Kirchenwelt

Deshalb will Hanna aus Sonderburg Pastorin werden

Deshalb will Hanna aus Sonderburg Pastorin werden

Deshalb will Hanna aus Sonderburg Pastorin werden

Sonderburg/Sønderborg
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Hanna Wattenberg ist hier in der Marienkirche konfirmiert worden. Foto: Sara Eskildsen

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THEMA KIRCHE HEUTE: Hanna Wattenberg aus Sonderburg studiert Theologie im fünften Semester. Warum sie sich auf ein Leben als Pastorin freut und was sie antreibt, erzählt die Sonderburgerin im Gespräch.

Die Sonderburger Marienkirche ist an diesem Dienstagvormittag fast leer, nur eine Frau sitzt andächtig auf einer der hinteren Kirchenbänke. 

Hanna Wattenberg ist in dieser Kirche zu Hause. Hier ist sie konfirmiert worden, und hier besucht sie die Gottesdienste, wenn sie zu Besuch in ihrer alten Heimat ist. 

Die 26-Jährige lebt und studiert in Greifswald, die Semesterferien verbringt sie dieses Jahr in Sonderburg, denn ihr Freund absolviert derzeit ein Praktikum als Organist an der Marienkirche. 

Beide wohnen bei Pastor Wattenberg und Organistin Christiane Wattenberg – Hannas Eltern. Hauke Wattenberg ist seit 2010 Pastor des deutschen Gemeindeteils in Sonderburg.

„Ich wollte mehr wissen und herausfinden“

Hanna befindet sie sich im 5. Semester ihres Theologiestudiums; schlägt sie den Weg als Pastorin ein, folgt nach dem Studium ein zweijähriges Vikariat. 

In der Marienkirche erzählt Hanna, warum sie sich für den Beruf Pastorin entschieden hat. „Ich habe vorher in Kiel und Aarhus Altphilologie studiert, also Latein und Altgriechisch. Als ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe, merkte ich, dass diese Schreibtischarbeit im stillen Kämmerlein mir auch Spaß macht, aber dass es nicht alles sein kann in meinem Berufsleben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich sehr mit Gott gerungen. Gläubig war ich immer, aber ich wusste nicht wie. Ich wollte mehr wissen und herausfinden – und so kam ich darauf, Theologie studieren zu wollen.“

Hanna sagt: „Als ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe und so in meinem stillen Kämmerlein saß, merkte ich, dass diese Schreibtischarbeit im stillen Kämmerlein mir auch Spaß macht, aber dass es nicht alles sein kann in meinem Berufsleben.“ Foto: Sara Eskildsen

Zu Beginn des Studiums war der Berufswunsch Pastorin noch gar nicht vorhanden, sagt Hanna. „Zunächst ging es mir um das Inhaltliche; Pastorin werden wollte ich eigentlich nicht. Aber als ich von Gleichaltrigen umgeben war, die an Gott glauben, machte das großen Eindruck auf mich. Ich habe in meinen Kommilitonen und Mitbewohnern Menschen kennengelernt, die ihren Glauben nicht verstecken, sondern offen leben.“ 

Ein Beispiel aus ihrem Alltag: „Ich wohnte im theologischen Studienhaus, einer großen WG mit 17 Personen. Auch da habe ich mitgekriegt: Viele beten vor dem Essen. Nicht, weil man das halt so macht, sondern weil es ihnen ein ehrliches Bedürfnis ist, zu danken. Gemeinsam beten und den Glauben miteinander teilen – das finde ich sehr schön, das hat mich bewegt.“

„Möchte nicht nur für mich leben. Sondern durch und für andere“ 

Und so kam der Wunsch in Hanna auf, ihren Glauben auch im Beruf mit anderen zu teilen – und für andere da zu sein. „Irgendwann stellt man ja doch fest, dass man sich nicht ewig von den Eltern durchfüttern lassen kann. Ich möchte auf eigenen Füßen stehen, und Pastor werden ist dann naheliegend, wenn man Theologie studiert. Außerdem habe ich beim Schreiben meiner Bachelorarbeit festgestellt: Ich möchte nicht nur für mich leben. Sondern durch und für andere.“ 

Dabei denkt die Studentin an die pastoralen Aufgaben wie Seelsorge. „Menschen brauchen jemanden, der ihnen zuhört, der mit ihnen durchs Leben geht, sie im Leben begleitet. Und man selbst erweitert seinen Horizont, indem man zuhört und am Leben der anderen teilnimmt. Nur wenn man andere Perspektiven hört, erhält man ein genaueres Bild vom Leben auf dieser Erde, denke ich.“

Manchmal ist man weit weg von Gott, mal sehr nah. Obwohl so viele Menschen aus den Kirchen austreten, finde ich es daher ungeheuer wichtig, dass es Kirche weiterhin gibt. 

Hanna Wattenberg

In Deutschland werden wegen schwindender Kirchenmitgliedszahlen mehr und mehr Kirchengemeinden zusammengelegt. „Die Gemeinden wollen aber natürlich genauso von ihrem Pastor betreut werden wie vor der Fusion, weswegen die Aufgaben der Pastoren immer größer werden. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Pastoren, ich kann sie nur bewundern.“

Auch Hanna beschäftigt sich mit der Frage: Welche Rolle spielt Religion heute? „Religion ist häufig scheinbar überflüssig geworden, aber ich bin überzeugt, dass Religion und Glaube weiterhin wichtig sind. Auf mich wirkt es anmaßend, zu behaupten, dass wir als Menschen jetzt alles wissen und können“, sagt Hanna, die 2017 ihr Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade (Aabenraa) gemacht hat.

„Dass man die Möglichkeit hat, zur Seelsorge zu gehen“ 

Das Bronzekreuz hat Hanna zu ihrer Konfirmation in der Marienkirche erhalten. Eingearbeitet ist ein Labyrinth, ein Symbol für den Glauben, erklärt sie.

„Manchmal ist man weit weg von Gott, mal sehr nah. Obwohl so viele Menschen aus den Kirchen austreten, finde ich es mir daher ungeheuer wichtig, dass es Kirche weiterhin gibt. Dass es Leute gibt, die diesen Pastorendienst erfüllen. Dass man die Möglichkeit hat, zur Seelsorge zu gehen. Dass es die Möglichkeit gibt, einen Gottesdienst zu besuchen und sich mit dem Glauben zu beschäftigen.“

Ob sie ihre Arbeit als Pastorin irgendwann mal in Dänemark ausüben wird, weiß Hanna noch nicht. „Ich kann mir beides vorstellen, sowohl Deutschland als auch Dänemark. Aber das werde ich mit meinem Freund entscheiden, wenn es soweit ist.“ 

Hannas Theologiestudium

  • Studienstart zum Wintersemester 2022 an der theologischen Fakultät in Greifswald, eingeschrieben im Diplomstudiengang.
  • In Deutschland kann man das Studium entweder mit einem kirchlichen Examen oder einem Diplomabschluss beenden. 
  • Das Studium beginnt mit dem Grundstudium: Altes Testament und Neues Testament, systematische und praktische Theologie, Propädeutikum und Religionspädagogik. Es folgt das Hauptstudium mit Aufbaumodulen in diesen Fachbereichen. 
  • Möchte man nach Abschluss des Studiums die Pastorenlaufbahn einschlagen, folgen ein zweijähriges Vikariat und ein zweijähriger Entsendungsdienst. 
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