Minderheitenpolitik

„Minderheit so lange man unsere Angebote annimmt“

„Minderheit so lange man unsere Angebote annimmt“

„Minderheit so lange man unsere Angebote annimmt“

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
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Eva Kjer Hansen
Eva Kjer Hansen Foto: Jens Dresling/Ritzau Scanpix

Die Venstre-Ministerin Eva Kjer stellt die Bezuschussung für die Minderheiten im Grenzland infrage. Ohne Geld gäbe es keine Minderheit, heißt es vom Bund deutscher Nordschleswiger.

„Die Minderheit wird es geben, so lange man unser Angebot annimmt. Sollte man uns das Geld streichen, würde es schnell gehen.“

So der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen,  auf eine erneut entflammte Diskussion über Minderheiten und Bezuschussung durch die „Mutterländer“.

Venstre-Ministerin und Grenzlandkennerin Eva Kjer Hansen hat in „Kristeligt Dagblad“ behauptet, dass das Nationale irgendwann nicht mehr am wichtigsten für die Identität der deutschen oder dänischen Minderheit sein werde.  Die Minderheiten müssten selbst diskutieren, wann dieser Zeitpunkt gekommen sei. Dann könne auch der Zeitpunkt kommen, wo es nicht zu verantworten sei mit einer Staatsbezuschussung der Minderheiten.

BDN-Chef Hinrich Jürgensen stimmt dem gar nicht zu, sondern liegt da eher auf der Linie einer anderen Grenzlandkennerin: Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) meint, dass es sowohl kulturell als auch ökonomisch Sinn ergibt, in die Minderheiten zu investieren. Dänemark zahlt eine knappe halbe Milliarde Kronen an die dänische Minderheit im Landesteil Schleswig, während der BDN aus Berlin und Kiel insgesamt rund 12 Millionen Euro bekommt.

 

Hinrich Jürgensen

„Minderheit ist nicht entweder oder, sondern sowohl als auch“

Hinrich Jürgensen: „Diese Diskussion kommt alle Jahr wieder. Natürlich muss man über die Höhe der Zuschüsse – und wofür sie gezahlt werden – reden können. Aber ich denke, dass man etwas fürs Geld bekommt. Der dänische Staat holt uns beispielsweise als Ratgeber ins Boot bei seiner Deutschland-Strategie. Minderheit ist nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Natürlich ist die Sprache  Identifikationsfaktor der Minderheit – und wichtig. Gleichzeitig muss man aber bedenken, dass der Alltag der meisten Mitglieder der deutschen Minderheit dänisch ist. Wir wohnen ja in Dänemark.“

Hinrich Jürgensen stellt fest, dass man schon vor 100 Jahren sagte, dass die Minderheiten wie Tau vor der Sonne verschwinden würden. So sei  es nicht gekommen, und das liege auch an der Bezuschussung: „Dieses Geld ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Wenn man uns morgen das Geld nehmen sollte, würde es schwer werden, die Angebote aufrechtzuerhalten. Dann könnte es schnell gehen, denn die Minderheit überlebt nur so lange wir Angebote haben und die Leute diese annehmen. Auch wenn wir viel Synnejysk oder Dänisch reden – Deutsch ist und bleibt unsere Hauptsprache. Aber natürlich befindet sich auch eine Minderheit im stetigen Wandel“, so Hinrich Jürgensen.

Dänische Zuschüsse

Der Südschleswig-Ausschuss hat 2017 für den Betrieb der dänischen Minderheit (inkl. Schulen, Zeitung etc.) 451 Millionen Kronen bezahlt. Hinzu kamen 14 Millionen Kronen für Bauprojekte und 6,8 Millionen für diverse Projekte.
Die deutsche Minderheit erhält insgesamt 132 Millionen Kronen vom dänischen Staat, unter anderem für den Schulbetrieb, die Büchereien und verschiedene Projekte. Die Bundesrepublik zahlt 71 Millionen Kronen. (Quellen: kum.dk, BDN)

Zu den Zahlen ist anzumerken, dass die dänischen Mittel für die deutschen Schulen im gleichen Rahmen wie für andere Privatschulen in Dänemark liegen und somit nicht als spezielle Minderheitenförderung zu betrachten sind.

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