziert geworden, und deshalb hat das noch überhaupt keine Wirkung gezeigt. Es gibt Vermutungen und Hoffnungen, aber wir hoffen, dass es zumindest ab dem 26. Juni besser wird. Wir hören aus Deutschland, dass die Deutschen in jedem Falle bereit sind, hier hoch zu kommen“, sagt Verkaufs- und Marketingdirektor, Thomas Christiansen.

Es gibt mehr Rentner in Deutschland als es Einwohner in Dänemark gibt.

Lars Ravnholt, Bürochef bei Købmand Hansens Ferieudlejning

Mehr einheimische Touristen erwartet

Immerhin zeichnet sich ab, dass wie bereits im Vorjahr erheblich mehr einheimische Touristen ihren Urlaub in einem dänischen Sommerhaus verbringen wollen, als dies normalerweise der Fall ist.

„Wir haben sechs- bis sieben Mal so viele Dänen im Juli, aber das macht trotzdem nur einen Bruchteil der Buchungen aus, die wir normalerweise im Juli und August haben. Deutschland steht für 90 Prozent aller unserer Buchungen“, sagt Thomas Christiansen.

Auch beim Sommerhausvermieter Købmand Ferieudlejning ist man der Auffassung, dass die extra Anzahl dänischer Gäste die fehlenden Touristen aus Deutschland nicht ausgleichen kann.

„Es gibt mehr Rentner in Deutschland als es Einwohner in Dänemark gibt. Wenn wir wollen, dass es für Dänen möglich sein soll, im Ausland Ferien zu machen, dann sollten wir auch bereit sein, andere ins Land hereinzulassen“, sagt Lars Ravnholt.

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