Minderheiten in Europa

FUEN-Vize Toft „sprachlos“ über polnische Regierung

FUEN-Vize Toft „sprachlos“ über polnische Regierung

FUEN-Vize Toft „sprachlos“ über polnische Regierung

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Gösta Toft zeigt sich über das Vorgehen der polnischen Politik empört (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der deutschen Minderheit werden die Mittel gekürzt. Der europäische Minderheitenverband reagiert entsetzt. Bernd Fabritius, Minderheitenbeauftragter der Bundesregierung, spricht von diskriminierendem Missbrauch.

Das polnische Parlament Sejm hat am Donnerstag mehrheitlich bestätigt, dass die Mittel für die deutsche Minderheit in Polen um 65 Millionen Kronen gekürzt werden. Der Etat, aus dem der Deutschunterricht der Minderheit finanziert wird, schrumpft somit ab September um 20 Prozent.

„Die wollen ihnen die Muttersprache und den Unterricht wegnehmen“, sagt Gösta Toft zum „Nordschleswiger“.

Der deutsche Nordschleswiger ist Vize-Präsident des europäischen Dachverbandes nationaler Minderheiten FUEN und meint, „die Minderheit wird zum Spielball der Politik. Das widerspricht der Sprachencharta, die sie in Polen ratifiziert haben.“

Der Minderheitenbeauftragte der Bundesregierung, Bernd Fabritius, besucht die Deutsche Minderheit in Nordschleswig (Archivbild). Foto: Karin Riggelsen

Deutschunterricht wird um zwei Drittel gekürzt werden müssen

Und auch Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, äußert sich in einer Pressemitteilung am Freitag empört. Der Beschluss verletzte „ratifizierte Regelwerke des Europarates, damit auch nationale Gesetze und widerspricht dem Geist einer gedeihlichen Minderheitenpolitik zum Wohle von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung“, so der Politiker.

Konkret bedeutet die Kürzung, dass der Deutschunterricht als Minderheitensprache an Schulen von drei Stunden auf eine Stunde auf dem Wochenplan gekürzt wird.

Eine Diskriminierung oder gar eine Geiselnahme einer Minderheit zu außenpolitischen Zwecken ist keine akzeptable politische Strategie.

Bernd Fabritius

„Die Angehörigen der Deutschen Minderheit in Polen sind loyale Staatsbürger ihres Staates und haben als nationale Minderheit dort Anspruch auf Förderung ihrer Muttersprache im staatlichen Schulsystem“, so Fabritius. Er weist die Behauptungen der polnischen Regierung zurück, dass sich Polen in Deutschland in einer „sehr schlechten Lage“ befänden – und verweist auf entsprechende Berichte der Kultusministerkonferenz.

„Derart wichtige Anliegen wie die Minderheitenpolitik sollten konstruktiv und unter Nutzung bewährter bilateraler Gesprächsformate verfolgt werden. Eine Diskriminierung oder gar eine Geiselnahme einer Minderheit zu außenpolitischen Zwecken ist keine akzeptable politische Strategie“, macht Fabritius deutlich.

Gösta Toft ist #sprachlos angesichts der Maßnahmen in Polen. Foto: privat

Toft ruft zu Solidarität mit der deutschen Minderheit in Polen auf

Das sieht auch Gösta Toft so. „Die FUEN fordert die politischen Verantwortlichen der Republik Polen auf, die geplanten Mittelkürzungen zurückzunehmen und den Fortbestand des Deutschunterrichts für Angehörige der deutschen Minderheit zu sichern“, sagt er.

„Es braucht die internationale Solidarität, damit die deutsche Minderheit in Polen nicht alleine dasteht. Ich bin sprachlos über diese Vorgehensweise“, so Toft – der damit eine aktuelle Kampagne der Jugendorganisatin der deutschen Minderheit aufgreift.

Die hat dazu aufgerufen, unter dem Stichwort #sprachlos Schwarzweiss-Selfies in den digitalen sozialen Netzwerken zu teilen – und somit gegen die Maßnahmen zu protestieren.

Mehr lesen