Entvölkerung
Zu wenig junge Menschen wohnen auf dem Land
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Eine neue Prognose zur Bevölkerungsentwicklung in ländlichen Gegenden bis zum Jahr 2030 weckt Sorgen bei Experten und Interessenvertretern. Bereits eingeleitete politische Initiativen müssen sich erst noch als tauglich erweisen.
Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, der zunehmenden Zentralisierung der Bevölkerung entgegenzutreten. Ein neuer Bericht macht jedoch deutlich, dass die Verantwortlichen vor einer großen Herausforderung stehen.
Seit dem Jahr 2010 beträgt die Bevölkerungszunahme in den großen Städten und ihrem Umland 1 Prozent pro Jahr. Für die ländlichen Gebiete ist hingegen ein Rückgang von 6 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Älteren, während die Anzahl junger Menschen zurückgeht; eine Entwicklung, die sich bis ins Jahr 2030 fortsetzen wird, sofern nicht politisch gegengesteuert wird.
Das geht aus einem Bericht zu den ländlichen Gebieten des Wohnungs- und Innenministeriums hervor, der soeben erschienen ist.
Aufforderung zum Handeln
Die Zahlen bekümmern den Vorsitzenden der Interessenorganisation für ländliche Gebiete, Landdistrikternes Fællesråd, Steffen Damsgaard. Er fordert deshalb alle Akteure, denen an den ländlichen Gegenden gelegen ist, zum Handeln auf.
„Natürlich ist das keine aufmunternde Nachricht, wenn die Jugendjahrgänge bis zum Jahr 2030 schrumpfen und sich die Entwicklung in den ländlichen Kommunen und Randgebieten an mehreren Orten im Rückwärtsgang befindet. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass die Bevölkerung in einigen Gegenden immer älter wird, da es nicht das Maß an Zuzüglern gibt, das man sich wünschen würde“, sagt Steffen Damsgaard.
Er betont, dass es sich um eine Prognose handelt, von der er hofft, dass sie so nicht eintreten wird. „Aber das erfordert, dass alle Interessenten am gleichen Strang ziehen“, sagt er.
Wachsendes Ungleichgewicht
Auch Egon Noe, Forscher und Leiter des Center for Landdistriktsforskning an der Süddänischen Universität, sieht in der demografischen Entwicklung die große Herausforderung.
„Viele ressourcenstarke junge Menschen ziehen weg. Natürlich profitieren einige Gegenden auch davon, dass ein Teil der jungen Menschen nach Abschluss ihrer Ausbildung wieder in ihre Heimat zurückzieht, aber die Mehrzahl kehrt nicht zurück“, sagt Noe.
Er verweist unter anderem auf das wirtschaftliche und soziale Ungleichgewicht zwischen der Bevölkerung in den großen Städten und denen, die in ländlichen Kommunen und Randgebieten wohnen, als ein wachsendes Problem.
Zuzug während Corona-Krise nicht ausreichend
Steffen Damsgaard macht darauf aufmerksam, dass der Zuzug, den einige ländliche Gebiete während der Corona-Krise verzeichnen konnten, den grundsätzlichen Rückgang nicht aufwiegen konnte.
Er weist deshalb auf verschiedene Initiativen der Regierung hin, die ihre Tauglichkeit allerdings erst noch zeigen müssen. Unter anderem die Pläne für mehr Ausbildungsplätze außerhalb der großen Städte und eine bessere ärztliche Versorgung.
„Man möchte für ein Land in der Balance kämpfen, und es sind bereits gute Initiativen in Gang gesetzt worden. Die haben wir auch gelobt. Aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagt Steffen Damsgaard.
Glaube an Trendwende
Egon Noe kann die Sorgen gut nachvollziehen, glaubt jedoch, dass die Entwicklung umgekehrt werden kann.
„Es gibt einige Entwicklungen, die ernst genommen werden müssen. Aber ich bin zugleich überzeugt davon, dass man das lösen kann. Das erfordert natürlich, dass entsprechende Entscheidungen getroffen werden“, sagt er.
Auch Initiativen vor Ort notwendig
Dennoch liege die gesamte Verantwortung nicht allein bei den Politikern im Folketing, so Steffen Damsgaard. In den ländlichen Gebieten müsse auch vor Ort ein Einsatz geleistet werden, damit ein Umzug dorthin attraktiv wird.
„Es ist genauso entscheidend, dass man die Möglichkeiten, die entstehen, aufgreift. Wenn wir uns um mehr Ausbildungsplätze bemühen, dann muss man auch vor Ort einen Einsatz leisten, sodass sich das Studienmilieu und die lokalen Angebote entsprechend entwickeln“, gibt er zu bedenken.